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Modell-Hubschrauber : Ein grünes Ufo am Himmel
Filmaufnahmen aus luftiger Höhe. Motocross nicht nur am Boden. Die verschiedensten Perspektiven und Blickwinkel einnehmen - das geht mit einer Kamera, die an einem Modell-Hubschrauber angebracht ist.
Die kleinen Kameras am Boden sind positioniert, der Copter ist startbereit, die Polizei wurde informiert. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein im Kieswerk bei Ulm. Der Motor eines Motocross-Motorrads heult auf, daraufhin hebt der Green Cap Copter mit seinen sechs Rotoren ab. Thomas Kärcher und Mark Böhm - Inhaber des erst zum Jahresanfang gegründeten Unternehmens Green Cap Copters - machen Aufnahmen der besonderen Art von einem Motocross-Fahrer. Es handelt sich um spektakuläre Videoaufnahmen mit Hilfe einer Kamera, die an einer Art Helikopter befestigt und individuell mit einer Fernsteuerung bedienbar ist. Um Meldungen von Beobachtern wie "da ist ein grünes Ufo am Himmel" zu vermeiden, haben Kärcher und Böhm ihr Vorhaben in dem Steinbruch vorab der Polizei gemeldet.
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Motocross-Fahrer Marcus Paul fährt immer wieder die Hänge des Kieswerks hinauf, dreht Kurven, macht Sprünge. Der Multicopter ist ständig in Bewegung. Er fliegt über den Motocrosser hinweg, schwebt nebenher oder dicht über dem Boden - aus sicherer Entfernung oder ganz nah dran. Fliegen mit Modellhubschraubern ist normalerweise ein Hobby, berichtet Fotograf Thomas Kärcher, der die Copter jedoch professionell einsetzt. "Als Fotograf sucht man nach neuen Perspektiven". Böhm fügt hinzu: "Wir sind beide technisch interessiert".
In den vergangenen zwei Jahren haben sich die zwei mit der Technik dieser Multicopter beschäftigt und schließlich ihre eigenen Modelle zusammengebastelt: fünf Kilogramm, sechs Rotoren, knallgrüne Kappe, eine hochauflösende Kamera - das ist das Ergebnis. Dann entstand der Gedanke, auch auf kommerzielle Art zu fliegen und zu fotografieren. Böhm ist davon begeistert: Das eröffne unglaublich viele Möglichkeiten für die Zukunft und mache beiden außerdem sehr viel Spaß.
Er und Kärcher wenden sich mit ihrer Geschäftsidee sowohl an Privat- als auch an Geschäftskunden. "Alles ist möglich" lautet die Devise: von Hochzeitsbildern aus der Luft über Aufnahmen des eigenen Hauses bis zum Abfliegen von Maschinenparks. Wartung und technische Prüfung von Windkraftanlagen und Solarpanels sind ebenfalls ein Feld, auf dem sich Hexacopter aus Sicht der Profis bewähren. "Niemand muss sich mehr zur Wartung oder Begutachtung in windige Höhen begeben - den Job übernimmt der Copter", sagt Böhm.
Beim Einsatz des Multicopters ist gesetzlich ein Pilot und ein Kameramann vorgeschrieben. Dies bedeutet, dass eine Person allein für die Steuerung des Copters zuständig ist, während die andere, ebenfalls mit einer Fernsteuerung ausgestattet, die Kamera schwenkt, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Kärcher, der ein Fotostudio in Neu-Ulm besitzt, und Böhm, Softwareentwickler aus Gerstetten, sind "alte Tauchkumpels". Sie sehen ihre Stärken nicht nur im kreativen Bereich, sondern in der Technik, da sie keine fertigen Bausätze kaufen: "Wir haben das Know-how. Wenn etwas nicht funktioniert, wissen wir, welche Hebel in Bewegung gesetzt werden müssen." Vielen fehle auch das Wissen und die Erfahrung zur Nachbereitung des Materials. Die Firmengründer, deren Wiedererkennungszeichen die grüne Kappe ist, sind immer am Optimieren.
Im Kieswerk starten die beiden den Copter erstmals aus der Tonne. Im Normalfall ist ein Landegestell am Copter befestigt, was jedoch den Nachteil hat, dass die Kamera nicht um 360 Grad gedreht werden kann, da die Stäbe des Landegestells im Weg sind. Der Verzicht auf das Gestell bedeutet auch weniger Gewicht und daher eine längere Akkulaufzeit. Außerdem darf ein Startgewicht von fünf Kilo gesetzlich nicht überschritten werden.
Die Aufnahmen können live vor Ort betrachtet werden - auf einem aufgebauten Bildschirm, auch mit 3D-Brille, mit der man die Perspektive der Kamera des Copters einnimmt. Der leidenschaftliche Motocross-Fahrer freut sich jedenfalls über die Videoaufnahmen aus der Vogelperspektive. Um für Abwechslung zu sorgen, gab es zudem Bodenkameras auf Spezialgestellen.
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Während der Flüge, die wegen der Akkulaufzeit jeweils zehn Minuten umfassen, gab es schon begeisterte Ausrufe wie "da fliegen die Brocken um die Ohren". Kärcher war in die Rolle des Kameramanns geschlüpft. Nach dem Dreh wurde das Material gesichtet, um beim Schnitt die besten Szenen rauszuholen.
Traum der beiden Firmengründer ist es, verstärkt im kommerziellen Bereich zu arbeiten, um sich dann auf das konzentrieren zu können, was am meisten Spaß macht - das Fliegen. Am Ende gab es noch einen Tipp für Hobby-Flieger, die es selbst versuchen wollen: das leicht erhältliche Standardmodell Cam-One-Tec Phantom
Quadrocopter.
Quelle: Südwest Presse