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UFO-Forschung - Aus dem CENAP-Archiv: UFO-History Teil-398

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23.06.2009

62 Jahre ´Fliegende Untertassen´ - falsche Fantasien sind der Schlüßel zum Mythos

Damals 1947: Die USA in der Epoche der ´Fliegenden Untertassen-Psychose´, was waren nur ihre Elemente?

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Dienstag, der 23.Juni 2009 - es ist soweit, wir begehen am Mittwoch den 62.Jahrestag der ´Fliegenden Untertassen´ - Kenneth Arnold hatte sie damals gesehen, naja.* Und Hurra? Also ich weiß nicht. In der UFO-Saga liegen mir Mythos und Wahrheit zu weit auseinander und was als IFO-Wahrheit bleibt, ist ja auch nicht immer direkt der Brecher... Eigentlich sind falsche Fantasien der Schlüßel für die ewig-lange Dauer des immer mehr abgeschmackten Mythos, der seine besten Zeiten längst hinter sich hat und eben schon lange, lange Zeit nur wegen diesem Konglomerat prallvoller falscher Fantasien für sagenhaften Gesprächsstoff sorgt, ohne etwas Handfestes anbieten zu können. Was noch durch die weltweit freigegebenen ´UFO-Akten´ nur noch unterstrichen wird.

1947 - 2009. 62 Jahre - ein Thema: Sind die Aliens in Raumschiffen hier über uns? Einen kleinen Finger würde ich dafür nicht schwörend ins Feuer legen. Nein, auf keinen Fall! Aber es ist schon bezeichend, wenn ausgerechnet viel verpackte heiße Luft in Gestalt der Himmelslaternen-Ballons* (hier Mr.Arnold, unseren zeitgemäßen ´Blumenstrauß´ für Sie - http://www.youtube.com/watch?v=1S9Y... ) derzeiten das UFO-Meldegeschehen definitiv hierzulande und in England bestimmen. Und zwar in rauhen Mengen wie niemals zuvor dies vorstellbar war! Wir haben zwar eine Mega-UFO-Meldewelle wie noch nie zu verdauen, aber echten UFOs im eigentlichen Sinne sind wir noch nie so fern gewesen wie jetzt. Es ist ja schier so (oder genau so), als wenn wir einen Hirngespinst nachlaufen.

 

