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UFO-Forschung - Aus dem CENAP-Archiv: UFO-History Teil-93

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10.09.2006

CENAP-Archiv: UFOs - Der X-treme Kult

Damals geschrieben - und heute noch aktuell...

UFOs - Der X-treme Kult 

von Werner Walter, CENAP-Mannheim 

 

U.F.O. steht für unidentifiziertes Flug-Objekt, nicht für "unbekanntes Flugobjekt" und "unerklärliches Flugobjekt" oder gar "Fliegende Untertasse" - wie es so gerne dargeboten wird. UFOs sind vom Beobachter einfach nicht erkannte Erscheinungen im Luftraum, punktum - wenn wir sachlich bleiben wollen, aber wollen Sie dies wirklich? Zumeist handelt es sich hierbei um ungewöhnliche Lichtgebilde am nächtlichen Himmel, die sich die Betrachter nicht erklären können, ihnen mysteriös und geheimnisvoll erscheinen - doch wer will schon alles kennen,was sich da nächtlings in unserem Luftraum bewegt oder abzeichnet? Sie merken es schon, mit den bildschönen Fliegenden Untertassen-Aufnahmen am hellen Tage der populären ufologischen Spekulativ-Literatur hat dies gar nix zu tun. Der Alltag des UFO-Phänomens schaut schon ein bißchen anders aus, als Sie es sich als Leser der UFO-Literatur vorstellen mögen. Auch nicht mit den UFO-Konzepten, die uns die Filmschmiede Hollywood anzubieten hat. Dennoch: Die unheimlich-erscheinenden Lichter sind der Kern des UFO-Phänomens, des UFO-Problems. Es mag Ihnen gefallen, oder nicht - dennoch ist es so. Nicht die aluminiumblitzenden Fliegenden Untertassen irgendwelcher Fototrickkünstler sind Vertreter der wirklichen UFO-Realität, sondern schlichte Lichterscheinungen am dunklen Abendhimmel sorgen für den ganzen Spuk, der zu einem Kult wurde. Verrückter Weise aber nicht um einen Kult zu den eigentlichen UFO-Phänomenen, sondern zu einem Kult um das Kunstprodukt der "Fliegenden Untertassen" und ihrer ach so beliebten Interpretation als Raumschiff fremder Kosmonauten. 

 

Nun, seit 1973 bin ich in die UFO-Story verwickelt, begonnen habe ich als blind-naiver Gläubiger der Fliegenden Untertassen-Besucher und habe mich als Aktivitist der UFO-Forschung dazu durchgerungen, sehr viel Geld, ne Menge Zeit, unendliche Energie und viele Mittel aufzuwenden, um den einzelnen Meldungen über außergewöhnliche Himmelserscheinungen nachzugehen und die Gesamtproblematik zu studieren. Im Zuge der Zeit wurde ich deswegen vom glühenden, dumm-jugendlichen, naiven UFO-Anhänger zum gereiften UFO-Skeptiker und UFOlogie-Kritiker, der überall mitreden kann - aber nicht immer will, ganz einfach weil mir manche Themen inzwischen zu dumm sind. 

Diskutiert man das UFO-Phänomen, dann diskutiert man (wie selbstverständlich) über außerirdische Besucher in ihren ko(s)mischen Kisten, die tatsächlich bestens auf der Kino-Großleinwand rüberkommen und unsere Herzen im Strum zu erobern imstande sind - auch dies ist eine Wahrheit des UFO-Phänomens, was einmal mehr die emotionale Seite der ganze Auseinandersetzung aufzeigt und belegt, wie stark die Affäre von populären Bildern im weiteren Sinne besetzt ist. Wie auch immer, im Kino, auf Video und im heimischen Glotzkasten sind die außerirdischen Flieger bereits zum "Kult" geworden, zum "X-treme cult". Das Fliegende Untertassen-Konzept hat damit zu tun, jene verbale Erfindung eines Pressemannes nach der berühmten Arnold-Sichtung vom 24.Juni 1947, die sich plötzlich verselbständigt hat und als Archetyp die ganze UFO-Auseinandersetzung kondaminierte, quasi als UFO-Aids der Moderne uns Menschen befiel. Um es in Erinnerung zu bringen: Arnold sah für sich seltsame "sichelförmige Objekte", die ihm wie seltsame "Flugzeuge" aussahen. Doch unter Vernachläßigung der historischen Daten entwickelte sich ein ganz und gar anderes Konzept - jenes der Fliegenden Untertassen, wie es die Presse, Hollywood und die entstehende UFOlogie nicht nur liebte, sondern mit allen Kräften förderte. Nicht umsonst sage ich hier und da, dass die Medien, Hollywood und die UFO-Promoter Traumverkäufer sind. Fliegende Untertassen sind soetwas wie "Opium für das Volk"... 

 

Verbunden mit den Fliegenden Untertassen als UFO-Ausprägung ist natürlich eine ganz bestimmte, faszinerende und utopische Konzeption, die uns irgendwo im Herzen und in der Seele rührt: Die Fliegenden Untertassen sind die Raumschiffe von zuerst interplanetarischen und später dann interstellaren oder gar extragalaktischen Besuchern. Je weiter wir selbst uns in den Weltraum hinausbewegen, je weiter rücken die ufologischen Vorstellungswelten der Kult-Anhänger in den Kosmos zurück. Das UFO-Phämomen wurde deswegen zum X-tremen Kult, der zur rechten Zeit, nämlich dem Anbruch des "Space Age" (Weltraumfahrt-Zeitalters), ansetzte. Wem würde es interessieren, wenn die UFO-Debatte sich nur um Erdbeben-Lichter und Kugelblitze aufbauen würde? Ein paar Leutchen sicherlich, aber keineswegs die Masse. Der Kult-Status der UFOs ist der Ausdruck des Wunsch des Menschen nach den Außerirdischen. Im Zeitalter der Weltraum-Exploration durch uns selbst, hat die Option der außerirdischen Visitors alle öffentliche Begeisterung für sich, weil wir als Kollektiv einfach nicht "Allein im Kosmos" sein wollen, genausowenig wie als Individuum. Daher ist es verständlich (?), dass die UFO-Diskussion sich im Kern nicht um die Einzelfallauseinandersetzung sogenannten UFO-Sichtungen dreht, sondern um die leidliche Frage, ob es Außerirdische gibt oder nicht. Dies ist schon seltsam genug. 

 

Seitdem die UFOs also auftauchen gibt es Menschen, die sich einer selbsternannten "UFOlogie" verschrieben haben. Sie geben vor, sich für die Erforschung des UFO-Phänomens einzusetzen, geben sich als "UFO-Forscher" aus - doch dies ist ein großes Wort, eine Worthülse. Um es auf den Punkt zu bringen: Die allerwenigsten "UFOlogen" sind tatsächlich daran interessiert, einzelfallbezogene Erhebungen, Ermittlungen, Recherchen und Untersuchungen durchzuführen. Ganz zu schweigen von detektivischen oder gar wissenschaftlich-kritischen Angehensweisen und "Philosophien". In aller Realität wurde die UFO-Frage von Esoterikern, Sinnsuchern und Vertretern des New Age besetzt, also von "Gesinnungs-Gefolgsleuten" einer phantastischen Konzeption oder neuen kosmischen Religion im weitesten Sinne. Schauen Sie sich nur eine x-beliebige Talkshow rund um unser Thema an: Hier geht es nur um die "persönlichen Erfahrungen" und die Botschaften, die es rüberzubringen gilt, verpackt in diese oder jene Nebelkerze. Mit Forschung, Auseinandersetzung und wissenschaftlicher Debatte hat dies alles gar nichts zu tun. Ersetzt wird dies durchweg durch Philosphie, Weltanschauung und kosmische Ideologie, wenn nicht gar durch Pseudo-Religion. Mit Wissenschaft hat all dies überhaupt nichts zu tun. Ich weiß hier ganz genau, von was ich rede, war ich doch selbst schon oft genug Teilnehmer solcher mir unsäglichen und unerträglichen Sendungen, um als Alibi-Skeptiker den Anschein für den jeweiligen Sender zu wahren oder als einsamer Außenposten der Vernunft zu dienen! 

 

In meinen Jahrzenten als UFO-Phänomen-Untersucher habe ich eher selten Menschen aus unserer Mitte getroffen, die die UFO-Frage als intellektuelle, wissenschaftliche Herausforderung angesehen haben und selbst bereit sind, entsprechende Vorfalls-Untersuchungen durchzuführen. Also das zu tun, was ich unter Erforschung des UFO-Phänomens ursächlich verstehe. Überhaupt fällt mir auf, dass die ufologische Gemeinschaft an der Praxis kaum Interesse hat, sondern viel lieber am Stammtisch schwadronniert und hier die Debatte führt. Viel eher ist abzusehen, dass die UFO-Gemeinde sich von den abenteuerlichen UFO-Werken sogenannter "UFO-Experten" vollsäuseln läßt, um auf den kosmischen Trip zu gehen. Natürlich ist die Abfütterung eines bereitwilligen, offenen Marktes auch eine Nische im Geschäftsleben. Und im medialen Zeitalter von "Akte X" wird dieser gewaltige Markt abgefüttert, geradezu massenbefriedigt. Wechselseitige Strukturen sind bei genauerer Begutachtung ersichtlich, aber dies ist hier nicht das Thema. 

