9.05.2008
Deutsche UFO-Historie, der "Mr.X"-Aprilscherz 1950 aus Wiesbaden
Mit dem CENAP REPORT Nr.63, Mai 1981, gab es eine Überraschung als Klaus Webner den Artikel "Mister X war ein Aprilscherz! Untertassenabsturz hat nie stattgefunden!" einbrachte, um auf einen speziellen "Beweis" aus dem Berlitz/Moore-Buch "Der Roswell-Zwischenfall" von 1980 einzugehen. Webner warf damals den beiden Autoren vor, "mit einer derartigen Ignoranz und Naivität ans Werk gegangen zu sein, dass man es nur mit Geschäftemacherei bezeichnen kann, dass Verlage sich für die Verbreitung eines derart schlechten Manuskriptes überhaupt hergaben." Angeblich sollte das Buch auf "Untersuchungen" basieren. Nun, an einer Stelle des Werkes (S.129ff) spekulierten die beiden "Geschichtenschreiber" aufgrund einer Fotokopie und einer nachgefertigen Skizze über einen fremdartigen Überlebenden eines Untertassenabsturzes. Webner ging der Sache nach und entdeckte im Archiv der in Wiesbaden ansässigen Tageszeitung ´Wiesbadener Tagblatt´ die Wahrheit zu dem Fall.
Am Samstag, den 1.April 1950, hatte die Zeitung eine wahrhaft fantastische Geschichte unter der Schlagzeile "Fliegende Untertassen über Wiesbaden - Eine riesige Flugscheibe zerschellte am Bleidenstadter Kopf - Besatzungsmitglied in sicherem Gewahrsam. Kein Grund zur Beunruhigung" veröffentlicht und mit einigen Aufnahmen garniert, darunter auch genau jenes Bild, welches Berlitz/Moore vorgestellt hatten! Erzählt wird die abenteuerliche Geschichte von der Aufspürung einer in der Nähe von Wiesbaden während der Nacht abgestürzten Fliegenden Untertasse. Dabei soll sogar ein Besatzungsmitglied des Raumschiffes aufgegriffen worden sein. Das seltsame, einbeinige Wesen soll sich auf einer rotierenden Scheibe durch Dahingleiten fortbegewegt haben. Laut dem Artikel endeten seine Arme in vierfingrigen Greifhänden. Der Kopf sei unförmig gewesen und besaß große, runde, glotzende Augen. Einer der amerikanischen Polizisten habe einen Luftdruckregler mit Schlauch getragen während man den geheimnisvollen Mister X aus der Untertasse ins Wiesbadener Neroberghotel geleitete, um ihn dort unterzubringen. Die Amerikaner würden sich in kein gespräch einlassen und um Mister X an unseren Luftdruck zu gewöhnen, werde er nun täglich zwischen 14 und 15 h in der Umgebung des Nerobergtempels spaziernegeführt, steht in dem Artikel zu lesen. Die Stadtwerke hätten sich entschlossen, sogar Sonderfahrten mit der weltbekannten Nerobergbahn in Wiesbaden durchzuführen. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr, da mit "Telesuchgeräten" alles getan sei, um weiteren besatzungsmitgliedern habhaft zu werden. Spezialkommandos mit Minensuchgeräten ähnlichen Apparaten würden die Wälder durchstreifen. Die Anzahl der Radargeräte sei erhöht worden. Zuletzt erging der Aufruf an die Bevölkerung: "Wer irgendwelche Beobachtungen machen kann, der benachrichtige die Pressestelle der Stadt auf dem Rathaus. Die Nachforschungen über die geheimnisvollen Vorgänge werden fortgesetzt und wir selbst werden alles tun, um die Bevölkerung auf dem Laufenden zu halten."