*= Aber ist es vielleicht nicht bezeichnend, wenn es vor 62 Jahren auch damit begann. Project 1947-Leiter Jan Aldrich teilte mir am 7.Dezember 1997 mit: "Damals waren die ´flying disc´-Geschichten keineswegs so todernst vorgebracht worden und entstanden im psychologischen Umfeld des ´Lach mal eine Minute lang´-Spaßes. Damals kam ein Hoax nach dem anderen hoch, ein Gag jagte den nächsten und Untertassen galten schnell auch als populäres Vehikel für Werbeideen aller Art. Es gab Unternehmer, die die Untertassen gleich für sich als Werbemittel nutzten: Sie druckten irgendwelche Werbebotschaften auf runde Pappe und ließen diese dann in Flugzeugen an den Himmel hochtragen, um sie dann Stück für Stück aus dem Flugzeug werfen zu lassen. Mit solchen ´Fliegenden Untertassen´ wurden ganze Landschaften eingedeckt. Es war schick nach draußen zu gehen und den Himmel nach ´Fliegenden Untertassen´ abzusuchen und in einer fiebrigen Stimmung andere Leute auf den Arm zu nehmen, wenn irgendetwas seltsam anzuschauendes am Himmel auftauchte, was man nicht sofort erkannte. Zudem stiegen in jenem Sommer erstmals heliumgasgefüllte Spaßballone in den Himmel, da erst im Winter des Vorjahres Helium** kommerziell auf dem Markt verfügbar war. Es gab in jener Epoche Dutzende von ´crashed disc´-Funde, die nichts weiter als Wetterballon-Teile, Räder aus Pappe oder Sperrholz etc waren, die man verzierte, um ´außerirdisch´ zu wirken. Zusätzlich muß man wissen, dass es im Sommer 1947 ein großes Wettererkundungs-Forschungs-Projekt*** gab, weswegen Wetterballone in nie zuvor gekanntem Ausmaß aufgelassen wurden, vor allem auch mit den neuen Stratosphärenballons. Jet-Triebwerke waren zudem völlig neu für den Amerikaner, sodass er erstmals Kondensstreifen am Himmel sah. Von Düsenflugzeugen hatten viele schon gehört, aber so gut wie niemand hatte sie bisher am Himmel fliegen sehen. Da waren also ganze Batterien neuer Objekte am Himmel und in den Zeitungen sprach man überall von einem neuen Zeitalter des Flugwesens, welches durch das Experimentalflugzeug in grober Untertassenform namens ´Flying Flapjack´ seine ersten Stufen nahm! Zu Beginn war die ganze Affäre nichts weiter als ein gigantischer Hulla-Ballou für die Menschen. Und es gab viele Schnellschüße damals, so berichtete eine Zeitung in Port Huron, Michigan, von einem Objekt am nächtlichen Himmel. Die Meldung ging schnell über die nationalen Ticker, weil als verantwortlicher Journalist der Luftfahrt-Spezialist der Zeitung genannt wurde. Doch dann stellte sich heraus, dass die Fliegende Untertasse nichts weiter als das Licht eines Scheinwerfers in den Wolken war [sic!], aus Scham berichtete die Zeitung dort jahrelang kein Wort mehr über irgendwelche UFOs. Seinen Namen in die Zeitung zu kommen war damals auch eine große Sache. Und es war kaum etwas leichter als das, wenn es um Untertassen ging. Man brauchte nur die Zeitung anrufen und gab sich mit dem Namen eines Freunde oder so aus, nur wenige Reporter überprüften dies mittels eines Rückrufs. An all dies sollte man sich auch erinnern, wenn man das UFO-Thema heute betrachtet."

 

** = Dann fiel mir eine Meldung des ´The Oregonian´ vom 9.Juli 1947 über die Project 1947-Liste in die Hände, die geradezu elektrisierend ist und vielleicht verständlich macht, weshalb plötzlich in den Sommer-Ferien 1947 in den ganzen USA am hellen Tage die Fliegenden Scheiben herumtobten: "New Craft Hit As ´Nonsense´ - People Imagine Speeds of 1200". Ron Moxes als Chefredakteur der Zeitung konnte mit Mrs.Hester Wilson aus der 2324 N.W.Johnson Street sprechen, die den ganzen Wirbel um ´flying whatzits´ im pazifischen Nordwesten lachend beobachtete. Sie nannte die vorgeblichen geheimen Armee-Raketen oder ´Raumschiffe vom anderen Planeten´ ganz einfach hochgelassene ´toy balloons´. Dazu muß man wissen, dass die Frau damals schon seit 24 Jahren eine Ballon-Firma betrieb und Meßen, Volksfeste sowie Rodeo-Veranstaltungen in ganz Oregon und Washington mit ballonischem Material versorgte bzw ausstattete. Das Geheimnis liegt darin, dass das Treibgas Helium erst Ende 1946 kommerziell zur Verfügung stand und langsam den Markt eroberte. Bis dahin gab es nur Heißluftballone und luftgefüllte Ballone, die die Menschen kannten. "Ballone die nur mit Luft aufgepumpt sind können nicht fliegen, abgesehen wenn sie von starkem Wind mitgetragen werden. Nun haben wir aber das Helium zum Füllen und zahlreiche Leute haben die Möglichkeit, die Gummiballone damit zu füllen und aufsteigen zu lassen. Eine Menge Vertrags-Händler haben jetzt an einer Leine sechs oder sieben solcher Ballone gehängt und sie aufgelassen - und viele Kinder, die diese Ballone erwerben lassen sie ebenfalls steigen. So kommen die Fliegenden Untertassen zustande", erklärte sie. Mrs.Wilson lud den Journalisten zum Test an ihrer Firma ein. Hier füllte sie einen hell-orangenen Gummiballon mit Helium nach dem anderen ab, band sie auf einer Leine nach und nach fest. Dann ließ sie das ganze Arrangement steigen, schon in mehr als 300 Metern Höhe war nurmehr eine Formation von flachen und hell-scheinenden Scheiben zu sehen, die eine ungewohnte Bewegung an der Leine durchführen. Da man als unerfahrener Betrachter aus der Ferne schon gar nicht mehr ihre Größe einschätzen kann, war es nicht schwer sein bei ihrer relativ nahen Distanz den Eindruck von fernen und großen Objekten zu vermitteln, weswegen Geschwindigkeits-Schätzungen natürlich grob versagen und man sich hierbei gewaltig vertut. Bei einem zweiten Versuch kam dies deutlich zum tragen. Ein von der Zeitung auf einem nahen Hügel postierter und uneingeweihter Fotograf wurde von diesem Ballonzug überrascht, er sah dann auch schon eine Kette von Untertassen dahinhuschen, er schätzte ihre Geschwindigkeit auf 1200 mph! Von dieser Einsicht angetrieben erkundigte sich Ron Moxness beim Wetteramt zwecks dem Einsatz solcher Helium-gefüllter Ballons und erfuhr überrascht, dass auf dem Gebiet der USA allein vier Mal am Tag um die 1.000 derartiger Ballone aufgelassen werden, um Wetterinformationen zu gewinnen. Ballone mit Funkmeßgerätschaften würden zusätzlich immerhin noch 100 Mal am Tag aufgelassen, an jenen sind zusätzlich, als Radarwellen-Reflektor gedacht, noch knapp 65 Zentimeter große Scheiben angebracht, die mit einer metallischen Folie versehen sind. Die Verblüffung des Reporters war dann entgültig als er erfuhr, dass die bei Nacht aufgelassenen Wetterballone dieses Typs sogar gelegentlich noch kleine, elektrisch mit Batterie betriebene Lichter tragen.