 

Aus Unwissenheit, Wunschdenken und aufgrund prädisponaler Einstellung entstand ein weltweiter UFO-Kult. Besetzt wird dieser im Kern von Anhängern des Okkultismus, des Spiritismus, der Esoterik und des New Age. Die UFOlogie ist KEINE Wissenschaft, sie ist ein Gesinnungs-Ausdruck mit intensiv besetzten pseudoreligiösen Elementen und Fraktionen. Ihr Grundprogramm ist schnell zusammengefaßt und erkannt: Hochentwickelte und uns überlegenene Aliens kommen fast engelsgleich daher und sind von Gott geschickt, um uns zu beraten, zu führen und uns einzuweisen. Oftmals sogar mit dem angeblichen Vorsatz, uns armen und irregeführten Menschen aus der selbstproduzierten Misere zu befreien, wenn die Zeit reif dafür ist. Erstaunlich ist dabei folgender Umstand: Obwohl weder die Fliegenden Untertassen noch ihre kosmischen Steuermänner wissenschaftlich bewiesen sind, glaubt eine Unzahl von empfängnisbereiten Menschen an sie, ganz intensiv und vom Herzen. Und zwar in einem religiösen Sinne: Errettung wird erwartet, Seelenheil und Erlösung vor irdischer Ungemach. Wie bei jeder religiösen Bewegung gibt es dann "UFO-Päpste" und obskure Gurus, die ihre jeweilige ufologische Ausrichtung anführen. 

 

Entweder sind dies Kontaktler, Präsidenten von UFO-Studiengemeinschaften, UFO-Zeitschriften-Herausgeber oder "Entführungs-Opfer" auf dem Sprung hinüber zum klassischen Kontaktler. The message is all! Die traditionellen biblischen Wunder wurden durch Fliegende Untertassen-Alien-Magie in technischer Form ersetzt, die gottgesandten Engels eben durch die großen, blonden und blauäugigen Kosmosfahrer namens Orthon, Seth oder Ashtar Sheran und wie sie alle heißen sollen. An diesen imaginären Emissären richten sich unzählige Menschen individuell oder in kleinen bzw größeren Kollektiven auf, der Gottesglaube wurde durch den Glaube an die wunderbaren außerirdischen "space brothers" ersetzt. In beiden Fälle gibt es eine große Gemeinsamkeit: Nicht die wissenschaftlichen Beweise zählen so recht, sondern nur der heftige Glaube daran. 

 

Im Zuge von mehr als drei Jahrzenten praktischer UFO-Erkundung begegnete ich zahllosen Menschen, die vom UFO-"Kult" irgendwie archetypisch in ihrer Seele infiziert wurden, da die Muster über all die gleichen sind. Dabei war eine Geschichte verrückter als die andere, natürlich immer ohne physikalischen Beweis. Und wenn dann doch "Devotionalien" ("UFO"-Fotos oder unendliche schriftliche Durchgaben der Alien-Geistführer zum Beispiel) angeboten wurden, dann hatten sie eher rein persönlichen Überzeugungs-Charakter, als das sie wissenschaftlich akzeptabel und diskussionsfähig sind! Dies ist ganz wichtig, auch wenn es die UFOlogie überhaupt nicht juckt und sie als selbstbestättigendes System überlebt. Zuviel Subjektivität, zuviel kollektives Unwohlsein in diesen Zeiten und manche Frustration über unsere Zivilisation spiegeln sich in den diversen Ausprägungen der UFOlogie und des UFO-Kults, machen vielleicht sogar erst den Kult möglich, eine Art kulturellen Okkultismus. Der "psychische Duft" des Space Explorations-Zeitgeistes wird von den Vorstellungen über Fliegende Untertassen und außerirdische Besucher geprägt. Dieser "psychische Duft" ergreift das kollektive Unbewußte und wird selbst von den UFO-Gläubigen verändert, bis sich die Realität selbst derart verändert, um plötzlich ein neues Bewußtsein in der Öffentlichkeit entstehen zu lassen. Das Brot fällt ins Wasser, zerkrümmelt und verteilt sich. Kieselsteine werden zu Schneebällen, die eine Lawine auslösen. Und auf einmal werden überall Phänomene der ganz besonderen Art beobachtet. 

 

Meine Beobachtung ist: UFOlogen sind weitgehendst ehrliche "Überzeugungs-Täter" mit dem "Willen-zum-Glauben" als größtes und selbstregulierendes Bestandteil ihrer Existenz. Nicht die wissenschaftliche Angehensweise, sondern die Bereitschaft hin zur Öffnung gegenüber dem Unwahrscheinlichen ist die Triebfeder - und sich als eine Art Auserwählter zu sehen, dem sich neue Weisheiten eröffnen (auch wenn es nur neuer Wein in alten Schläuchen ist, kurz gesagt: Die Verpackung machts!). Sorry, dies ist meine Erfahrung nach mehr als 20 Jahren intensiver Auseinandersetzung mit UFO-Fällen, der UFO-Gläubigen-Gemeinschaft und dem ganzen UFO-Kult - der zweifellos besteht und weitaus realer ist als so mancher sogenannte UFO-"Beweis". Natürlich ist mir bewußt, dass dieses Buch nur die Oberfläche kratzen kann, wenn es besondere Kult-Gruppen im pseudoreligiösen Lager aufgreift und an die Wand stellt. Aber es wird sicherlich nicht imstande sein, auch wenn es Ansätze dazu geben mag, die breite Fläche des UFO-Aberglaubens zu projizieren. Dies ist keineswegs von mir negativ gemeint, sondern resultiert einfach aus der Erkenntnis, dass die ganze Sparte weitaus komplexer und komplizierter ist, als zunächst der schlichte Geist sich erwarten würde. 

 

Es hat wenig Sinn den Finger auf bestimmte Krebs-Metastasen zu legen, wenn bereits der ganze Körper der UFO-Bewegung von körpereigenen Giften durchzogen ist. Dies wird zwar wieder viele UFO-Jünger wie unter einem Peitschenschlag zusammenzucken lassen, aber es ist dennoch die bittere Realität. Kümmert man sich um das UFO-Phänomen im Kleid des Kult-Chrakaters, dann geht es hauptsächlich den Vertretern der sogenannten "breiten Masse" um pseudoreligiöse Aktivitäten und Bekundungen, alles andere wäre schlichtweg eine schillernde Seifenblase. Da wird an Stammtischen dumm-dahergequatscht, was in der populären Literatur an Unfug verbreitet wird und was die inbrünstig geliebten Gralshüter und Helden der UFOlogie als die letzten News feilbieten. Eine UFO-Gemeinschaft trifft sich zu "Konferenzen" und Seminaren, Workshops und regionalen Meetings in denen Yoga, Channeling und Vegetarismus genauso wichtig ist, wie Aura-Fotografie und unendlich aneinandergereihte Vorträge von all jenen, die persönlichen Erfahrungen dieser oder jener Art mit den Himmlischen machten. Dabei habe ich immer den Eindruck, es würde ein ganz entscheidendes Element fehlen: Weihrauch in den Gängen! Nun gut, so mancher UFO-Führer kommt uns dann auch wie ein Prediger von der Untertassen-Kanzel vor und will man wirklich mit diesen führenden Köpfen diskutieren, ergeht sich dies bald in einen ewigen Monolog. Wer solche Massen-Veranstaltungen für teures Geld schon besuchte, der weiß ganz genau, von was ich hier rede. Dabei folgen jene Veranstalter und Promoter ihrer eigenen Agenda namens Bank-Konto-Auffüllung mittels der Träume des Publikums. Verkauft werden kann nur, was die Kundschaft will - ich weiß es genau, bin ich doch von Beruf her Einzelhandelskaufmann und stehe deswegen bodenständig direkt an der Front. Ich muß Ihnen nichts in Sachen UFOs verkaufen, ich kann unabhängig und frei meine Feststellungen und Urteile abgeben. Meines Erachtens nach ist der Kommerz-Faktor im UFO-Kult ein elementares Grund-Element, weswegen sich eine ganze Reihe von UFO-Publishers das Hirn verbiegen, um ihrem Publikum entgegenzukommen. Ich erinnere daran, dass bereits Johannes von Buttlar in einer TV-Sendung zugestehen mußte, dass er 85 Prozent der UFOlogen (also sein Publikum!) für "unseriös" hält. Der selbe UFO-Blockbuster-Autor, so muß gesagt werden, hat mit sich das Problem wie der Fisch: Vom Kopf her auszudünsten. Bereits im größten deutschen Nachrichten-Magazin, Der SPIEGEL, wurde er als "Scharlatan" geoutet. Konsul Weyer diente als Adeliger-Macher, mittels eines gefakten Doktortitels für fast 10.000 DM sollte der Ruhm des Herrn für Ewigkeiten nützlich sein und das künstlich geschaffene Renommee als UFO-Baron polieren. Der amerikanische Ur-Kontaktler George Adamski ließ sich auch gerne als "Professor Adamski" ansprechen, auch wenn er nur Koch in einem Restaurant war. 

