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Nur Zieldarsteller, keine Drohne
Das Rätsel ist gelöst: Das Annabergfest-Ufo war ein kleiner Jet, der im Auftrag der Bundeswehr ein Luftziel darstellen sollte - also doch keine US-Späh-Drohne, wie viele der Bergfestbesucher mutmaßten. Gestern hatten die SRZ-Recherchen Erfolg.
Die Abteilung Flugbetrieb der Bundeswehr hatte nach unserer detaillierter Anfrage die richtige Auskunft parat: "Die Überprüfung ergab für den von Ihnen angegebenen Zeitraum keinen Anhaltspunkt für einen Übungsflugbetrieb mit unbemannten Luftfahrzeugen. Jedoch können die angegebenen Flugbewegungen dem angemeldeten Flug eines zivilen Luftfahrzeugs, welches im Auftrag der Bundeswehr als Zieldarsteller fungierte und im Bereich des Truppenübungsplatz Grafenwöhr flog, zugeordnet werden."
Dieses Luftfahrzeug sei auch mehrmals genau zu den angegebenen Zeiten in den Abendstunden im Luftraum über den beschriebenen Gebieten zwischen Edelsfeld und Sulzbach gekreist. Der kleine Jet mit seinem Piloten habe sich in einer Höhe von circa 1300 Meter über Grund im Landkreis Amberg-Sulzbach befunden - das entsprach laut Bundeswehr den flugbetrieblichen Vorschriften. "In diesen Höhen werden üblicherweise zu diesen Tageszeiten zur Verhütung von Zusammenstößen mit anderer Luftverkehrsteilnehmer, die Landescheinwerfer eingeschaltet.
Im Dschungel der Auskünfte - Angemerkt von Joachim Gebhardt
"Was fliegt denn da?", heißt ein bekanntes Vogel-Buch. Am Annabergfest stellten sich viele Besucher heuer auch diese Frage, als sie am Nachthimmel mehrfach ein Flugobjekt mit Scheinwerfer wahrnahmen. Das gute einheimische Festbier, sonst gern Ursache für allerlei paranormale Phänomene wie lokale Erdschwankungen, war diesmal unschuldig.
Logisch, dass die Zeitung da nachforscht. Zunächst über das Landratsamt, dann über die US Army. Keiner weiß von nichts, möchte man fast sagen. Beim Luftfahrt-Bundesamt hat man Urlaub. "Schicken Sie halt eine E-Mail!" Wann liest die Referentin das denn? "Keine Ahnung!" Neue Vermittlung. Plötzlich der Anrufbeantworter der Ufo-Forschungsgesellschaft. "Melden Sie uns Ihre Beobachtungen!" Nie mehr Festbier...
Endlich eine Spur: Flugbetrieb der Bundeswehr in Köln. E-Mail, Anruf, sofortige Antwort und erwünschte Auskunft. Respekt. Auch die Gesellschaft zur Flugzieldarstellung ist kooperativ: "Das war unser Jet!"
Fall geklärt, keine US-Drohne, kein Ufo, nur Bundeswehr-Übungsbetrieb in Grafenwöhr mit Außenwirkung. Die NSA weiß also immer noch nicht, wie viele Maßen wir am Berg getrunken haben. Wir könnten ihr da aber auch nicht wirklich helfen. Und außerirdisch (gut) waren dort nur zwei Sachen: das Bier und die Stimmung. Was stört uns da schon so ein Düsenfliegerl...
Quelle: SULZBACHH-ROSENBERGER ZEITUNG
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