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Astronomie - Venus-Transit am 6.Juni 2012

 

Der letzte war vor acht Jahren, der nächste wird erst wieder 2117 sein: Am 6. Juni ist der nächste "Venustransit". Der Planet steht dann genau zwischen Sonne und Erde.

Zum letzten Mal in diesem Jahrhundert wird der Planet Venus am 6. Juni als schwarzes Pünktchen über die Sonnenscheibe wandern. Das seltene astronomische Ereignis hatte zuletzt am 8. Juni 2004 stattgefunden, davor im Jahr 1882.

Der nächste "Venustransit" wird erst wieder am 11. Dezember 2117 zu verfolgen sein. Im 18. Jahrhundert segelte der britische Seefahrer James Cook für dieses Schauspiel eigens nach Tahiti.

 Bei ihrem "Transit" steht Venus als zweiter Planet des Sonnensystems genau zwischen Sonne und Erde. Das Ereignis ist so selten, weil beide Planeten sich in ihrem Lauf um die Sonne nur alle 584 Tage "begegnen" und ihre Bahnebenen zueinander um rund dreieinhalb Grad geneigt sind. In einem Zyklus von 243 Jahren gibt es nur vier Venus-Durchgänge.

 

Schauspiel von eineinhalb Stunden

 Faktisch findet eine Art Miniatur-Sonnenfinsternis statt. Wegen der gigantischen Abstände und Größenverhältnisse kann Venus die Sonne aber nicht annähernd bedecken und wird nur als kleiner schwarzer Punkt von links nach rechts über die helle Scheibe ziehen. Wer nichts davon weiß, wird vermutlich kaum etwas bemerken.

 "Der aktuelle Venustransit beginnt bereits kurz nach Mitternacht", sagt der Hamburger Astronom Bernd Loibl. Beobachter in Deutschland müssen daher darauf warten, dass die Erde sich in Richtung Sonnenaufgang dreht. In Kiel ist es um 4.48 Uhr soweit, in Hamburg um 4.53 Uhr, in München erst um 5.15 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ).

Jeweils rund eineinhalb Stunden lang wird das Schauspiel dann zu sehen sein – wolkenfreier Himmel vorausgesetzt. Dabei wird ausdrücklich davor gewarnt, direkt in die Sonne zu schauen. Keinesfalls dürfen Ferngläser oder Teleskope ohne Filter verwendet werden.

Seit Jahrhunderten interessant

Wissenschaftlich waren die Venus-Durchgänge der vergangenen Jahrhunderte vor allem zur Bestimmung der Entfernung von Sonne und Erde bedeutsam. In England errechnete der Astronom Edmund Halley (1656-1742) einen Venustransit für den 6. Juni 1761. Ein Schiff wurde ausgerüstet, um zur Beobachtung nach Sumatra aufzubrechen - doch die Expedition scheiterte: England befand sich im Krieg mit Frankreich, das Schiff wurde beschossen und musste nach Plymouth zurückkehren.

 Besser erging es dem britischen Entdecker James Cook (1728-1779), der acht Jahre später für die Königliche Gesellschaft mit der "Endeavour" in den Pazifik aufbrach. Nach monatelanger Anfahrt wurde der Venustransit am 3. Juni 1769 auf Tahiti "bei bestem Wetter" verfolgt. Im Anschluss erforschte Cook Neuseeland und die damals unbekannte Ostküste Australiens.

Während des Transits wird die Venus-Atmosphäre von der Sonne wie von einem Scheinwerfer durchleuchtet. Satelliten, Radioteleskope und optische Messinstrumente in aller Welt werden eingesetzt, um Venus-typische Besonderheiten im Spektrum des Sonnenlichts zu registrieren. Die Ergebnisse haben den Forschern zufolge auch Konsequenzen für das Aufspüren fremder Planeten anderer Sterne.

Venus ähnlich groß wie die Erde

 Venus, bekannt als Morgen- und Abendstern, ist nach Merkur der zweite Planet im Sonnensystem und von der Größe her der Erde am ähnlichsten. Mit einem Äquatordurchmesser von 12.112 Kilometern ist Venus nur wenige hundert Kilometer "schlanker" als die Erde (12.798 Kilometer).

Für einen Sonnenumlauf braucht Venus 224,7 Tage und ist dabei mit einem Tempo von rund 126.000 Stundenkilometern unterwegs. Die Erde bringt es auf ihrer Bahn "nur" auf rund 107.000 Stundenkilometer.

 Wie exakt und berechenbar die Himmelsmechanik funktioniert, beweist ein Blick in Meyers Konversationslexikon: Bereits in seiner Ausgabe von 1890 ist der Venustransit dieses Jahres verzeichnet.

Dem über einhundert Jahre alten Lexikon zufolge werden nach dem 11. Dezember 2117 weitere Transits folgen – der übernächste bereits am 8. Dezember 2125. Danach muss man auf die Jahre 2247, 2255, 2360 und 2368 warten.

Skizze:NASA

 

Update: 5.06.2012

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