 

Dennoch, genau solche Typen sorgen mittels ihrer bunten Biographien im Vorsatz ihrer Werke für den UFO-Kult, weil das uneingeweihte Publikum auf Plattitüden und Schaumschlägerei hereinfällt. Dies ist nicht nur in Old Germany so, sondern weltweit! Gerade auch die größten Vertreter der UFOlogie haben den meisten ideologischen Dreck am Stecken. Ungeachtet dessen sind sie die unerreichten, unangefochtenen Helden der Szene... Und ihnen liest man ihre Botschaften wie von den Lippen ab und versteht sie als Ausdruck der neuen ufologischen Weltordnung. Ihnen und ihren Weisheiten über UFos und Aliens wird schier bedingungslos gefolgt, ihnen wird fast schon gehuldigt. Mit glänzenden Augen finden bei Vorträgen und Autogrammstunden die Anhänger des UFO-Kults ihre persönliche Begegnung mit den Stars der UFOlogie. Ja, eine Menge UFO-Fans schauen zu einigen wenigen Antreibern des sanften Wahns empor - und machen diese Promoter reich. Darüber hinaus immuniseren die UFO-Traumverkäufer ihr Publikum noch gegenüber nachdenklicher Kritik, indem sie falsche Parolen ausstreuen. Was ich schon so alles über mich selbst hören mußte, läßt mich immer wieder den Kopf schütteln. Aus meiner Sicht ist dies nicht mehr als Welt- und Realitätsflucht, Ausdruck einer Angst der Menge vor der Begegnung mit der Wirklichkeit. Die beiden Autoren dieses Werks weisen es anhand einiger Beispiele nach. Verblüffend dabei ist jedoch, wieviele Menschen sich aus unserer zivilisatorischen Gemeinschaft und unserer Kultur ausgeklinkt haben und dem "sanften Wahn" bereitwillig verfallen. Die Kern-Frage dabei ist: Sind es nur Irregeführte oder sind es im breitesten Sinne einsame "Aussteiger" unserer Gesellschafts-Ordnung und ihrer Werte hinüber in eine neue Welt-Religions-Gemeinschaft mit einem Alien-orientierten Kollektivwahn? 

 

Betrachtet man diese "Szene" genauer, dann stellt man schnell fest, dass die ufologischen Vertreter das Opfer von Gurus sind, die ihr eigenes Spiel mit den Entwurzelten unseres Systems treiben - sie abzocken, materiell und/oder geistig. Erstaunlich dabei ist, mit welcher Bereitwilligkeit dies geschieht. Wir haben hier "Führungspersonal" mit mehr oder minder ausgeprägten Charisma, welches imstande ist eine populäre Agenda zu setzen, der sich mancher verbunden fühlt und sich ihr deswegen anschließt. Weshalb dies geschieht ist relativ schnell zu erkunden: Die Gurus der Bewegung haben eine Botschaft für ihre Klientel. Diese Klientel ist auf der Suche nach neuer Erkenntnis und nach Erfüllung in ihrem individuellen Leben, ein Aufbruch aus dem bisherigen Otto-Normal-Bürgertum findet hier statt oder gar soziale Rebellion unter dem Deckmantel der verinnerlichten Außerirdischen. Sozusagen sind es Aussteiger aus der bekannten und gleichgeschalteten (unerträglichen) Norm unserer Gesellschaft, ich will sie hier mal die "gesellschaftlichen UFO-Extremisten" bezeichnen. 

 

Steven Spielberg hatte 1977 bereits für seinen Blockbuster-Kino-Spielfilm "Close Encounters of the third kind" den Werbeslogan "Wir sind nicht allien" auf genialer Weise gefunden, der auch für große Teile der esoterischen UFO-Fraktion übergreifend gültig ist und ihre (intellektuellen wie auch gemeinschaftlichen) Sehnsüchte auf den Punkt bringt. Wir brauchen Brüder (und Schwestern) im Kosmos, um nicht alleine zu sein und diesen blauen Erdball in einem unendlichen Nichts des Kosmos vielleicht sinnlos zu erfüllen - ihm Bedeutung zuzumessen. In seiner Gesamtheit ist der Mensch nicht imstande es zu ertragen, alleine im Kosmos zu sein - genausowenig wie es ihm intellektuell unmöglich ist im Leben allein zu sein. Wir suchen nach Erfüllung durch den Kontakt mit den "Anderen" nebenan, egal wo, aber hauptsächlich wichtig ist er für unsere Herzen und Seelen, kosmisch gesehen wie auch im Individualleben. Die populäre flying saucer-story ist der ideale Aufhänger für unsere himmlischen Projektionen geworden, für manche unter uns zu einem scheinbar realen Einschnitt in ihr Alltagsleben. Nicht als TV-Kinderstuben-Phantasie im Sinne von "Star Trek" oder "ALF", sondern beinahe schon handgreiflich als Alltagsfluchtort himmlischer Natur. Geführt- oder verführt von ganze bestimmten Führungs-Typen dieser Bewegung, die es durchweg verstehen, direkt oder indirekt als Gurus akzeptiert zu werden. Frei nach dem Motto: "Wenn Du meinst, es geht nicht mehr, kommt vom Himmel ein Lichtlein her." 

 

Der UFO-Kult in Deutschland begann nach dem Zweiten Weltkrieg recht spät, und wurde aus Amerika befruchtet. Erst Mitte und Ende der 50er Jahre entstand die ufologische Bewegung rund um die in Wiesbaden gegründete "Deutsche UFO/IFO-Studiengemeinschaft" (DUIST) des Ehepaars Karl und Anny Veit (er ein ehemaliger Kunstmaler, sie ein ehemaliges Schreibmedium eines spiritistischen Zirkels; beide Anhänger des österreichischen Visionärs Jacob Lorber und vormals Begründer der "Urgemeinde"). Mittels der BILD-Zeitungs-formatierten "UFO-Nachrichten" (UN) und einer Menge spezialisierter Druckerzeugnisse aus dem anhängenden Ventla-Verlag wurde in Old Germany der UFO-Aberglaube auf- und ausgebaut. Die allermeisten deutschen UFO-Schriftsteller und Prä-Astronautik-Romantiker haben hier oder in esoterischen Zeitschriften wie "Esotera", "Huters Neue Weltschau" oder dem "Neuen Zeitalter" ihre ersten Sporen verdient und sich dem Publikum bekanntgemacht. Selbst ein Mitbegründer der MUFON-CES entstammt dieser ufologischen Ursuppe und neuerdings scheinen sich einige Popular-Autoren ihren ideologischen Wurzeln wieder zu erinnern und veröffentlichen in den "UFO-Nachrichten" ihre aktuellen Vorgaben. 

Es ist vielleicht für Sie interessant, einen entsprechenden Rückblick zu erhalten, weswegen ich einmal in meinem umfangreichen Archiv geblättert habe. Ich will mich hier nur einmal einem besonderen Jahr annehmen, als alles hierzulande begann, um aufzuzeigen, wie in einer konzertierten Aktion von Wiesbaden ausgehend das Land auf UFOs und friedvolle außerirdische Brüder und Schwestern eingeschworen wurde und hieraus die deutsche UFO-Bewegung sich konstituierte. Sie werden auch sehen, wie der UFO-Kult hierzulande einsetzte, ohne dass das Personal an seiner Basis sich großartig mit wissenschaftlicher Fall-Untersuchung mühte und voll in pseudoreligiöse Ebenen entschwebte, was genau seinen Erfolg ausmachte: 

 

