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Das Forschungsinstitut wurde 1966 in Bonn gegründet
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Der Antrag zum Bau eines großen Radioteleskops wurde in den 1960er Jahren an die VolkswagenStiftunggerichtet. Dieser war erfolgreich, allerdings unter der Bedingung, dass die Stiftung den Aufbau des Teleskops finanzieren würde, während die Betriebskosten von anderer Seite getragen werden sollten. Dazu erfolgte 1966 über die Max-Planck-Gesellschaft (MPG), die bereits eine Reihe von Instituten für Grundlagenforschung in Deutschland betrieb, die Gründung eines neuen Instituts, des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR).
Ein Bachtal genau an der Grenze der beiden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in der Nähe von Effelsberg (Bad Münstereifel) erfüllte alle wichtigen Bedingungen für den Bau des Radioteleskops: Die empfindlichen Messungen waren vor irdischer Störstrahlung im Radiofrequenzbereich geschützt, die in den 1960er Jahren vor allem durch Radarsignale von nahegelegenen Flughäfen verursacht wurden. Trotz der Tallage war ein möglichst großer Himmelsbereich zugänglich. Denn das Effelsberger Tal ist nach Süden hin offen. In dieser Richtung erreichen die Himmelsobjekte ihren höchsten Stand über dem Horizont. Dadurch werden eine Reihe wichtiger Regionen am Himmel, darunter der Zentralbereich unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, für astronomische Messungen zugänglich.
Das 100-m-Radioteleskop Effelsberg wurde zwischen 1967 und 1971 gebaut und ist seit 1972 in vollem Messbetrieb. Seitdem wurden nahezu alle Beobachtungsmethoden der Radioastronomie am Teleskop eingerichtet.
Im Lauf der 50 zurückliegenden Jahre hat sich das MPIfR zusätzlich am Bau und der Ausstattung von Forschungsinstrumenten im Millimeter-, Submillimeter- und sogar Infrarotwellenlängenbereich beteiligt. Vom Institut wurden folgende Radioteleskope in Auftrag gegeben:
- das 30-m-Pico-Veleta-Teleskop in Südspanien
- das 10-m-Heinrich-Hertz-Teleskop in Arizona/USA und
- das 12-m-APEX-Teleskop (Atacama Pathfinder Experiment), das vom MPIfR zusammen mit der europäischen Südsternwarte ESO und dem schwedischen Onsala-Observatorium seit 2005 betrieben wird
- die erste deutsche Station des internationalen LOFAR-Teleskops (LOw Frequency ARay), 2007 auf dem Gelände des Radio-Observatoriums Effelsberg errichtet
Nach der Gründung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie im Jahr 1966 wurden Büroräume und Labors zunächst in unterschiedlichen Gebäuden im Bonner Stadtteil Poppelsdorf angemietet. 1973 wurde ein Neubau in Bonn-Endenich fertiggestellt, in dem sowohl das Max-Planck-Institut als auch die Astronomischen Institute der Universität Bonn (später: Argelander-Institut für Astronomie, AIfA) angesiedelt wurden. Der Gebäudekomplex wurde in den Jahren 1983 und 2003 jeweils wesentlich erweitert.
Im Moment gibt es drei verschiedene Forschungsabteilungen am Max-Planck-Institut für Radioastronomie: Radioastronomische Fundamentalphysik (geleitet von Michael Kramer), Millimeter- und Submillimeter-Astronomie (geleitet von Karl M. Menten) sowie Radioastronomie/VLBI (geleitet von J. Anton Zensus). Sie werden ergänzt durch eine Reihe von technischen Abteilungen, zur Digitalen Signalverarbeitung, Elektronik, Infrarottechnologie, Submillimeter-Technologie und VLBI-Technologie.
Das Radioteleskop Effelsberg ist seit 45 Jahren im Messbetrieb und nach wie vor sehr erfolgreich. Aus den Beobachtungen mit dem Teleskop sind mehr als 1000 wissenschaftliche Veröffentlichungen hervorgegangen. Mehrere Generationen von Radioastronomen haben damit gearbeitet. Hunderte von jungen Studenten haben ihren Doktortitel auf der Basis von Forschungsarbeiten mit dem Teleskop erhalten. Seit dem Jahr 2002 gibt es eine Doktorandenschule am Institut, die International Max Planck Research School (IMPRS) für Astronomie und Astrophysik, die in Zusammenarbeit mit den beiden Universitäten in Bonn und Köln betrieben wird. Das Radioteleskop Effelsberg wurde stetig weiterentwickelt, es befindet sich in einem exzellenten Zustand und wird auch weiterhin als wichtiges Forschungsinstrument eingesetzt werden, das den Weg bereitet für die Radioastronomie der Zukunft.
Quelle: MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT, MÜNCHEN