 

*** = Unter den vielen Fällen der Sparte "Untertassen-Psychose" sollte man jenen von der behaupteten Sichtung eines UFOs am 28.September 1947 erwähnen. Luftströmungen hatten dafür gesorgt, das einer der Wetterballone, die regelmäßig im Gebiet rund um New York City aufgelassen werden, dieses Mal selbst über die Stadt getragen wurde. Bisher hatte der Staat New York noch keinerlei Sichtungen von ´flying saucers´ aufzuweisen gehabt, nun aber war es soweit. Die Menschen sahen einen runden, hellen Körper der mal und dann mal da unter den grauen Wolken schwebte, um schließlich langsam in den Wolken aufzusteigen und damit außer Sicht zu verschwinden. Schließlich kam das Objekt wieder an anderer Stelle aus den Wolken hervor und machte weitere Zeugen rebellisch. Natürlich war diese Erscheinung zur Sensation geworden, doch als die Wetterfrösche davon hörten, entkräfteten sie sofort den Status des Objektes und jede Radiostation innerhalb der Stadt versuchte die Affäre aufzuklären - doch es nützte nichts, die Leute standen jetzt auf den Straßen und waren nunmal nicht im Wohnzimmer um Radio zu hören. Schließlich schickte man ein Jagdflugzeug auf, um den Eindringling abzuschießen. Doch da kam ein Meereswind auf und vertrieb die Ballonkugel ins Gebiet jenseits der Stadt und enttäuschte die vielen Beobachter, die schon gespannt darauf warteten, dass die fremden Astronauten nun landen würden, um die damals größte Stadt der Welt zu besuchen. Der Jagdflieger zog sich wieder zurück und der UFO-Abschuß fand nicht statt. Darüber hinaus tauchten plötzlich neue Wetterballon-Typen auf, die in der Hochatmosphäre unterwegs waren und gigantische Ausmaße hatten, teilweise wurden sie vom Militär in geheimen Projekten wie MOGUL aufgelassen. Wie später bekannt wurde, orientierten sich die mit diesen Projekten vertrauten Personen anhand der ´Fliegenden Untertassen´-Meldungen über die Bahnbewegung der Stratosphärenballone. Und Astronomen verwiesen anno 1947 darauf, dass die Untertassen-Hysterie sich inmitten des Aquariden-Meteor-Schauers ausbreitete, der sicherlich für mancherlei nächtliche Beobachtung von seltsamen Lichterscheinungen verantwortlich war. Soweit also dies und wir sehen: 1947 ist die Lage im ´Untertassen-Situation-Room´ auch nicht wirklich anders als in 2009...

Ich erwarte wegen dem krummen Geburtstag der Tassen auch keinerlei sonderliche globale Beachtung des Themas in der Weltöffentlichkeit bzw ihrer Medien. Nein, wirklich nicht. Warum auch? Und wenn ich so heute über die nationalen wie internationalen UFO-I-Netforen (den heutigen ´UFO-Klubs´) schreite, es wird dort auch gar nicht dieser Jahrestag erwähnt. Es wirkt so, als haben die UFOlogen selbst ihn vergessen. Na dann ... braucht man auch nichts reflektieren, warum es mit dem Thema einfach nicht wirklich von den potentiellen UFOs her selbst durchbruchmäßig weitergeht und dass da das Basiskonzept grundsätzlich falsch sein mag! Da klammert man sich diesen lästigen Punkt einfach aus; Ruhe sanft, wer die Vergangenheit nicht wirklich oder nur ufologisch-aufbereitet und somit auch nur halbangerissen ´kennt´ - und falsche Ideenwelten namens ´Fanfiction UFOlogie´ daher entwickelt hat, die sich freilich im geschlossenen System des Fandoms immer wieder selbst bestätigen und immer wieder neu im ewigen Kreislauf vitalisiert werden und die unendliche Geschichte ausmachen. Die UFOlogie ist damit selbst so etwas wie der verheimlichte Heimathafen für die öffentliche UFO-Überzeugung und eine Einparkhilfe dafür. Dies ist auch eine Art ´Kulturbotschaft´ zu diesem 62. Geburtstag des Geschwirrs aus dem All, genauso wie jene:

 

Abenteuer Aberglauben statt Wissen

"Das UFO-Phänomen mit all seinen unterschiedlichen Bereichen und Begleitphänomenen scheint eine offenkundige Weiterentwicklung der Sagen und Märchen mit eben diesen ufologischen Inhalten zu sein; ein moderner Mythos." Lars A.Fischinger, 1997, in ´Begleiter aus dem Universum´, S.161

 

Auch eine Kulturbotschaft - UFOs in den News:

 

"Hat die Presse ihre Verantwortung eigentlich wahrgenommen?" nannte sich ein bemerkenswerter Artikel von Sherie Stark, USA im damaligen US-Kiosk-Magazin ´California UFO´, Nr. 3/ 1988. Da wir uns die Tage bekanntlich um historische Aufarbeitungen der UFO-Legende mühen, kommt uns dies gerade recht - gerade auch weil der Beitrag schon 20 Jahre auf dem Buckel hat:

 

>Wenn man den Umfragen Glauben schenkt, wissen die Amerikaner einiges über die UFOs. Seitdem 1947 die UFOs öffentlich bewußt wurden, wuchs der "Bewusstseins-Faktor" des Themas beständig an - mehr sogar als jener für Film- oder Rockstars, Präsidenten, Länder der dritten Welt oder politische Probleme. Nicht nur das - immer mehr Leute lasen von UFOs oder hörten davon. Inzwischen glaubt die Hälfte der Bevölkerung, dass diese Erscheinungen real und nicht nur Halluzinationen sind oder der Vorstellungskraft entspringen. Aber wie stark ist dieser Glaube, und woher kommt er, warum existiert er? Viele UFOlogen nehmen an, dass es da einen losen interkulturellen Glauben an die Existenz von UFOs gibt. Dennoch wird das Thema weiterhin nicht ernst genommen - und zwar in dem Sinn, daß es z. B. einen Ruf in der Öffentlichkeit nach weiteren öffentlich-finanzierten Forschungen gibt oder daß man solchen Forschungen der Regierung die Verantwortung übertragen sollte. Viele nehmen an, dass ein Teil des Problems darin liegt, dass die meisten Leute das Thema als Tatsache akzeptieren, ähnlich wie eine Mythe der modernen Zeit, ohne dass sie dabei die erhältlichen Daten analysieren, oder es im Kontext mit den anderen "seriösen" Wissenschaften sehen.

 

Die Skeptiker sehen es in Zusammenhang mit anderen anomalen Phänomenen und geben an, dass die Leute die Realität der UFOs akzeptieren, ohne dass es dafür den wissenschaftlich eingeforderten Beweis gibt. Der Grund für diese Situation liegt darin, dass man daran glauben möchte und weil es ein Thema ist, das von Vermutungen und Wunschdenken belastet ist. So stellt sich die Frage, wie die Menschen ihren Glauben an das Thema erwarben.

 

Ein Teil der Informationen besteht ohne Zweifel aus Erster-Hand-Erfahrungen oder stammt von Bekannten, Freunden oder Nachbarn, die UFO-Sichtungen machten. Sicher haben auch SF-Literatur, SF-Filme und SF-Fernsehsendungen einen bedeutsamen Effekt auf den Glauben der Menschen. Sicherlich mögen die Konsumenten klar erkennen, dass dieses Material nur auf Erfindungen basiert, aber im Unterbewusstsein werden wahrscheinlich doch Inhalte übernommen und in die Betrachtung des Makrokosmos eingebracht. Aber die Hauptlast der Verantwortung für die ... Information der Öffentlichkeit zum Thema liegt ohne Zweifel bei der Presse. Und tatsächlich weisen Gallup-Umfragen aus, dass mehr als 90 % jener Leute, die angaben von UFOs gehört oder gelesen zu haben, ihre Hauptinformationsquelle als die Tageszeitungen bezeichneten. Wie Journalisten nun ihrer Verantwortung gerecht werden, ist das Thema dieses Beitrags, für den wir Journalisten und andere Profis aus der Medienbranche, aber genauso Akademiker, Soziologen, UFOlogen und Skeptiker interviewten. Wir hoffen, die spezifischen Prozeße offenzulegen und die Probleme zu erkennen, die bei diesem speziellen Problem des Journalismus aufkommen. Und wir wünschen uns, dass vielleicht dadurch Leute motiviert werden, neue Einsichten zu gewinnen und mit offener, aber kritischer Gesinnung einen neuen Blick auf das UFO-Thema zu erhalten und vielleicht auch zu begreifen, warum das UFO-Thema durch die Medien-Berichterstattung in all den vergangenen Jahren so verzerrt werden konnte.

"Eines der Probleme ist, dass die Nachrichten-Medien nicht wirklich die UFOs ernstgenommen haben. Mit Ausnahme der Revolverblätter, wurde das Thema sehr skeptisch behandelt", erklärt Joe Saltzmann, Leiter der Rundfunk-Abteilung an der Universität of Southern Californias School of Journalism. "Im Gegensatz zur allgemeinen Ansicht, wonach die Zeitungen für das Volk sind und die Mängel in der Welt anklagen, sind sie tatsächlich sehr ergeben gegenüber den Autoritäten und seitdem die UFOs existieren. Das ist nun ´mal die Grundlinie. Wenn ein Nobelpreisträger sagen würde, dass UFOs existieren, würde man das wahrscheinlich auch abdrucken", führt Saltzmann aus. "Ein Teil von Verantwortung für die augenblickliche Situation liegt bei der Handhabung des Themas durch die Revolverblätter. Das dadurch entstandene Stigma wird als Schuld auch von den normalen Zeitungen getragen", sagt er. "Das Hauptproblem bei der Beachtung des Themas durch die Revolverblätter ist, dass dort alles als wahr hingestellt wird, was irgendjemand sagt. Wenn irgendjemand sagt, er wurde von einer ´Fliegenden Untertasse´ entführt und man auch nur irgendjemanden findet, der irgendwie in die Sache verwickelt sein mag, druckt man die Geschichte schon ab. Was man in den Revolverblättern findet, ist eine Mischung aus Stories, die wahr sein können, Stories, die nicht wahr sind und Stories, die nur albern sind. Fernseh-Shows, die man unter dem Sammelbegriff ´New Reality´ einordnet und zu denen ´Thats Incredible´, ´In Serach Of...´ und ´Unsolved Mysteries´ sowie auch Talkshows wie Oprah, Donahue und Geraldo gehören, verschärfen noch diese Situation", erklärt er.