Am Samstag, den 30.März 1957, 18:15 h, brachte der Hessische Rundfunk in der Sendung "Zeit im Funk" eine UFO-Reportage von Gottfried Hoster mit dem Studiogast Karl Veit. Themen: "Unbekannte Flugobjekte im Rhein-Main-Gebiet", "Ein Erdenmensch sah die Rückseite des Mondes" und "Landung eines Marsmenschen am Hochwedel/Österreich". In den UN rief Veit dazu auf, dass die Leser sich an die Sendeleitung wenden sollen, um ihren Wunsch nach weiteren UFO-Reportagen auszudrücken. Gleichsam wird bekannt, dass die Buchhandlung für Religions- und Geisteswissenschaften in Berlin-Halensee, ab sofort UFO-Vorträge durch "ausgezeichnete Redner und Kenner der Materie" organisierte. Am 2.Mai 1957 hielt Herr G.Neidhart von der DUIST-Zweigstelle München einen Dia-Vortrag mit dem Titel "Unbekannte Flugobjekte über der Erde" in München. Im Veranstaltungsraum mußten sich 130 Leute zusammenquetschen, der Saal war nur für 80 Menschen dimensioniert. Aufgrund des großen Erfolgs wurde eine Wiederholung für Mitte Juni 1957 angekündigt. Karl Veit hielt auf dem "4.Kongreß der Universellen Wahrheit" in Bad Sachsa einen UFO-Vortrag, wozu er "dankbaren Beifall" erfuhr und ihn selbst veranlaßte, weitere Vortragsveranstaltungen durchzuführen. Aufgrund dieser Veranstaltung erhielt Veit zahlreiche Schreiben von Besuchern, die es wünschten, auch bei ihnen zu Hause er einen öffentlichen Vortrag halte, um die Menschen über die Fliegenden Scheiben der Herren Kontaktler aufzuklären. Karl Veit schrieb so in UN Nr.10, Juli 1957, S.2, aus, dass die entsprechenden Personen bitte regional tätig werden, um das Poential der "Vegetarier, Zimmermann-, Mardaznan-, Lorber-, Antroposophen-Kreise etc" zu nutzen, die bitte die Anmietung der Räume sowie die örtliche Werbung vornehmen sollen, nach Möglichkeit gleich für zwei Abende hintereinander. Auch auf dem "7.Vegetarier-Kongress der Ideale" in Freudenstadt mit 600 Besuchern hielt Veit einen Vortrag, um die Menschen dort über die ufologischen "Schöpfungsgeheimnisse" einzuweihen. Wie Veit in den UN Nr.9, Juni 1957, S.3, anmerkte, wurde dadurch für diese Leute die Existenz der Fliegenden Untertassen zu einer "selbstverständlichen Realität". Am 9.und 10.September 1957 gab es in Stuttgart zwei UFO-Vorträge im Festsaal der der Höheren Mädchenhandelsschule durch Karl Veit. Dr.Otto Hess berichtete in den UN Nr.14, November 1957, darüber enthusiastisch. Etwa 250 Personen besuchten den ersten Vortrag, 300 gar den zweiten und Veit erntete im Abschluß jeweils "starken Applaus". Organisation der Vorträge: Sprach-Ingenieur R.Rall, Dr.Otto Heß und Sigurd Schwerdtfeger aus Stuttgart, die auch den Kern der Stuttgarter DUIST-Zweigstelle bildeten. Unter den Besuchern: Wissenschaftler, Herren der TH sowie ein Reporter des Fernsehfunks. Als Folge gab es am 26.September 1957 eine Fernsehsendung des Südfunk im Rahmen der Abendschau, bei der Karl Veit im Studio als Gesprächspartner anwesend war. Damit wurden noch mehr Menschen auf die Untertassen-Vorstellungswelt der Veits und ihrer Anhängerschaft aufmerksam gemacht. Der Jubel in den UN fiel entsprechend aus. Am 13.September 1957 gab es in Augsburg einen UFO-Vortrag durch Karl Veit im Weißenburgerhof. Thema der Lichtbildveranstaltung: "Besuchen Planeten-Menschen unsere Erde?" Ergebnis: 300 Besucher, die teilweise sogar von weiter her angereist waren. Organisator: Willi Hartmann. Unter den Besuchern befanden sich auch Journalisten von Sieben Tage und Heim und Welt sowie anderer "aufgeschlossener Zeitungen" [sic], die die "UFO-Tatsachen objektiv und ihrer vollen Bedeutung gemäß zu würdigen" wußten (so UN Nr.14,November 1957, S.2), aber da war auch der Journalist Siola, der in der Schwäbischen Landeszeitung einen derart "infamen Artikel" schrieb, weswegen Veit an dessen "gesunden Menschenverstand zweifeln mußte", da der Artikel von "blamabler Skepsis" gezeichnet war und es unbegreiflich für die UN-Chefredaktion ist, wie Siola das "geradezu erdrückende Beweismaterial" und die "Forschungsergebnisse der Kontaktberichte" von derart hochgeachteten, ja höchstgestellten Persönlichkeiten wie z.B. Prinz Philipp von England, Lord Dowding, Prof.Oberth, Prof.Nahon, Prof.Rampa, Dr.Bühler, Dr.Martin etc anzweifeln konnte. Veit vergaß dabei in all seinem enthuastisch-aufgeheizten Seelenzustand, dass die genannten Herren durchweg nur UFO-Interessenten sind und keine UFO-Forscher und sie ebenfalls keineswegs "geradezu erdrückendes Beweismaterial" vorlegten, außerdem auch keine "Forschungsergebnisse" der Kontaktlerberichte einbrachten, sondern nur Glaubensbezeugungen. Als Folge der Veranstaltung bildete sich die "UFO-Studiengruppe Augsburg" unter Willi Hartmann, die sich dann regelmäßig in der "Goldenen Gans" versammelte, um immer wieder die von Anni Hagen, Bregenz, gechannelten Botschaften von SETA zu empfangen. Die erste Zusammenkunft am 2.Januar 1958 wurde von 55 Personen besucht. 

Am 20.September 1957 gab es in Zürich, Konzertsaal des Konservatoriums, einen UFO-Vortrag durch Karl Veit, auf Einladung des UFO-Aktivisten Paul Häusle und in Mitverantwortung durch H.J.Ragaz vom "Weltraumboten" und Prof.Dr.h.c.W.Zimmermann. Thema der Lichtbildveranstaltung: "Besuchen Planeten-Menschen unsere Erde?" Zwischen 550 und 600 Menschen besuchten die Veranstaltung, die total überlaufen war - etwa 50 Notstühle mußten aufgestellt werden und zig Leute saßen auf dem Boden. Über 300 Menschen mußten heimgeschickt werden. Aus diesem Grund gab es einen Anhängevortrag am Abend des 21.September 1957, der ebenfalls total ausverkauft war. Aufgrund des gewaltigen Interesses wurde im Volkshaus Zürich ab sofort an jedem ersten Samstag im Monat ein UFO-Diskussionsabend eingerichtet, der gleich bei seiner ersten Veranstaltung im anschließenenden Oktober von ca 50 Personen besucht wurde. Häusle stellte sogleich Pläne für weitere Ortsgruppen in der Schweiz auf. Deutsche Freunde der Planetarier veranstalteten vom 2.-4.November 1957 ihre Zweite Internationale Jahrestagung in der Kongreßhalle zu Wiesbaden unter der Veranstaltungleitung, dem Herausgeber der UFO-Nachrichten, Karl L.Veit. Hierüber berichteten die UN in Nr.15 vom November 1957. Durch "unseren hochgeschätzten George Adamski" war der "dringende Wunsch unserer lieben Planetarierbrüder" übermittelt worden, dass sich auch in Deutschland Arbeitsgruppen bilden, die aus ihnen "freundschaftlich-brüderlich zugetanen Erdenmenschen" bestehen. Sie, die Planetarierbrüder, mochten "mutige Aktivisten" anspornen, nun ihren Teil dazu beizutragen, dass sie ihre Mitmenschen über die Fliegenden Untertassen aufklären. Cirka 120 UFO-Freunde folgten also dem kosmischen Ruf, "dem Zug ihres Herzens", wie es pathetisch hieß. Akademiker, Wissenschaftler verschiedenster Fakultäten, Ärzte, Ingenieure und Künstler waren zu der internationalen UFO-Tagung gekommen, um für die "interplanetarische Förderation" tätig zu werden. Der Mannheimer Dr.Wilhelm Martin (Naturwissenschaftler und Lichtforscher) berichtete über seine "bahnbrechenden Erkenntnisse", wonach "nachweislich" alles falsch sei, was die Einsteinschen Lehre, astronomische Hypothesen, Sonnentheorie, Planetenatmosphären der Wissenschaft beinhalte. Er forderte auf, endlich die "Über-Physik" unter Einbringung der Telepathie und Meta-Physik sowie Esoterik in die Gänge zu bringen, um damit der wissenschaftlich-weltlichen Stagnation entgegenzutreten und endlich die Evolution voranzutreiben. Zahnarzt Eugen Koeberle, Berchtesgaden, hatte eine "mitreißende Darstellung" für einen geradezu klassischen Lebensweg für den suchenden Menschen zwischen Natur und den Religionslehren östlicher und abendländischer Prägung anzubieten, um "psychische Kraftvorgänge" freizusetzen, um damit das Christus-Erleben erfahrbar zu machen. Eine Vorlesung von Hermann Grettler über das "Ultimation des Weltalls" war so erhaben, dass sie "wundersame Schwingungen" freisetzte, denen man sich ob des "Licht- und Friedensbringers" nicht entziehen konnte. Herr K.Christian, Speyer, leistete ebenfalls seinen wertvollen ufologischen Beitrag mit der Rede über "ethische Belange und Zusammenhänge zwischen Planetariern und Vegetarismus".

Frau Sigrid Brandt, Darmstadt, Herausgeberin der deutschen Fassung der Flying Saucer Review brachte Neuland in Sachen UFOs auf und schlug vor, die UFOs fortan IFOs zu nennen, d.h. "nicht mehr ´Unerforschte Flug-Objekte´ [sic!], sondern ´Interplanetarische Flug-Objekte´", was eine überaus eigenwillige und mit System betriebene Verfremdung sowie fehlführende Mutantation der ursprünglichen Sinngebung der Kürzel U.F.O. und I.F.O. ist - IFO steht hier für identified flying object. Dies wurde dann von der Versammlung angenommen, genauso wie die von Frau Brandt überbrachten Grüße von Ashtar, "dem Befehlshaber von zehn Millionen Wesen aus dem Weltraum, die ihre Stützpunkte im Bereich der Erdbahn bezogen haben" (hierzu gab es im Ventla-Verlag bereits eine Broschüre namens In kommenden Tagen). Der Veranstalter zeichnete mit der "goldenen UFO-Nadel" sowie einem "vergoldeten Abzeichen" die verdienstvollsten Aktivisten, die "wahren Idealisten", der Gruppe unter Applaus aller Teilnehmer aus: Frau Fabrik-Direktorin Dr. K.Müller (die engste Mitarbeiterin von Herrn Veit), K.Christmann, Paul Häusle, Dr.Martin, Dr.Koeberle, H.Grettler, Studienrat Maier und Frau Brandt. Gleichsam gab es einen Aufruf, dass man bitteschön sein Schärflein ("pekuniäre Unterstützung") dazu beitragen solle, um Adamski´s Buch "Im Innern der Raumschiffe" finanzieren zu können. Herr C.A.Hohenberg ersteigerte sich sogar, dass die Redaktionsleitung bitte dafür Sorge trage, dass die Stadt Wiesbaden zur "Weltfriedensstadt" erhoben werde, um ihrer "kosmischen Bedeutung" gerecht zu werden. Die Teilnehmer schieden in dem Gedanken, den Samen für die Zukunft ausgebracht zu haben, der bald Früchte tragen solle und zur "Ehre des ALLERHÖCHSTEN" sowie zum Segen unserer Generation der gesamten Menschheit gereiche, damit die "interplanetarischen Freundschaften des anbrechenden neuen Zeitalters" gedeihen. Eine "beglückende Harmonie" voller guter Schwingungen stand auf der vor "Freudigkeit strahlenden Gesichtern" der Gäste zum Abschluß der ufologischen Predigt. Hier konnte man schon sehen, unter welchem pseudo-religiösem Diktat sich die deutsche "UFOlogie", ausgegeben als UFO-Forschung, die nächsten Jahrzehnte entwickeln würde. Paul Häusle hat es in seinen "Gedanken über die Tagung" mit der Aufgabe der UFOlogie so zusammengfaßt: "Die weltanschauliche UMSCHULUNG der Menschen durch die TATSACHENBEWEISE" wie sie z.B.der tiefgläubige Christ Dr.Martin vortrug! Verblüffend dagegen ist, dass es scheinbar nie Gegenströmungen gab, die kraftvoll genug waren, um sich dagegen zu behaupten, und die tatsächlich die rein wissenschaftlich-orientierte Untersuchung des UFO-Komplexes einführen konnte. Erst Mitte der 70er Jahre sollte sich dies ändern, auch mit dem Aufkommen des in Mannheim gegründeten CENAP-Netzwerks. 

Das Wiesbadener Tagblatt berichtete so am 4.November 1957 groß aufgemacht: Schon die Römer kannten "fliegende Schilde": Gibt es die "Fliegenden Untertassen wirklich? Internationale Arbeitstagung in Wiesbaden befaßt sich mit der neuen Wissenschaft "UFOlogie": Fast hundert Teilnehmer aus Deutschland, Schweden, Österreich, Holland und der Schweiz fanden sich zur ersten internationalen Arbeitstagung der UFO-Studiengemeinschaft in Wiesbaden in der Rhein-Main-Halle zusammen. Höhepunkt der Tagung war die Vorführung von achtzig dokumentarischen Original-Aufnahmen aus verschiedenen Ländern und Erdteilen. Es sind Naturwissenschaftler, Philologen, Techniker, Ärzte, ernsthafte Männer und Frauen der verschiedensten Berufsgruppen, die sich in der UFO-Studiengemeinschaft zusammengeschlossen haben. Sie befassen sich mit einer neuen Wissenschaft, "UFOlogie" genannt, die durch das Phänomen der UFOs, der "Unbekannten Flugobjekte" oder ihrer Form nach "Fliegenden Untertassen" entstand. In Amerika wurde jetzt die erste Hochschule für UFOlogie gegründet [?]. Die Beschäftigung mit UFOs ist ein weltweites Unterfangen und keineswegs ein privates Hobby [?]. Im Pentagon, dem amerikanischen Kriegsministerium, gibt es eine eigene Abteilung für UFO-Forschung, bei der täglich bis zu 300 Meldungen [?] über UFO-Sichtungen eingehen. Offiziell sind bisher 40.000 anerkannte Sichtungen registriert worden [?]. Die Luftwaffenstäbe der amerikanischen, englischen und französischen Streitkräfte haben UFO-Untersuchungsausschüsse. Für alle Piloten sind Fragebogen bereitgestellt, die nach UFO-Sichtungen ausgefüllt werden. Aber die UFOlogie ist nicht in erster Linie auf die militärische Perspektive ausgerichtet, sondern auf die wissenschaftliche Betrachtung [sic!]. Der wissenschaftliche Stoff ist nicht neu, denn Berichte über UFOs sind bsi in älteste Zeiten zurückzuverfolgen. Es existieren beispielsweise derartige Berichte vom älteren Plinius, von Livius und Seneca. Es existieren viele Schriftstücke aus dem Mittelalter, darunter ein päpstliches Edikt, das sich mit den zuerst von den Römern "Fliegende Schilde", später "Tanzende Scheiben" genannten Flugobjekten befaßt. Die geschichtlichen Nachweise sind darum wichtig, weil zur damaligen Zeit keine Verwechslung mit "Flöugzeugen, Wetterballons und Zeppelinen" möglich war. Damals gab es auch noch keine Astronautik, eine Wissenschaft, die eng mit der UFOlogie verknüpft ist. 

 

Während die Astronautik sich mit dem Flug in den Weltenraum hinaus befaßt, befaßt sich die UFOlogie m,it dem Einfluß aus dem Weltenraum. Daher überraschte es die UFOlogen nicht, dass auf der Jahrestagung der Weltraumforscher in Frankfurt der Wissenschaftler Dr.heinrich Faust von der Forschungsabteilung des Deutschen Wetterdienstes erklärte (25.Oktober 1957), dass es im Weltall bereits künstliche Satelliten wie Sputnik gäbe, die von anderen Planeten aus in den Weltenraum geschickt seien. Die UFOlogen sind mit dem berühmten Psychologen Jung der Ansicht, dass es an der Zeit wäre, mit dem "läppischen Spiel der Geheimniskrämerei aufzuhören" und dass die Behörden nicht zögern sollten, ihr Material zu veröffentlichen. Der erste Schritt der Veröffentlichung wurde bereits getan. Die amerikanische Regierung gab die Vorführung eines 92-Minuten-Dokumentarfilms über UFOs frei [wie jeden anderen Hollywood-Schinken übrigens auch, da in Amerika auf die Filmkunst der privaten Industrie keinerlei Zensur ausgeübt wird und der hier erwähnte Film namens "U.F.O." eine derartige Produktion war - deswegen alleinn ist es schon irreführend gewesen, was man hier zusammenschrieb]. Die "Wiesbadener UFO-Studiengemeinschaft", die unter Leitung des Privatgelehrten und UFO-Wissenschaftlers Karl L.Veit steht, und die Zentrale der deutschen UFO-Forschung ist, bemüht sich um diesen Film, der bisher nur in den USA und England gezeigt wurde. Es bestehen zur Zeit 15.000 UFO-Studiengesellschaften [?] in allen Ländern und Erdteilen. Hunderte Bücher sind in englischer Sprache erschienen, mehr als vierzif Fachzeitschriften werden regelmäßig herausgegeben. Der Wiesbadener UFOloge Veit bereist mit Lichtbildervorträgen Europa und sprach im Rundfunk und Fernsehen über die kritische Forschung [???] und Wertung auf diesem Gebiet. 

Die Tagung wurde mit einem "Jubiläums"-Anlaß verknüpft. Vor zehn Jahren wurden erstmals UFOs gemeldet, die seither in großer Zahl eingeflogen sein sollen. Allein über Rom wurden 1954 nach einem Bericht von Dr.Alberto Perezo, Rom, zweihundert UFOs gemeldet. Die präzise Meldung ging von der römischen Sternwarte an die Vereinten Nationen. Wie im amerikanischen Kriegsministerium selbst, wie auch in der Leitung der britischen Luftwaffe und in Stellungsnahmen führender Wissenschaftler bestätigt wird, besteht kein Zweifel mehr an dem planetarischen Ursprung der Flugobjekte [eine verblüffende Selbstsicherheit wurde damals an den Tag gelegt, eine Sicherheit die vierzig Jahre später immer noch in Frage stehen sollte]. 

 

Auch der Wiesbadener Kurier nahm sich am 4.November 1957 der Konferenz an: Die Freunde der Planetarier - Untertassen-Forscher tagen in der Rhein-Main-Halle! Im Juni 1947 kam der amerikanische Kaufmann Kenneth Arnold von einem Flug über den Mount Rainier im Staate Washington zurück und erzählte, er habe neun große, silberne Scheiben gesehen. Seitdem sind die Begriffe "Fliegende Untertassen" oder "Unbekannte Flugobjekte" in immer neuen Variationen um den Erdball gegangen. Es entwickelte sich eine amtliche und eine private UFO-Forschung, bekannte "UFOLogen" -meist Amerikaner und Engländer- schrieben etwa 100 Bände, ferner existieren über 40 UFO-Zeitschriften. Es bildeten sich überall auf unserem Planeten (rund 15.000) UFO-Studiengruppen. Eine davon sitzt in Wiesbaden. Zum zehnjährigen "Fliegende-Scheiben-Jubiläum" hat sie fast 150 "ernsthafte Freunde der Planetarier" zu einer internen Aktivisten-Tagung vom 2.bis 4.November in die Rhein-Main-Halle geladen. Zum zeichen ihrer Zusammengehörigkeit tragen sie ein Abzeichen: silberne Untertasse auf blauem Grund. 

 

In Wiesbaden tagen Planetarier-Freunde aus Schweden, Holland, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch sie kaufen Bücher und zeitschriften, beispielsweise die vom Wiesbadener Vorsitzenden Karl L.Veit herausgegebenen. Dafür wurden sie von SETA, einem "Warner, Licht- und Liebebringer aus dem Weltraum" mit einer vom 1.November datierten "Botschaft an den Wiesbadener Kongreß" herzlich begrüßt. SETA kam nicht selbst, sondern sprach mehrere Schreibmaschinenseiten lang über seinen "geistigen Vermittler" Hermann Grettler aus Bregenz. Grettler hat auch ein Buch geschrieben: "Ultimatum des Weltalls". Aber nur die ersten 25 Seiten davon mit eigenem Verstand. "Dann wurde ich aus dem Weltraum in Schwingungen versetzt und schrieb in zwei Wochen den ganzen Roman. Erst bei der Korrektur wurde mir klar, was ich auf höhere Weisung geschrieben habe." In der "Botschaft SETAS" hören wir, steht auch, warum die Planetarier bisher noch nicht in massen auf der Erde gelandet sind. Die Venusier, Jupiterianer und Marsianer wollen das erst tun, "wenn die Menschheit in allergrößter Not ist. Dann aber kommen sie, um die Erde vor der Katastrophe zu bewahren, und nur mit der Zustimmung der Menschen in friedlicher Gesinnung". Karl L.Veit: "Schon versuchen sie, durch neutralisierende, luftreinigende Stoffe der drohenden Luftvergiftung durch Atomversuche vorzubeugen und einzelne ihrer Raumschiffe streuen deshalb einen faserähnlichen Stoff aus, das sogenannte Engelshaar." Von dem amerikanischen Privatgelehrten George Adamski ist in Wiesbaden auch häufig die Rede. Adamski hat nach eigener Aussage -und nach seinen Büchern- einen Venusbewohner getroffen, ist von ihm mitgenommen und später auf ein Weltraumschiff des Saturns umgeladen worden. "Seit Jahrtausenden kennen sie keine Krankheiten, den Tod fürchten die Planetarier nicht, da sie das höhere und geistige Leben kennen. Außerdem sind sie Vegetarier. Sie fliegen auf unsere Erde ein, um Nachbarplaneten vor nuklearen Strahlungsschäden zu bewahren und uns vor der radioaktiven Verseuchung zu schützen [es blieb nur bei dem vorgeblichen Versuch, geklappt hat er nicht, da versagten die angeblichen Space-Brothers mal wieder - zu dumm, immer wenn es physikalisch-konkret wird und die zeithistorische Perspektive eine Neubetrachtung erlaubt, klappte es trotz aller Versprechungen nicht]. Wir wollen noch etwas warten, bis wir uns mit unseren Kenntnissen und Erkenntnissen an die breite Masse wenden", sagt Karl L.Veit und bereitet die "Aktivisten" auf diesen Zeitpunkt vor. Sie nennen sich alle "Bruder" und "Schwester", tragen ein Abzeichen im Knopfloch und kaufen fleißig Bücher und Zeitschriften, um noch mehr zu erfahren über ihre planetarischen Freunde und deren Pläne. -mit- 

 

Die beiden obigen Artikel zu ein und dem selben Ereignis, welches von zwei verschiedenen Journalisten einer am selben Ort befindlichen Tageszeitung besucht wurde, weisen auch auf, wie different das Thema UFO aufgenommen wurde. Während beim Wiesbadener Tagblatt schon eine stark geneigte Position (mit mancherlei fragwürdigen ´Feststellungen´) eingenommen wurde, war der Vertreter des Wiesbadener Kurier schon eher absgeschreckt und reagierte mit seinen Zitaten, die durchaus entlarvend gemeint sind, spöttisch und unterschwellig durchblickend ablehnend ob des Unfugs. Warner und Lichtbringer von der Venus meldete am 5.November 1957 die Frankfurter Rundschau: UFOlogen nennen sich die Mitglieder, der 15.000 über die Welt verteilten "Forscher", die sich, seit 1947 der amerikanische Kaufmann Kennth Arnold die erste Fliegende Untertasse sah, mit der Erforschung unbekannter Flugobjekte beschäftigen. Die deutschen UFO-Gruppe traf sich zum Zehnjahrestag der Fliegenden Untertassen in der Wiesbadener Rhein-Main-Halle. Der Wiesbadener Kunstmaler und Verleger Karl Veit leitet die deutsche Gruppe der UFOs. Sein Verlag publiziert ausschließlich Zeitschriften und Bücher "planetarischen Inhalts". Worüber man auf der Tagung mit rund 150 Teilnehmern sprach? Hier einige Geschichten aus dem Weltall: "Ein Erdenmensch sah die Rückseite des Mondes." Wie der Verlag des UFO-Vorsitzenden in seinen Publikationen hierzu mitteilt, habe ein in Amerika lebender Kaufmann, George Adamski, auf eine in gutem Englisch ausgesprochene Einladung eines "Venusmenschen" eine vor seiner Haustür gelandete Untertasse bestiegen, sei damit einmal schnell zu einem Weltraumschiff der Venus geflogen, dann auf eines vom Saturn umgestiegen und habe mit diesem eine Runde um den Mond gedreht. Die der Erde abgewandte Hinterseite des Mondes sei dabei das Interessanteste gewesen. Der deutsche UFO-Chef hielt für die Skeptiker auf seiner Tagung noch eine Reihe eindringlicher Hinweise parat. Seta, ein "Warner, Licht- und Liebebringen aus dem Weltraum", hatte eine auf den 1.November datierte "Botschaft an den Wiesbadener Kongreß" geschickt. Seta kam leider nicht selbst, sondern bediente sich eines geistigen Vermittlers, des Österreichers Hermann Gretler aus Bregenz. In der Botschaft wird übrigens auch verraten, warum die Planetarier bisher noch nicht "offiziell" in größeren Mengen auf der Erde landeten. Offensichtlich trauen sie der Sache wegen der vielen Atompuffereien noch nicht so ganz. Deshalb versprechen sie in der Botschaft, erst dann zu kommen, "wenn die Menschheit in allergrößter Not ist; dann aber kommen sie, um die Erde vor der Katastrophe zu bewahren und nur mit der Zustimmung der Menschen und in friedlicher Absicht". Hierzu ein aufklärender Kommentar des UFO-Vorsitzenden: "Schon versuchen sie, durch neutralisierende, luftreinigende Stoffe der drohenden Luftvergiftung durch Atomversuche vorzubeugen, und einzelne ihrer Raumschiffe streuen deshalb einen faserähnlichen Stoff aus, das soegannte Engelshaar." 

