6.07.2019
Zuerst ein grelles Aufleuchten am Himmel. Dann sieht man die Explosion. Und erst Sekunden später hört und spürt man sie auch. Auf diese Weise schlug vor 19 Jahren, am 18. Januar 2000, ein 200 bis 250 Tonnen schwerer Meteorit in den zugefrorenen Tagish Lake in British Columbia, Kanada, ein.
Heute sind von dem Weltraumbrocken, der einen Durchmesser von vier bis sieben Metern gehabt haben soll, nur noch Bruchstücke übrig — aufschlussreiche Bruchstücke. Denn mithilfe von ihnen lässt sich die lange Reise nachvollziehen, die der Meteorit hinter sich gebracht hat.
Der Meteorit vom Tagish Lake ist ein sogenannter kohliger Chondrit, also ein Gesteinsbrocken mit hohem Anteil an organischen, kohlenstoffhaltigen Substanzen. Seine chemische Zusammensetzung gibt Wissenschaftlern Aufschluss über seine Herkunft. So war der Meteorit wahrscheinlich selbst nur ein Bruchstück eines D-Asteroiden, die sich durch eine Oberfläche aus überwiegend Silikaten und Kohlenstoffverbindungen auszeichnet.
Wie ein internationales Forschungsteam durch eine Analyse des Kohlenstoffs herausfand, hat sich der Mutterasteroid des Meteoriten weit außen im Sonnensystem gebildet — in etwa dort, wo heute der Uranus und der Neptun ihre Bahnen ziehen. Jedoch könnte der Gesteinsbrocken auch aus dem Kuipergürtel stammen, wo Tausende vereiste Felsbrocken ihre Bahnen noch weit hinter dem Orbit des Neptun ziehen, heißt es in dem Forschungspapier, das im Fachmagazin „Nature“ erschienen ist.
Nur in den eisigsten Regionen unseres Sonnensystems können solche Meteoriten entstehen
„Die Umgebungstemperatur, bei der sich ein Asteroid gebildet hat, ist entscheidend für die Bestimmung seiner ursprünglichen Position. Sie wird durch die Menge der darin enthaltenen flüchtigen Stoffe bestimmt“, erklärte Peter Hoppe vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, der an dem Projekt beteiligt war, in einer Pressemitteilung.
Der ungewöhnlich hohe Anteil an Karbonaten in den Bruchstücken des Meteoriten lassen darauf schließen, dass der Brocken seinen Ursprung weit draußen in den kältesten Regionen des Sonnensystems hat. „Karbonate entstehen bei wässrigen Reaktionen von CO2 mit Kalzium oder einem anderen Element. Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass es im Mutter-Asteroiden einmal eine große Menge an 13C-reichem CO2-Eis gab“, so der Forscher.
Nur in den äußersten Bereichen unseres Sonnensystems sind die Bedingungen dafür gegeben, dass das auf der Erde nur in Gasform vorkommende CO2 gefriert. Einen weiteren Hinweis lieferte das Verhältnis zwischen CO2 und Wasser: Hier fanden die Forscher kometenähnliche Verhältnisse vor, was ein weiteres Indiz für den fernen Ursprung des Meteoriten ist.
Durch die starken Gravitationskräfte der äußeren Gasplaneten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun soll der Brocken dann ins Innere des Sonnensystem geschleudert worden sein, nur um irgendwann im Tagish Lake in Kanada zu landen.
Quelle: Business-Insider