 

Ähnlich verhält es sich bei TV-Nachrichten-Sprechern, die gewöhnlich ihre Skepsis durch einen Spass oder besonderes Auftreten zu verstehen geben, auch dann, wenn der Bericht ausgewogen ist. "Sie sind in der gleichen Lage, wie die Herausgeber, die sich nicht zum Gespött machen lassen wollen." Und in den meisten Fällen bringen TV-Reporter selbst schon Sarkasmus in ihre Darstellung ein, so dass der Ansager dann leichteres Spiel bei seinem Auftritt hat. Keiner will dann zu dem stehen, was er berichtet. "Ich habe recht selten einen TV-UFO-Bericht gesehen, der völlig in Ordnung, legitim und ohne Seitenwink war", sagte Saltzmann. Er vergleicht dases Thema mit anderen Themen, die eine ähnliche Situation mit sich bringen. Das sind dann Nachrichten über aufregende medizinische Behauptungen und politische Außenseiter-Theorien. "Es gibt immer noch legitime Gründe für eine Betrachtung der Kennedy-Anschläge. Aber es gab so viele absurde Geschichten dazu, und zu viele Verrückte wollten sich damit in den Vordergrund drängen, wodurch solche Betrachtungen und Untersuchungen inzwischen den Hauch von Albernheiten aufgedrückt bekamen. Und es ist nicht immer leicht, festzustellen, was nun falsch ist und was trivialisierte und sensationalisierte Stories sind." Ähnliches geschah mit Geschichten über Quacksalber-Krebs-Therapien, wodurch eine Situation entstand, in der kein Reporter irgendwelcher Tageszeitungen mehr breit ist, solche Sachen über Krebs-Kuren aufzugreifen, auch wenn es gute und wissenschaftliche Hintergründe für sie gäbe. "Es gab einfach zuviel Unsinn auf diesem Sektor und das verseuchte das Thema gründlich. Somit wird keine Zeitung mehr Krebs-Kuren aufgreifen, die nicht zuvor vom medizinischen Establishment abgesegnet wurden", erklärt Saltzmann. Saltzmann nennt diese Art von Selbstzensur die "Zensur der schlechten Art". Er selbst lehrt seinen Schülern an der USC: "Urteilen Sie erst am Schluß".

 

Aber ich denke nicht, dass der Reporter die Aufgabe hat, nun alles mit seinem Bericht beweisen zu müssen - er muss nur verantwortungsbewußt mit der Sache umgehen können. Wenn der Reporter hinausgeht und jene Leute, die das UFO sahen und sie legitime Bürger der Gemeinde darstellen, sind sie auch als seriöse Leute herauszustellen und nicht so, als würden sie jeden Tag über UFOs berichten. Der Reporter hat Stellungsnahmen von autoritären Stellen einzuholen (egal ob positiv oder negativ in Bezug zur Sichtung). Dann erst ist er seiner Pflicht gerecht geworden. Aber er sollte nicht wertend eingreifen. Man sollte sich als Reporter selbst aus der Story heraushalten. Es ist nicht seine Aufgabe, zu folgern, ob nun UFOs existieren oder nicht. Wenn Journalisten einfach nur ihre Arbeit täten, so wie man sie im allgemeinen versteht und sie selbst begreifen, dass sie nur zu berichten haben, ohne zu folgern und Position zu beziehen, gäbe es wahrscheinlich einen höheren Stellenwert für den Journalismus selbst und nicht nur hinsichtlich der UFOs, erklärte uns Saltzmann. "Die Nachrichtenanalyse hat durchaus ihre Berechtigung - aber nur auf der Editorial-Seite oder in zusätzlichen Kolumnen zu den Berichten. Aber im Allgemeinen, besonders beim TV-Journalismus, verfehlt die Nachrichtenanalyse ihren Zweck. Als Konsument brauche ich nicht die Meinung des Journalisten zu erfahren, ob nun Jackson der richtige Präsidentschaftsanwärter ist oder nicht. Gebt mir nur die Fakten und lasst mich selbst entscheiden. Es ist nicht die Aufgabe des Reporters, eine Entscheidung für mich zu fällen." Aber für einen Reporter ist es schwer im Umgang mit UFO-Geschichten sich zurückzuhalten, weil er ja nicht ausgelacht werden will. "Sie befinden sich halt mit dem Thema in der unglücklichen Lage, dass sie entweder der Story zu viel Bedeutung beimessen oder sich einen Spass daraus machen. Beides ist nicht gut."

