Bad Nenndorf/Haste (gus). Spielzeug oder UFO? Dies dürften sich zahlreiche Bad Nenndorfer am heutigen Mittwoch fragen, wenn sie gen Himmel blicken und dort ein nicht ganz alltägliches Flugobjekt sichten. Die Antwort: nichts von beidem. Heute kreist über der Kurstadt eine Art Drohne im Auftrag der Polizei, um Fotos zur Vorbereitung des Einsatzes beim Naziaufmarsch am 4. August zu machen.
Dabei wollen die Beamten den Begriff Drohne am liebsten gar nicht hören, da dieser militärisch ist. Dennoch trifft diese Bezeichnung zu, da es sich um ein unbemanntes Fluggerät handelt, das zur Aufklärung und zur Erkundung eingesetzt wird. Die Polizeikommissare Matthias Hein und Sven Wendt fotografieren heute in Bad Nenndorf 24 unterschiedliche Bereiche des Stadtgebiets, gestern hatten die beiden ausgebildeten Luftfahrzeugführer bereits die Bahnhöfe in Haste und Bantorf „unter die Lupe genommen“. Außerdem fotografierten sie die Routen von den beiden Bahnhöfen aus ins Stadtgebiet.
Nach Worten von Polizeioberkommissar Dirk Plattenteich dient die Arbeit der Einsatzvorbereitung derjenigen Sicherheitskräfte, die keine Gelegenheit bekommen, den Einsatzort vorher in Augenschein zu nehmen. Diesen Leuten wird das per Computer festgehaltene Bildmaterial am Donnerstag zur Verfügung gestellt, damit auch die Einheiten, die aus größerer Entfernung anreisen, einigermaßen Ortskenntnis besitzen.
Das Fluggerät, das die offizielle Bezeichnung UASPol (Unmanned Aircraft System) trägt, befindet sich seit 2009 im Einsatz. Jetzt wird auch erstmals der Bereich der Bad Nenndorfer Naziaufmärsche damit aus der Luft erkundet. Laut Plattenteich sollen speziell die neuralgischen Punkte, darunter die Bahnhöfe, fotografiert werden. Auch wegen der vielen Baustellen und der unterschiedlichen neuen Demonstrationsstrecken sei diesmal eine noch detailliertere Vorbereitung nötig.
Das GPS-gesteuerte und mit einer Digitalkamera bestückte UASPol schwebt in einer Höhe von etwa 100 Metern über seinen Zielgebieten. Seine Reichweite beträgt 1000 Meter, allerdings liefert es nur bis zu einer Distanz von 500 Metern verwertbare Bilder. Einer der beiden Luftfahrzeugführer steuert das Gerät mit einer Fernbedienung, während dessen Kollege am Computer beobachtet, welche Bereiche sich im Sucher der Kamera befinden. Auf das Kommando „Bild“ drückt der Mann an der Fernsteuerung den entsprechenden Knopf und macht ein Foto.
Ein Vorteil gegenüber einem Hubschrauber ist die flexible Einsetzbarkeit des „fliegenden Auges“. Zudem schwebe das UASPol lautlos und sei kostengünstiger. Die Beamten weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Aufnahmen nur polizeiintern verwendet werden. Private Daten wie etwas Autokennzeichen werden unkenntlich gemacht. Zudem fliegt die „Drohne“ nicht direkt über Menschenmengen. Abgestürzt sei sie aber ohnehin noch nie. Am 4. August kommt das Gerät nur zum Einsatz, wenn sich unvorhergesehene Situationen einstellen.
Die Polizeibeamten Matthias Hein (l.) und Sven Wendt lassen das „Fliegende Auge“ in die Luft gehen.
Quelle: Landeszeitung
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