Wie die UFOlogen weiterhin feststellten, ist inzwischen auch schon ein Marsmensch am Hochwechsel in Österreich gelandet. Leider wurde es versäumt, hierzu die Presse einzuladen. Ein Raumschiff von der Venus sandte kürzlich Botschaften über einen Tesla-UKW-Apparat; zumindest schildert das die Zeitschrift Veits. Der Prophet der UFOs, jener Amerikaner Adamski, schrieb kürzlich einen Brief an Veit, der ebenfalls auf der Wiesbadener Tagung zu lesen war: "Ich kann Ihnen versichern", schreibt der Untertassenfreund," dass die Weltraumwesen Sie und Ihre Bemühungen kennen. Sie kennen alle ihre Freunde hier auf der Erde. Und sie helfen auf die mannigfaltigste Weise, mehr als es sich die meisten Menschen vorstellen. Inzwischen sind Landungen in den meisten Ländern der Erde gewesen. Die Menschen haben jedoch Angst, ihre Erlebnisse zu erzählen." Nun, Karl Veit und seine Mitforscher haben jedenfalls keine Angst. Sie üben sich in echtem Bekennermut. Auf der Wiesbadener Tagung war man sich einig und beschloß, im Interesse der Welt weiter aufklärend tätig zu sein. Natürlich mit den Schriften aus dem Verlag des Vorsitzenden, der übrigens auch alle Anwesenden mit dem Anstecksymbol der UFOlogen, silberne Untertasse auf blauem Grund, für 4,50 DM, versah. "Denken Sie an Ihre kosmische Verantwortung", ermahnte Frau Veit die Journalisten. "Unsere planetarischen Freunde sehen alles, auch was wir hier sprechen und was Sie in ihren Zeitungen schreiben werden." 

Am 14.November 1957 gab es in Osnabrück die Gründung des DUIST-Ablegers "IFO-Interessierte" (IFO steht hier für Interplanetarische Flug-Objekte, also Fliegende Untertassen aus dem Planetensystem unserer Sonne!) unter Frau Ortrud Frank, die die Räumlichkeit in ihrem eigenen Reformhaus zur Verfügung stellte, wo es auch ans Schaufenster angeschloßen eine Dauerausstellung von DUIST-Literatur gab, weswegen immer wieder Bürger die Inhaberin ansprachen. Bei der Gründungssitzung kamen 23 Leute zusammen, um mehr über die Internationale Arbeitstagung der IFO-Studiengruppen in Wiesbaden zu erfahren. Frank leitete parallel den "Esoterischen Arbeitskreis", der sein Themenspektrum nun um die IFOs erweitert hatte. Am 19.und 20.November 1957 fand in Hannover ein weiterer Vortrag von Karl Veit statt, als Folge davon entstand unter dem Biologen Dr.Kurt Schmidt eine örtliche DUIST-Zweigstelle, die sich den "esoterischen Fragen" (die Sache speziell von Dr.Schmidt) und den "naturwissenschaftlich-technischen Belangen" (Thema von Ing.Filter) rund um Fliegende Untertasse zuwende. Zudem wurde für diese Gruppe die Gründung einer Leih- und Austauschbibliothek für das interessierte und fortbildungsgeneigte Publikum angesetzt, damit dieses bei diesem "hochaktuelle sowie zukunftsgewichtige Gebiet mitsprechen kann". Am 24.und 25.November 1957 fand in der Aula der Kant-Hochschule, Braunschweig, die nächste DUIST-Vortragsaktion statt und bot somit "den rechten Rahmen" für die gut besuchten Diaschauen. Akademiker und Studenten der Uni und Technischen Hochschule hörten gespannt zu und sorgten für eine "lebhafte Diskussion". Die Organisation hatte Oberingenieur Walter Werner [sic] vorgenommen. Ingenieur Bruni Smolka gründete aufgrund des Erfolgs hier eine weitere UFO-Zweigstelle. Gleich an drei Abenden folgten die Veit´s dem "vielseitigen Ruf" nach West-Berlin, der Insel mit der Sonderstellung. Am 27., 28. und 29.November 1957 wurde in der jeweils vollbesetzten Aula der Carl-Langhans-Schule das Thema des interplanetarischen Besucherkontakts und der Fliegenden Untertassen-Philosophie abgehandelt. Die Berliner (West) waren besonders dankbar, da viele auf eine "höhere Hilfe" warteten und ein schweres Schicksal trugen. Sie drückten ihre kosmische Dankbarkeit mit wiederholten Zwischenrufen wie "Bald wiederkommen!" aus. Organisation: Karl F.Schulze-Angern von der gleichnamigen Buchhandlung in Berlin-Halensee, der bereits seit geraumer Zeit die dortige Fliegende Untertassen-Abteilung der DUIST führte. 

Zu diesem Zeitpunkt wurden weitere Zweigstellen der IFO-Freunde unter Wiesbadener Führung aufgezogen in: Bad Harzburg (Frau Dr.M.Heidmann), Bad Reichenhall (Fritz Begsteiger), Bergneustadt (Stud.-Ass.Georg Tonding), Donaueschingen (Dr.Walter Nottebom), Düsseldorf (Dr.med.Gg.Froesse), Flensburg (Beate Use, Quatsch: Luise Kalweit), Frankfurt (Ilse von Jacobi und Helmut Issbrücker), Göttingen (Fritz Tonding), Helmstedt (Friedrich Sackstedt), Hof (Studienrat Karl Maier), Ibach b.St.Blas. (Dr.Waldemar Beck), Kassel (Heinrich Heinz), Kiel (Georg Walter), München (Georg Neidhart und Heinz Kröll), Schwäb.-Gmünd (Karl Leicht), Speyer (Karl Christmann), Stuttgart (Ing.Robert Rall), Überlingen (Emma Belz), Uelzen (Carl Schuster), Oberammergau (Hans Geisler). Österreich: Bregenz (Hermann Grettler), Dornbirn (Bruno Wenzel), Graz (Oto Wraubek), Leoben (Else Demmer), Mattsee (der Herausgeber von "Das Geistige Reich", Carl Rennhofer), Salzburg (Luise Eschig), Vilach (Brunhilde Tritscher), Wien (Dora Bauer). Schweiz: Zürich (Paul Häusle und Heinrich J.Ragaz als Herausgeber des "Weltraumboten"), Zollikerberg (die esoterische Gruppe unter Ing.Walter Ohr), Glattbrugg (Werner Krapf) und Bassersdorf (Ing.Hans Früh), Basel (Lou Zinsstag als Herausgeberin der "Informationsblätter der UFO-Arbeitsgemeinschaft"), Genf (Alfred Nahon als Herausgeber des "Le Courrier Interplanetaire"), Heiden (der Verleger Karl Schönenberger). Auch wenn sicherlich die meisten dieser Ortsgruppen nur Strohfeuer-Effekte für ein paar Jahre waren und keine dauerhaft-beständigen Male auf der ufologischen Landkarte, so haben diese einzelnen Zirkel aber sicherlich ihre Wirkung und ihren Einfluß in ihren Gemeinden gezeigt, um den UFO-Aberglauben regional auszuprägen.An drei Abenden hielt Karl Veit in Hamburg im Vortragssaal des Völkerkundemuseums seine Diavorträge: Am 5., 6. und 8.Dezember 1957. Organisation: Dr.med.Alfred Teichmann und Robert Fr.Slomann als Leiter der "Bewegung für Geisteskultur e.V.". Unter donnerndem Applaus bekam der Redner einen Strauß Crysanthemen überreicht, das Publikum hatte "die Notwendigkeit zum Umdenken" erkannt und sie hatten sich "vorurteilslos über das Vorhandensein der Interplanetarischen Flugobjekte" informiert. Als Folge übernahm Dr.Teichmann offiziell die Führung der neuen Hamburger Gruppe. An diesem Abend wurden "wiederum Tausende" von den "eisernen Tatsachen" der Venuisaner erfaßt und trotz der Mentalität der Norddeutschen, war die Aktion ein "großer Erfolg" gewesen. 

