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Astronomie - Turbulente Vorgänge in einer friedlichen Galaxie

 

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Ein neues Bild, aufgenommen mit dem Very Large Telescope der ESO, zeigt die beeindruckende Spiralgalaxie NGC 1187. Diese Galaxie befindet sich in etwa 60 Millionen Lichtjahren Entfernung im Sternbild Eridanus (Fluss Eridanus). In den letzten 30 Jahren wurden in NGC 1187 zwei Supernovaexplosionen beobachtet, zuletzt im Jahr 2007. Das hier vorgestellte Bild ist die detaillierteste Aufnahme dieser Galaxie überhaupt.
Wir blicken in der neuen VLT-Aufnahme fast genau von oben auf die Galaxie NGC 1187 [1], so dass ihre Spiralstruktur gut zu erkennen ist. Etwa ein halbes Dutzend größerer Spiralarme sind zu sehen. Jeder von ihnen enthält große Mengen Gas und Staub. Die bläulichen Knoten zeigen Regionen innerhalb der Spiralarme an, in denen im Inneren großer Gaswolken junge Sterne geboren wurden.
Der Zentralbereich der Galaxie leuchtet dagegen eher gelblich. Hier befinden sich neben Gas und Staub hauptsächlich ältere Sterne. NGC 1187 besitzt einen zentralen Balken, der allerdings nicht besonders deutlich ausgeprägt ist. Derartige Strukturen dürften bewirken, dass Gas aus den Spiralarmen in den Zentralbereich strömt und dort verstärkt Sterne entstehen.
Auch eine Reihe schwächerer und weiter entfernter Galaxien sind auf diesem Bild zu sehen. Einige davon leuchten sogar durch die Scheibe von NGC 1187 hindurch. Ihr rötliches Glimmen steht in interessantem Kontrast zum blauweißen Leuchten der Sternhaufen in der viel näher gelegenen Vordergrundgalaxie.
NGC 1187 sieht auf den ersten Blick beschaulich und unveränderlich aus. Seit 1982 wurden dort jedoch bereits zwei Supernovae beobachtet. Eine Supernova ist eine gewaltige Explosion, die das Ende des Lebens entweder eines massereichen Sterns oder aber eines Weißen Zwergsterns in einem Doppelsternsystem markiert [2]. Supernovae gehören zu den energiereichsten Ereignissen im Universum und können so hell werden, dass sie für kurze Zeit sogar eine ganze Galaxie überstrahlen. Anschließend verblassen sie über einen Zeitraum von Wochen und Monaten wieder. Während der kurzen Zeit, in der sie leuchten, können sie jedoch so viel Energie abstrahlen wie unsere Sonne während ihrer gesamten Lebenszeit.
Im Oktober 1982 wurde am La Silla-Observatorium der ESO die erste Supernova in NGC 1187 entdeckt: SN 1982R [3]. Im Jahr 2007 beobachtete dann der Amateurastronom Berto Monard von Südafrika aus eine weitere Supernova in dieser Galaxie: SN 2007Y. Ein Astronomenteam hat diese Supernova mit verschiedenen Teleskopen über einen Zeitraum von etwa einem Jahr untersucht. Das hier gezeigte Bild der Galaxie NGC 1187 stammt aus dieser Beobachtungskampagne. Obwohl der Zeitpunkt ihrer größten Helligkeit schon lange zurückliegt, ist die Supernova am unteren Bildrand nach wie vor zu erkennen.
Die Rohdaten für dieses Bild wurden mit dem FORS1-Instrument am Very Large Telescope der ESO am Paranal-Observatorium in Chile gewonnen.
Endnoten
[1] Die Galaxie wurde im Jahr 1784 von William Herschel in England entdeckt.
[2] Der erste Typ von Supernovaexplosion besiegelt das Ende eines Sterns mit mehr als etwa acht Sonnenmassen. Hat ein solcher Stern seinen Vorrat an nuklearem Brennstoff erschöpft, kann er dem gravitativen Kollaps nichts mehr entgegensetzen. Eine gewaltige Explosion ist die Folge. Ein anderer Typ Supernova tritt in Doppelsternsystemen auf, in denen ein Weißer Zwergstern, der aus Kohlenstoff und Sauerstoff besteht, Materie von seinem massereicheren Begleiter abzieht. Hat der Weiße Zwerg eine bestimmte Menge an zusätzlichem Material angesammelt, dann explodiert er als Supernova.
[3] Die Internationale Astronomische Union benennt Supernovae nach der Reihenfolge ihrer Entdeckung. Der Name wird aus dem Jahr der Entdeckung gebildet, gefolgt von einem oder zwei Buchstaben. Die ersten 26 Supernovae eines Jahres erhalten einen Großbuchstaben von A bis Z, alle weiteren Supernovae dieses Jahres je zwei Kleinbuchstaben.
Quelle: ESO
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