 

Andere, weitaus subtilere Formen der Skepsis drohen, wenn man sich auf den Weg macht, über UFOs berichten zu wollen. Das erkennt Philip Meyer, Professor für Journalismus an der Universität von North Carolina, Chapel Hill. Meyer ist Medienberater und bekannt dafür, dass er sich selbst gegenüber skeptisch eingestellt ist. Trotzdem erkennt er die Gefahr, dass man "in einem derart skeptischen Umfeld sich befinden kann, dass, auch wenn ein reales UFO vor der Washington Mall landen sollte, man es gar nicht beachten würde. Eines der Kriterien für den Wert einer Nachricht selbst stellt ihre Ungewöhnlichkeit dar. Ein Beispiel: ´Hund beisst Mann´, ist keine Nachricht, aber ´Mann beisst Hund´ ist immer eine Nachricht wert. Aber ich habe in meiner Karriere als Reporter die Erfahrung gemacht, dass wenn irgendetwas weit abseits der normalen Ausnahmen liegt, es schwierig wird, es in den Alltag und unsere Konzepte einzubinden. Dann ist es psychologisch viel leichter, die Sache zu umgehen, als dass man sie angeht. Ich sage nicht, dass es soetwas gibt, aber wenn es da eine wirklich überzeugende Kontaktlergeschichte gäbe, mit vielen Augenzeugen und einem fotografischen Beweis, so könnte ich mir vorstellen, dass man diese Story nur schwer einem Herausgeber verkaufen kann, weil wir in skeptischen Zeiten leben." Bei einem Strohfeuer-Geschehen wird das jeder auch verstehen, aber wenn die Sache längerfristig läuft, dann käme man auch hier nicht um die Beachtung herum. Denn dann wirkt sie überzeugender und selbst die skeptischsten Personen würden ihr Beachtung schenken.

 

Meyer behauptet, dass der grundlegende Test zur Trennung von Spreu und Weizen darin besteht, die Frage nach der Nachvollziehbarkeit zu stellen. Auch UFOlogen werden zugestehen, dass das genau der Kern des Problems beim Studium der UFOs ist. Der gleiche Stolperstein existiert in der UFO-Forschung, wo es keine Frage ist, "wie man alle Hypothesen und Erklärungen unterbringt, solange es noch ein kleines Fenster gibt, durch das man schlüpfen kann". Man kann einfach nicht das Gegenteil beweisen und da gibt es immer den harten Kern von Fällen, den man nicht erklären kann.