Webner war es darüber hinaus gelungen, nach mehr als 31 Jahren, sowohl mit dem damaligen Verfasser, als auch mit dem Fotografen, der damals die "Beweisfotos" angefertigt hat, am 15.April 1981 im Archiv des "Wiesbadener Tagblatts" zu sprechen und damit den Schleier des Geheimnisses zu lüften. Der Untertassenabsturz war ein minutiös ausgetüftelter Aprilscherz des Redakteur Wilhelm Sprunkel gewesen (siehe auch dieses PDF unter http://download.yousendit.com/C9A0E... ). Hierzu war ihm die Idee aufgrund anderer Zeitungsartikel über Fliegende Untertassen gekommen, die er allesamt nicht ernst nahm und nimmt. Da stand auch schon der 1.April vor der Tür und welches Thema eignet sich schon besser zur Verübung eines Aprilscherzes als eben die Fliegenden Untertassen? Um die Sache so realistisch wie möglich zu gestalten, hatte sich Herr Sprunkel mit einem Verbindungsoffizier der amerikanischen Streitkräfte in Verbindung gesetzt, mit der Bitte, ihm zwei amerikanische Soldaten für einen Streich zur Verfügung zu stellen. Dieser amüsierte sich über das Vorhaben, gab hedoch zu bedenken, deass er zunächst den Stadtkommandanten in Wiesbaden um Erlaubnis bitten müsse. Der wiederum hat sehr gelacht und dann geäußert, er müsse beim Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in Heidelberg um Erlaubnis bitten. Tatsächlich wurde dort der Ulk genehmigt und jedermann ging an seine Arbeit. Der Fotograf Hans Scheffler fotografierte die wasserabdichtenden Glasscheiben der beleuchteten Fontäne im Kurhaus-Weiher und schnitt Abzüge davon als Fliegende Untertassen zurecht. Die wurden dann wiederum auf verschiedene Fotoabzüge geklebt und als Fotomontage reproduziert. So entstand das angeblich von Sicherheitsbehörden freigegebene Foto von "Trümmern der Flugscheibe" im Wald bei Wiesbaden. Für ein weiteres "Beweisfoto" hatte Herr Scheffler die Türme der Wiesbadener Marktkirche in der Abenddämmerung aufgenommen, wiederum die ausgeschnittenen Untertassen auf den Abzug geklebt und mit Retusche weitere Einzelheiten eingezeichnet, um den Eindruck von Fliegenden Untertassen über Wiesbaden zu erzeugen. Als Reproduktion ging auch diese Montage in Druck und Herr Sprunkel hatte sich folgenden Text dazu ausgedacht:
"Das Infra-Rot-Kathodenstrahlrohr offenbart mit Bildaufnahmegerät und Spezialfilm Vorgänge, die dem menschlichen Auge unsichtbar bleiben müssen. Das beweist unsere linke Abbildung: Zwei ´Fliegende Untertassen´ kreisten - von den Wiesbadenern unbemerkt - um die Marktkirche. Die Geräusche der sausenden Scheiben waren nicht bemerkbar, da Ultra-Kurz-Schallwellen bekanntlich vom menschlichen Gehör nicht aufgenommen werden." Dann traten die ausgeliehenen amerikanischen Soldaten in Aktion. Mit einem Armeejeep fuhr die Crew hoch zum Neroberg, um dort das Ausführen des Mr.X aufzunehmen. Doch wer verkörperte nun wirklich den Außerirdischen von Wiesbaden? Der "geheimnisvolle Insasse der Fliegenden Untertasse" war in Wirklichkeit der damals 5jährige Peter Scheffler, der Sohn des Fotografen. Dem Kleinen hat die Sache damals einen riesigen Spaß gemacht. Die Verwandlung des Buben hin zum Alien erfolgte mittels Retusche. Die Szene warabsichtlich so gestellt worden, dass spätere Manipulationen leicht möglich waren. Das einzige, was der amerikanische Soldat links im Bild hält ist ein Blechkasten. Sowohl den Schlauch, als auch das Atemgerät, den Kopf, die "vierfingrige Greifhand" und das Einbein mit der "rotierenden Scheibe" hat herr Scheffler durch Übermalen hervorgerufen - soetwas ist kein Problem für ihn gewesen, malte er doch gerne und besitzt deshalb das nötige Talent zum Retuschieren. Als Fotoquelle gab man an "3 Translag/USA-Fotos". Natürlich ist auch diese Referenz frei erfunden gewesen.
