Eine lila Lichterscheinung am Nachthimmel, die bisher immer für ein Polarlicht gehalten wurde, ist eigentlich etwas völlig anderes, etwas ganz Neuartiges. Das erkannte man erst jetzt – und gab der Lichterscheinung passenderweise einen sehr unauffälligen Namen: Steve.
Die Facebook-Gruppe Alberta Aurora Chasers ist voll mit künstlerischen Fotografien von Polarlichtern, die in Kanada aufgenommen wurden. Bei so viel Schönheit fiel den Mitgliedern gar nicht auf, was für ein Schatz sich unter den Bildern befand. Doch dann erkannte der Astrophysiker Eric Donovan etwas, das zuvor niemandem auffiel: Eines der Fotos vom leuchtenden Nachthimmel wurde fälschlicherweise als „Proton Aurora“ bezeichnet, also ein durch Protonen-Kollision entstandenes Polarlicht. Doch die strahlen mit UV-Licht, sollten also fürs menschliche Auge gar nicht sichtbr sein. Die fotografierte Lichterscheinung können wir aber sehr wohl sehen:
Der Physikprofessor der Universität Calgary ging dem Fehler sofort auf den Grund. Er wollte herausfinden, was für eine Art Licht auf dem Foto tatsächlich zu sehen war. Doch seine Nachforschungen ergaben, dass es sich um eine noch unbenannte Lichtquelle handelt, die sich von allen bisherigen Polarlichtern unterscheidet. Das zeigt die Färbung des leuchtenden Phänomens. Die hat nämlich eine ungewöhnliche spektrale Zusammensetzung, die bei bisher bekannten Polarlichtern so nicht vorkam.
Seitdem arbeiten Forscher aus aller Welt, Wissenschaftler der NASA und auch Universitäten zusammen, um das Rätsel um das neu entdeckte Nachtlicht zu lösen. Mehr als 50 Sichtungen wurden bereits gemeldet und ein eigenes Facebook-Fotoalbum dafür angelegt. Und auch einen Namen hat das Phänomen bereits: Steve. Das ist eine Anspielung auf den Kinderfilm Ab durch die Hecke. Da begegnen die tierischen Helden nämlich ebenfalls einem sehr eindrucksvollen Phänomen, das ohne ihr Wissen direkt vor ihnen lebte: einem Menschen. Den taufen sie in ihrer Panik kurzerhand Steve:
Die Leuchterscheinungen mit dem Namen Steve sind bis zu 30 Kilometer breit und erstrecken sich über hunderte oder sogar tausende Kilometer. Zwischen Oktober und Februar sind sie nicht zu sehen. Dafür erscheint Steve in den Wintermonaten umso häufiger und erstrahlt dann circa eine Stunde lang in Lila- und Grüntönen.
Die ESA (European Space Agency) schickte einen Satelliten los, um mehr herauszufinden. Dieser flog durch die Leuchterscheinung und maß dort Temperaturen von bis zu 3000 Grad Celsius. Das machte den Forschern klar: Das Leuchten besteht aus sehr heißen Gasen, die sich viel schneller bewegen als die umgebende Luft.
Doch das war es auch schon mit gesicherten Informationen über das Lichtphänomen. Eric Donovan will es deshalb weiterhin erforschen. Ihn verblüfft vor allem, dass Steve die ganze Zeit direkt vor unserer Nase lag. Erst jetzt wird sie als ein eigenes atmosphärisches Phänomen anerkannt.
Auch bei Tageslicht ist der Himmel ganz schön eindrucksvoll. In ihm wirken unterschiedlichste physikalische Gesetze und Phänomene. Zusammen ergeben sie nicht nur Wolken, Blitze und Donner, sondern auch einen wunderschönen Blauton. Doch wie entsteht der überhaupt? Wir haben es herausgefunden: