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Der neu ausgestattete Airbus A310 auf der Startbahn, bereit für seinen ersten Flug für die Forschung in der Schwerelosigkeit nächste Woche. Trotz seines Gewichts von bis zu 157 Tonnen können speziell trainierte Piloten das Flugzeug in einen Winkel von 40-50° steuern und so kurze Perioden der Schwerelosigkeit erzeugen. Auf der Spitze jeder geflogenen Kurve gleichen sich alle Kräfte auf Passagiere und Gegenstände an Bord der Maschine aus und bringen sie und auch das Flugzeug selbst durch den freien Fall in einen Zustand der Schwerelosigkeit.
Jedes Mal, wenn die Maschine steigt und wenn sie nach einem Abstieg wieder hochzieht, wirken die Kräfte auf Passagiere und Gegenstände in diesem A310 beinahe zweimal so stark wie bei normaler Schwerkraft – eine Person, die auf der Erde 80kg wiegt, wird sich während etwa 20 Sekunden fühlen, als wiege sie 160kg.
Die Möglichkeit, praktische Experimente in der Schwerelosigkeit und Hypergravitation durchführen zu können, zieht Forscher verschiedener Disziplinen an, darunter Biologie, Physik, Medizin und angewandte Wissenschaften.
Die französische Firma Novespace führt diese Parabelflüge seit über 25 Jahren durch. Letztes Jahr wurde ein neues Flugzeug erworben, das den treuen Vorgänger, einen Airbus 300, ersetzt. Die meisten Sitze wurden ausgebaut, um so viel Raum wie möglich im Inneren zu schaffen. Gepolsterte Wände sorgen für eine weiche Landung der Forscher – denn die Änderungen der Schwerkraft können schon mal hart zu nehmen sein. Spezielle Monitore wurden installiert, um einem Techniker zu ermöglichen, die Systeme des Flugzeugs zu überwachen, während es an seine Grenzen gebracht wird – es handelt sich ja nicht um eine Kreuzfahrt.
Die erste wissenschaftliche Forschungsreihe zur Einweihung des neuen Flugzeugs wird am 5. Mai starten, als Kooperation der drei wichtigsten Forschungspartner der Firma Novespace: der ESA, der französischen Weltraumagentur CNES und dem Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt, DLR.
Bei den Experimenten geht es um das Testen des schwachen Äquivalenzprinzips im atomaren Maßstab; das Verstehen, wie Menschen Objekte in verschiedenen Gravitationszuständen fühlen; Untersuchungen, wie das menschliche Herz und die Aorta reagieren; das Testen von neuem Equipment für die Internationale Raumstation; das Ausprobieren von neuen Techniken zum Start von Nano-Satelliten; eine Untersuchung, ob pharmazeutische Mittel ohne Schwerkraft funktionieren werden; das Verstehen von Staubwolken in unserem Sonnensystem und das Entstehen von Planeten sowie das Forschen an möglichen Triebwerken für Mars-Flugzeuge.
Quelle: ESA
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