In der Tat war der Untertassenabsturz derart authentisch aufgemacht, dass man ihn 1950 wirklich für bare Münze nahm. Der Artikel hatte solches Aufsehen erregt, dass er sogar eine Woche später von der amerikanischen Wochenzeitung Wiesbaden Post mit den Fotos nachgedruckt wurde. Zuvor hatte sich bereits eine auswärtige Journalistin mit dem Wiesbadener Tagblatt in verbindung gesetzt und wollt eum jeden Preis die Veröffentlichungsrechte für das Foto von Mister X erwerben. Als Herr Sprunkel klarstellte, dass die ganze Angelegenheit doch nur ein kleiner Aprilscherz sei, fauchte die Dame zurück, man wolle ihr bloß nicht die Veröffentlichungsrechte übertragen. Herr Sprunkel benötige 20 Minuten, um die Journalistin am Telefon von der Wahrheitslosigkeit der Geschichte zu überzeugen! Wie Webner von Fotograf Hans Scheffler erzählt bekam, sind Aprilscherze eine deutsche Angelegenheit, das mache man einfach; und jeder Aprilscherz sei bisher klargestellt worden. Nach wenigem Umblättern in dem alten Zeitungsband fanden wir dann auch tatsächlich eine Dementierung der Geschichte, die am Montag, dem 3.April 1950, erschienen war: "Tüchtig reingefallen! Der 1.April hat es von je her in sich. In Wiesbaden trat er in diesem Jahr besonders gefährlich auf und brachte einen beachtlichen Teil der Bevölkerung in Zweifel und Verwirrung. Die ´Fliegenden Untertassen´ wirbelten in der Luft und erregten die Gemüter so sehr, dass es sich Hunderte nicht nehmen liessen, Mister X bei seinem Spaziergang auf dem Neroberg zu begrüßen. Gestern abend noch wollte eine auswärtige Journalistin - und dies ist kein Aprilscherz - von uns nich Einzelheiten über den ´Geheimnisvollen´ wissen und bat um dessen Foto..."
Erhebt sich die Frage, wie die Autoren des Roswell-Buches an das Foto von Mister X kamen. Irgendjemand, möglicherweise sogar die damals beteiligten amerikanischen Soldaten, schickten die Tagblattfotos im Mai 1950 zum Federal Bureau of Investigation (FBI) nach Amerika. Dort nahm man die Sache nicht sonderlich ernst und warf die Zeitungsmeldung zu den übrigen Akten. Jahrzehntelang setzte sich unbekümmert Staub auf ihnen ab, bis eines Tages ein Gesetz in Kraft trat, das die öffentliche Einsichtnahme von Unterlagen in Verbindung mit UFOs und Fliegenden Untertassen gestattete. Barry Greenwood, der damals mit dem UFO Information Network (UFOIN) in Rome, Ohio, zusammenarbeitete, erwarb ein Bündel fotokopierter FBI-Unterlagen und entdeckte darunter auch die hier abgehandelten Aufnahmen. Das Foto von Mister X war so schlecht in der Qualität, dass der Zeichner von UFOIN, Mr.Lawrence Blazey, eine Zeichnung hiervon anfertigte
(siehe unter http://marcianitosverdes.haaan.com/... ). Als William Moore von diesem Material erfuhr, fragte er sofort nach, ob er für sein Buch dieses haben könnte. Selbstverständlich wurde er prompt beliefert und so zierte die Buchausgabe zum Roswell-Zwischenfall heute sowohl eine Zeichnung als auch eine Fotokopienwiedergabe von Mister X, den es niemals gab. Wie Webner von der Archivverwalterin des "Wiesbadener Tagblatts", Frau Rosenbaum, erfuhr, hatte jemals weder ein Mr.Berlitz noch ein Mr.Moore oder sonstjemand zuvor die Zeitung in dieser Angelegenheit kontaktiert.