Viele UFO-Enthusiasten lieben es, sich mit den "außerirdischen Botschaften" zu beschäftigen, weil sie hierin die totale Wahrheit über sich selbst und den Kosmos erhoffen (Sinngebungs- und Orientierungsfragen materialisieren sich hier). Aber dies gilt auch für manchen UFO-Zeugen, der sich nachträglich nicht mehr durch eine Rationalisierung seines UFO-Erlebnisses in den Alltag zurückholen läßt und lieber an exotische Erfahrungen glauben will. Damit bekommt die UFOlogie einmal mehr einen pseudoreligiösen Geschmack. Die größten UFO-Vereinigungen sind nicht unbedingt jene Skeptiker-Organisationen oder wissenschaftlich-orientierten Gruppen, sondern schon immer jene gewesen, die einen UFO-Kontaktler oder ihnen sehr nahestehende Persönlichkeiten an ihrer Spitze haben. Zu ihnen zählt auch Claude Vorilhon (ein ehemaliger Motorsport-Journalist), der die Raelianische Bewegung von Frankreich aus ins Leben rief, nachdem er mit den Elohim am Vulkan Puy de Lassolas in der Nähe von Clermont-Ferrand zusammenkam, die da vom Himmel stiegen. Nur sie, die kleinen Christus-Idealbild-Aliens, hätten die korrekte Interpretation der Heiligen Schrift im Sack. Vorilhon, jetzt unter dem galaktischen Namen Rael, reduzierte die beziehungsreiche Mythologie der Bibel auf ein mittelmäßiges Science fiction-Abenteuer von Leuten aus dem Kosmos mit nuklearen Zerstörern und Anti-Schwerkraftstrahlen, die einfrig dabei waren, die im Alten und Neuen Testament niedergeschriebenen Wunder zu vollbringen. Irgendwie erinnert dies auch an die höchste Wissensstufe bei Scientology, die von deren Gründer Ron Hubard (ehemals gescheiderter Utopia-Roman-Schriftsteller!) im Verborgenen gehalten wird. 

 

Wie bei allen religiös-motivierten UFO-Abenteurern und Geschichten-Erzählern geht es bei dem Kontaktmann im Kern darum, dass dieser die Menschheit auf das Auftauchen der Außerirdischen vorbereiten soll und hierzu die Gläubigen in die universelle Liebe und kosmische Harmonie einweist - er allein als Guru der Bewegung. Auch Rael wurde von seinen Elohim beauftragt, Geld einzusammeln, um eine Botschaft auf der Erde zu bauen. Während die meisten amerikanischen Alt-Kontaktler das puritanische Amerika wiederspiegelten, ist es freilich beim modernen Rael in Frankreich ganz anders: Er gibt neue Gebote aus, die die Gläubigen zu einer bemerkenswert freizügigen und ohne jede moralische Einschränkung ausgerichtete kosmische Liebe aufruft. Nebenbei: Es muß auch die von Rael geleitete Organisation unterstützt werden, wozu man zehn Prozent des Einkommens abzuführen hat. Aber was tut der willige Gläubige nicht alles, um die "sensuelle Meditation" zu erfahren? Was ist dies denn, werden Sie sich nun fragen. Nichts anderes als die gute alte freie Liebe versteckt sich dahinter, frei nach dem Motto: Schwing Dein Ding! Mit Ablegern in Frankreich, der Schweiz, Belgien, Kanada und England scheint Claude Vorilhon einem drängenden Bedarf für eine neuzeitliche (Weltraum-)Religion entsprochen zu haben. Es ist bezeichnend, dass ein UFO-Kult, der in Frankreich in den 70er Jahren entstanden ist, als eines seiner Hauptziele den Wunsch nach Liberalisierung der Sitten nennt, wohingegen bei einem in Amerika entstandenen Kult es eher darum geht, die Jugendlichkeit zu bewahren und die Alten wieder frisch zu machen. Tja, dies war auch tatsächlich das Ziel von "The College of Universal Wisdom", welches 1953 von George Van Tassel in der Mojave-Wüste Kaliforniens gegründet wurde. 

Auch Van Tassel hatte Space Brother-Kontakte im Sinne von Adamski und CoKG. Draußen auf seinem Giant Rock-Airport fanden kultige UFOlogen-Treffs statt, die einmalig für ihre Zeit waren. Van Tassel und Gleichgesinnte versammelten sich hier in den 50ern, um Hymnen und Weltraumlieder zu singen und sich mental auf den Kontakt mit den Leuten aus dem All vorzubereiten. Tausende von UFO-Fans kamen hier fast alljährlich aus den ganzen USA zusammen, um den Fliegenden Untertassen und den Space Brothers zu huldigen, Erzählungen der Kontaktler zuzuhören und natürlich auch deren Bücher und Broschüren zu kaufen. Die Giant Rock-Cons zählen auch unter heutiger Sichtweise noch zu den meist-besuchten UFO-Konferenzen der Welt. Schließlich erhielt Van Tassel den Bauplan eines "Integraton", ein kuppelförmiges, vier Stockwerke hohes Gebäude, das den Alten als Verjüngungsmaschine dienen und die Jungen vor dem Altwerden bewahren sollte. 25 Jahre lang arbeitete Van Tassel an diesem kosmischen Jungbrunnen, leider gingen ihm zwischenzeitlich immer die Mittel aus, sodass er immer Spendenaufrufe leistete, um weitermachen zu können. Nun, 1978 verstarb Van Tassel im Alter von 67 Jahren und das Integraton ist immer noch nicht fertiggestellt. Zurück bleibt ein kuppelförmiges Gerüst, das irgendwie fehl am Platz wirkt. Die Heilung aus dem All ist auch eine natürliche Erwartungshaltung voller Hoffnung für ältere Menschen, die sich hauptsächlich nach dem Überschreiten ihres Lebenszenits mit dem esoterisch angehauchten Überirdischen abgeben. Während Van Tassel den kosmischen Jungbrunnen versprach, bot die Lesbierin Sara Shaw nach ihrem Kontakt vom 22.März 1953 im kalifornischen Tujunga Canyon sogar ein "Heilmittel gegen Krebs" an, welches sie auf telepathischem Wege vermittelt bekommen hatte. Shaw´s Fall ist eine Mischung zwischen Kontakt und Entführung, bei der sie nackt ausgezogen wurde und dabei die Aufmerksamkeit der männlichen Aliens erregte und dies selbst für sich sichtlich genoß. Der UFO-Forscher D.Scott Rogo stellte fest, dass das "Heilmittel gegen Krebs" nichts weiter als einfache Essigsäure war. Darüber hinaus aber der Fall sich als eine "symbolische Vergewaltigungs-Phantasie" herausstellte, die auf die Unzufriedenheit von Sarah in ihrer lesbischen Bezieihung zu Jan Whitley hindeutete. (Beschrieben in Peter Brookesmith´s Band "UFO", Heel-Verlag, 1995, S.57.) 

 

In England tauchte 1954 George King aus dem Nichts auf, der sich vorher als Chauffeur, Taxifahrer oder Langzeitstudent östlicher Philosophie und spirituellen Heilens durchschlug und damit die europäische Analogie zu George Adamski in den USA darstellte. Seine Aliens gaben auch King fortgesetzt Botschaften für die Menschheit durch, die auch ihn dazu drängten, jedes nur mögliche Mittel anzuwenden, um ihre Botschaften unter die Mitmenschen auf Erden zu verbreiten. Offiziell und öffentlich zeigen sollten sie freilich bis heute nicht. Einzig und allein die Vermittler und ET-Botschafter verblieben, denen es gilt zuzuhören. King berichtete seinem staunenden und gutgläubigen Publikum davon, dass die Marskanäle Vegetationsstreifen sind, die man entlang den magnetischen Feldlinien unseres Nachbarplaneten pflanzte. Natürlich war auch King auf dem roten Planeten, hatte aber im Gegensatz zu Adamski nur wenig Zeit, um interessante Einzelheiten zu notieren, da er damit beschäftigt war, den Marsmenschen dabei zu helfen, einen besonders ungezogenen Androiden zu überwältigen, "der, auf einem Meteor reitend, in die Marsumlaufbahn gelangt war". Auch King setzte seinen Storys immer noch eines obenauf. 1958 wurde er dann zum Sprachrohr des großen venusianischen Meisters Jesus, der der Menschheit seine neuen kosmischen Lehren von den "Zwölf Segnungen" mittels King überbrachte! Zuletzt erhob sich King in königliche Würden und ließ sich fortan "Seine Erlaucht, Hoheit, Prinz George, König von Santorini" nennen. Heute besteht das wichtigste Programm dieser Sekte aus dem Aufladen der "Gebetsbatterien", die King angeblich mit einigen "Weltraumkontakten" entwarf. In ihnen sollen 10.000 Jahre lang bis zu 700 Stunden "spirituelle Energie" gesammelt werden. Diese Batterien werdenb aufgeladen, indem man eine große Anzahl der Mitglieder der Gesellschaft versammelt, wo sie sich im kreis aufstellen und Mantras singen. Die Außerirdischen fügen angeblich ihre eigene Energie bei diesem Ritual hinzu. Der englische UFO-Forscher Kevon McClure kommentierte dies auf seine Art: "Diese Sekte macht vermutlich einen Fehler, wenn sie versucht zu erklären, wie Gebete funktionieren. Ältere, vielleicht weisere Religionen halten diesen Punkt so vage und obskur wie möglich." Dennoch, King´s Kult klappt. 

Fortsetzung: Teil-94

Quelle: CENAP-Archiv

 

 

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