Quelle: Der Tagesspiegel, 28.04.2012
Morgen kracht’s links neben dem Mond
Wir könnten das bevorstehende laaange Wochenende natürlich auch dazu nutzen, einfach an den Himmel zu blicken. Schön da oben! Wie sie funkeln, diese Dinger da, die, äh, LEDs, nein, Sterne! Sterne? In Deutschland gibt es wahrscheinlich längst mehr Astrologen als Astronomen, und deshalb können einem die Leute mehr über die Lebenschancen eines Widdergeborenen, Aszendent Goldhamster, erzählen, als darüber, wo sich denn dieser Widder am Himmel überhaupt befindet. Irgendwo da oben, ja klar. Und der Große Wagen? Hab isch neuem Dreier-BMW, Alder, ischwör!
Diese Unkenntnis über den Himmel und seine Fixpunkte führt zu seltsamen Effekten.
Wir entnehmen diese Information einer Mitteilung des Centralen Erforschungsnetzes außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP), das trotz seines seltsamen Namens unerbittlich nach der Wahrheit forscht. Früher, so heißt es dort, habe man im Jahr etwa 150 fliegende Untertassen gemeldet bekommen, heute seien es jede Woche 10 bis 15. Und zwar ganz überwiegend in Form von Handyfilmchen.
Das ist nämlich das Neue daran. Die Leute haben keinen Schimmer mehr, wie Venus oder Jupiter aussehen könnten, und dass sie manchmal mächtig hell da oben herumfunkeln. Guck mal, heißt es dann, da oben, das können doch eigentlich nur Ufos sein, die filmen wir mal und mailen das den Experten, damit die sicherheitshalber die Air Force losschicken. Und morgen Abend kracht’s dann da links neben dem Mond.
In der Handyvorzeit wären derlei Erlebnisse folgenlos geblieben – aber heute filmt jeder alles und hat auch gleich eine E-Mail-Adresse parat, an die er seine Fundsachen schicken kann. Aber wie stets kommt auch die Lösung aus der modernen Technik, in diesem Fall laut CENAP aus einer Sternen-App, die vor dem Druck auf den Handy-Auslöser erst einmal nachschaut, ob es sich nicht doch um ganz harmlose, womöglich sogar romantische Himmelskörper alten Schlages handelt. Was wohl so sein wird.
Es lohnt sich also, den kommenden klaren Nächten entspannt entgegenzutreten. Eher tritt Angela Merkel der FDP bei, als dass ein echtes Ufo über dem märkischen Sand herumfliegt, der deutsche Luftraum ist sowieso schon chronisch überfüllt. Allerdings weiß natürlich niemand, was sie da bei Apple schon wieder für seltsames Zeug erfunden haben.