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Mars-Chroniken - Die eisigen Terrassen des Riesenkraters Hellas

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Durchmesser 2200 Kilometer, Tiefe bis zu neun Kilometer: Das sind die Eckdaten des größten Einschlagskraters auf dem Mars - Hellas Planitia. Nur das Südpol-Aitken-Becken auf dem Mond und die Valhalla-Struktur auf dem Jupitermond Callisto haben ähnliche Dimensionen. Die aktuellen Bilder der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebenen hochauflösenden Stereokamera (HRSC) an Bord der europäischen Raumsonde Mars Express zeigen einen Teil seines westlichen Kraterrandes.

Im aufgewölbten Rand des Hellas-Kraters kam es während und unmittelbar nach dem Einschlag zu massiven tektonischen Verwerfungen, die sich als stufenförmige Terrassen in das Innere des Einschlagsbeckens erstrecken. Diese beeindruckende Form ist am besten auf den Bildern 1 und 3 zu erkennen. Die tiefer liegenden Regionen im Bild sind von raureifartigem Frost und Eis überzogen: Bei fast 50 Grad südlicher Breite sind bereits die Auswirkungen des sich vom Südpol nach Norden ausdehnenden südpolaren Winters zu beobachten.

Sechs Kilometer Höhenunterschied

Die Landschaftsmerkmale hier zeigen Spuren flussartiger Aktivitäten sowie des Transports von Material durch Täler, die sich bis zum Boden des Einschlagskraters erstrecken, wo das Material am topographisch tiefsten Punkt abgelagert wurde. Der Höhenunterschied in dem auf den Bildern gezeigten Region liegt bei 6,1 Kilometern - gemessen vom höchsten Punkt im Zentrum des linken Teils der Draufsicht (Bild 1) bis zum niedrigsten Punkt im unteren linken Teil des Bildes. Auch auf der Erde sind vergleichbare Höhenunterschiede auf so kurzer horizontaler Distanz selten.

Der Eisstrom eines Blockgletschers hat ein enges, am Ende von steilen Abhängen begrenztes Tal in die Terrassen des Kraterrandes gegraben, zu erkennen in der Bildmitte. Als Blockgletscher bezeichnet man Eisströme, auf deren Rücken das Eis von großen Mengen Geröll und Gesteinsschutt bedeckt ist, das von den seitlichen Berghängen auf den Gletscher gerutscht ist. Gletscher können große Mengen Material in den Krater transportieren und an ihrer Spitze, wo sie abschmelzen, ablagern. Dieser Mechanismus von Transport und Ablagerung führt zu einer fächerförmigen Struktur in der Ebene am vorderen Ende des Blockgletschers.

Transport von Sedimenten auf dem Rücken von Blockgletschern

Ein genauerer Blick in dieses "Flussbett" lässt linienartige, parallel verlaufende Strukturen auf dessen Oberfläche erkennen, was wiederum auf eben diese "Massenbewegungen" auf dem Rücken solcher Blockgletscher hindeutet. Diese von den Blockgletschern hinterlassenen Strukturen von Sedimentablagerungen bezeichnet man als "streifenförmige Talfüllung" (engl. lineated valley fill). Die Spuren von Massenbewegungen sind beinahe überall in der Region zu finden - am besten zu erkennen im mittleren linken Teil der Bilder 1, 3 und 4. Hier wurde ein kleinerer Einschlagskrater bis zum Rand mit dem geflossenen Material angefüllt, so dass es "überlief" und weiter bergab strömte. In unmittelbarer Umgebung bedecken zahlreiche Rinnen die terrassenförmigen Abhänge.

Auch im Norden dieser Region (im Bild rechts) entdeckt man in der Tiefebene von Hellas Planitia einige Einschlagskrater mit zum Teil stark verwitterten Rändern und von Sedimenten angefüllten Vertiefungen. Oberhalb der Bildmitte verläuft eine Verwerfung, die einen älteren, bereits mit Ablagerungen angefüllten Krater durchschneidet. Dabei wurden die Kraterränder leicht zueinander versetzt. Sie verläuft von Süden nach Norden und erzeugt damit eine weitere Geländestufe, die bei 3D-Betrachtung im Anaglyphenbild (Bild 3) deutlich hervortritt. Das ist interessant, denn diese Verwerfung muss jünger sein, als der durchgeschnittene Krater. Dies lässt eine spätere Aktivität innerhalb des terrassenförmigen Gebiets vermuten, vielleicht verursacht durch eine spätere Absenkung der Terrassen.

Im Juli 2014 wurden HRSC-Aufnahmen der in der Nähe gelegenen, abwechslungsreichen Landschaft der im Westrand von Hellas gelegenen Hellespontus Montes veröffentlicht (Orbit 12750). Die Region auf den aktuellen Bildern befindet sich etwa 300 Kilometer südöstlich und ist etwas tiefer im Einschlagsbecken gelegen. Viele der morphologischen Merkmale in dieser Gegend sind denen, die man in Hellespontus Montes findet, sehr ähnlich.

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Quelle: DLR

 
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