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Astronomie - Meteorit in Hirschberger Wald bei Weinheim gestürzt?

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4.06.2015 / 11.00 MESZ

Hirschberg. Peter Steinbach traute seinen Augen nicht. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte er lange den Vollmond über Hirschberg mit seiner Kamera beobachtet. Bevor er seine Ausrüstung wieder einpackte, wollte er noch versuchen, den Sternenhimmel über dem Wald auf ein Foto zu bannen. Er stellte die Kamera auf vier Sekunden Langzeitbelichtung ein, da war es exakt 23.51 Uhr. Und dann passierte es.
„Zuerst sah es aus wie eine glühende, orangene Kugel, die dann in mehrere Teile zerbrach und im Wald einschlug – begleitet von sehr hellem, grünem Licht, Dampf und einer leisen Explosion“, schildert Steinbach sein Erlebnis, das ihn spontan an Hollywood-Katastrophenfilme erinnerte. Zum Glück kam es nicht zu einer Katastrophe. Aber es blieb die Frage: Was war das?
Unsere Redaktion wandte sich an das Institut für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin und an das European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt, das als Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA gewissermaßen „Europas Tor zum Weltraum“ ist. Beide Institutionen versprachen, der Sache auf den Grund zu gehen.
Zwar steht eine genauere Einschätzung der Berliner Wissenschaftler bisher noch aus, aber beim DLR hält man es durchaus für möglich, dass es sich dabei um einen Meteor oder eine „Feuerkugel“ gehandelt hat. Ob ein „Himmelsstein“ aber tatsächlich in den Wald gestürzt sei, sei nicht ohne Weiteres auf dem Bild zu erkennen. Vielmehr sei es auch möglich, dass die Leuchtspur hinter dem bewaldeten Bergrücken und damit in großer atmosphärischer Höhe – also in weiter Entfernung – endet. Dann wäre das, was auf dem Foto „im“ Wald zu sehen ist, nur ein Lichtreflex.
Am Nachmittag konnten wir dann mit Gerhard Drolshagen telefonieren; er ist bei der ESA Experte für erdnahe Objekte (Asteroide und Meteoroide). Seine Einschätzung: „Das könnte in der Tat ein heller Meteor gewesen sein.“ Das Bild, aber auch die Beschreibung des Fotografen, würden alle typischen Merkmale dafür aufweisen.
Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit, dass der Meteorit tatsächlich in der Nähe von Hirschberg eingeschlagen ist, eher gering. Da sich aber via Facebook und per E-Mail weitere Augenzeugen bei unserer Redaktion gemeldet hatten, die dieses Spektakel von der anderen Seite des Bergkammes (in Steinklingen und Oberflockenbach) beobachtet haben, wollte Drolshagen dies auch nicht ausschließen.
Peter Steinbach will jedenfalls selbst mal nachschauen, ob er im Wald etwas findet. Das DLR hat auf seiner Website einige Hinweise veröffentlicht, die dabei hilfreich sein könnten: Die Chancen, dass es sich um einen Meteoriten handelt, sind groß, wenn 1. das Fundstück für seine Größe besonders schwer ist, 2. von einem Magneten angezogen wird, 3. eine matte Oberfläche aufweist, 4. an angeschliffenen Ecken metallischen Glanz zeigt, 5. eine schwarze oder braune Kruste hat sowie 6. kompakt und massiv ist.
Sollte er fündig werden, dann könnte der außerirdische Stein durchaus wertvoll sein, erklärte der ESA-Experte. Denn in Deutschland seien bisher erst knapp 50 offiziell anerkannte Funde verzeichnet. Die Bandbreite reiche hier bis zu 50 Euro je Gramm. Allerdings wäre dann zu klären, ob „Vater Staat“ oder eventuell auch der Eigentümer, auf dessen Grundstück der Meteorit gelandet ist, ebenfalls Rechte an dem Fund hätten. „Das ist je nach Bundesland ganz verschieden“, so Drolshagen.
Für Peter Steinbach wäre der ideelle Wert aber ohnehin viel wichtiger: „Ich hatte eine verrückte Nacht, die ich sicher nicht so schnell vergessen werde. Wenn ich jetzt auch noch den Meteoriten finde würde, dann wäre das der Hammer!“
Quelle: Weinheimer Nachrichten
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Update: 22.30 MESZ
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Nach zwei weiteren Meldungen über die Feuerkugel bei unserer Meldestelle aus Schriesheim und Lampertheim nahmen wir Kontakt zur Sternwarte Gahberg auf, in der Hoffnung, dort ebenfalls die Feuerkugel aufgenommen zu haben. Leider bekamen wir aber Negativ-Bescheid:
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Hallo Herr Köhler,
 
wegen Bewölkung waren unsere Kameras leider nicht in Betrieb.
 
mit besten Grüßen
 
Erwin Filimon
Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut / Sternwarte Gahberg
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