Das sind also die "Hintergrunduntersuchungen" eines Charles Berlitz und William More gewesen, Schall und Rauch - und sonst gar nichts. Dabei wäre es gerade in diesem Fall ein Kinderspiel gewesen, eine diesbezügliche Anfrage zu stelle! In Wiesbaden gibt es nur zwei Tageszeitungen und beiden ist der alte Aprilscherz bestens bekannt und wird gelegentlich unter den Redakteuren noch als Witz weitergegeben. Und noch mehr, alle deutschen Beteiligten von damals waren zu jenem Zeitpunkt 1981 noch beim Wiesbadener Tagblatt tätig gewesen. Kurz und gut, aufgrund von Webner´s Recherchenarbeit erschien am Mittwoch, dem 22.April 1981, nochmals ein großer Zeitungsartikel: Ein Tagblatt-Aprilscherz im Archiv des FBI... Und jetzt auch noch als UFO-Tatsachenbericht in einer Buchveröffentlichung. Redakteur Wilhelm Sprunkel klärt darin für alle Berlitz/Moore-Fans den Jux ausführlich auf. Tatsächlich fanden auch wir vom CENAP in den freigegebenen FBI-Unterlagen das hier behandelte Material wieder (File No.66-1199). Hier wird klar, dass das Material über die Geheimdienst-Abteilung von New Orleans am 22.Mai 1950 zum FBI gelangte, als es dort dem Agenten John Quinn vom CID übergeben wurde. Die Quelle (offenbar jemand der bereits seit 5 Jahren in einem Lager der Bundesregierung in Kansas arbeitete) hatte das Bildmaterial selbst (von einem Zeitungsbericht ist dabei nicht die Rede) von jemanden für $ 1 abgekauft und dachte nun, dass dieses Material "in die Hände unserer Regierung gehört". Die deutschsprachige Bildunterschrift aus dem "Wiesbadener Tagblatt" war erhalten geblieben, weswegen auch deutlich war, dass das Material Wiesbaden zuzuordnen ist.
Versuchen Sie Klaus Webner´s Selbstverlags-Buch "Wesen aus dem Weltraum?" zu erlangen: Verlag Klaus Webner Produktionen, Wiesbaden 1993.
In dem Rahmen ist vielleicht ebenso das Bild vom "Silbermann" interessant. Die Geschichte kam am 1.April 1950 hierzulande in der ´Neue Illustrierte´ heraus. PDFs dazu können Sie unter http://download.yousendit.com/CF7DE... und http://download.yousendit.com/D6D03...downloaden. Im CENAP REPORT Nr. 276, Jan.-Feb.2002, fab es die Hintergrundstory, "Das Geheimnis des Silbermannes", dazu. Achim Martin, Heusweiler, setzte sich für unsere Privatzeitschrift auf historische Spurensuche nach einer Art "deutschem Roswell". Er lüftete dabei das Geheimnis des "Silbermannes", über welches sich schon Generationen von UFO-Nachforschern sich den Kopf zerbrachen. Das Foto des kleinen silbernen Außerirdischen (ein 70 cm-Gnom zwischen zwei Männern im Trenchcoat und zwei Frauen im Hintergrund vor Bäumen einer herbstlichen Szene) ist vielen bestens bekannt - nur war es bisher unmöglich gewesen, die richtige Hintergrundgeschichte aus dem Jahr 1950 aufzudecken, weswegen bis Heute Spekulationen umhergeisterten, wonach der "erste Mars-Mensch" sogar irgendwie mit Deutschland verbunden sein soll. Martin gelang die Aufklärung nun bei seinen Nachforschungen rund um den Globus und schließlich führte die Spur nach Köln... Im ´The Skeptic´ für Jan.-Feb.1992 gab es dazu eine bemerkenswerte Geschichte von Ole Henningsen/SUFOI - hier können Sie das PDF-Dokument dazu dowloaden: http://download.yousendit.com/3C562... .
Gucken Sie auch mal hier, was es dazu alles gibt: http://forgetomori.com/2008/ufos/uf...
Quelle: CENAP-Archiv