"Tatsächlich heisst das nicht, dass da tatsächlich kleine grüne Männchen existieren, die über uns herumfliegen. Da geht etwas vor, das sich augenblicklich nicht erklären lässt, was wohl aber auf Wahrnehmungs-Fehler zurückzuführen sein mag", gibt er zu . Meyer schrieb kritische Artikel über paranormale Phänomene für die ´Columbia Journalism Review´. Er geht davon aus, dass viele der Kurzschüsse aus der Nachfrage des Marktes heraus geboren werden. "Die Öffentlichkeit liebt Geistergeschichten und Stories über übernatürliche Kräfte. Fast jeder hatte ´mal eine Erfahrung gemacht, die man diesem Bereich zuordnen könnte, wenn man diese Interpretation zulässt. Das ist nur ein Grund, warum es so leicht ist, an diese Dinge zu glauben. Das appeliert an die menschlichen Schwächen und dafür gibt es einen Markt." Diese Geschichten kehren in Zyklen wieder, und oft genug zeigen sich die Zeitungen recht naiv bei der Betrachtung der UFOs. "Ich stellte fest, dass wenn die Venus prächtig am Himmel steht und die Nacht klar ist, Leute anrufen und ein UFO am westlichen Himmel kurz nach Einbruch der Dunkelheit melden. Da gibt es dann Meldungen, nach denen die Leute sich verfolgt fühlen oder aus der Bewegung heraus anhalten und das Ding sich genauso wie die Leute verhält. Jeder einigermassen erfahrene Leser wird darin tatsächlich den Planeten Venus erkennen. Aber Reporter versagen regelmäßig dabei, jemanden zu fragen, ob es eine alternative Erklärung für die Erscheinung gibt. Ich kann das zwar nicht dokumentieren, denke aber, dass das gang und gäbe ist. Hier taucht das Problem auf, dass wohl viele Zeitungen ihren UFO-Geschichten nicht die rechte Beachtung geben. Ich selbst habe bei anderen paranormalen Phänomenen erlebt, dass Journalisten nur zu gerne bereit waren, die gemeldeten Berichte von Pänomenen als Tatsachen zu nehmen...

 

"Das Problem ist, dass es den perfekten UFO-Zeugen nicht gibt, was für Heerscharen von Reportern eine Qual bedeutet", sagt Herbert Strentz, Dekan der School of Journalism and Mass-Communication an der Drake University in Des Moines, Iowa. "Jeder hat Macken oder Ticks. Man kann soviel forschen wie man will, nicht notwendigerweise muss man darum die Wahrheit finden. Man kann aber versuchen, den Grad zu reduzieren, der zu Fehleinschätzungen führen kann." Strentz arbeitete 1966 bis 1968 an einer Forschungsarbeit namens ´A Survey of Press Coverage of Unidentified Flying Objects, 1947 - 1966´ für seine Doktorarbeit an der Northwestern University. Seine Arbeit ist eine gute Quelle, um zu erkennen, wie die Presse in den ersten 20 Jahren diese recht schwer fassbare und seltsame Angelegenheit aufgriff. Er denkt, dass seine Feststellungen zu den Problemen der Reporter, die sich hauptsächlich um die Auffindung von glaubwürdigen Zeugen zentrieren, heute noch richtig sind. "Die Wissenschafts-Journalisten die ich in den 1960er Jahren interviewte, erklärten, dass die UFOs für sie die Qualität eines Comix haben oder sie zur Gattung ungewöhnlicher Geschichten zählen ohne Tiefe, die dazu dienten, die Zeit totzuschlagen. Jedenfalls ist das Thema seither immer noch mit der Frage nach der Glaubwürdigkeit der Quellen belastet."

 

Trotzdem kommen viele UFO-Berichte bei den Redaktionen an und sind die Basis für Hunderte von Meldungen in jedem Jahr {gell, was waren dies damals für Zeiten gewesen!?}. Wie und warum diese Journalisten ihre Geschichten veröffentlichten, ist einer der Brennpunkte der Strentz-Studie. Größere Zeitungen zeigen sich abweisend; sie drucken etwa 20 % der sie erreichenden UFO-Stories ab. Kleinere Zeitungen sind weniger zurückhaltend und bringen 56 % der eingehenden Berichte. Festzustellen ist, dass die Majorität der US-Zeitungen ihre eingehenden UFO-Berichte auch publiziert. Zu beachten ist auch, dass die kleinen Zeitungen mit weniger Personal und somit zumeist auch ohne Wissenschafts-Redakteure auskommen müssen. Strentz befragte Herausgeber, was sie dazu bewegen würde, UFO-Berichte abzudrucken (und die Majorität der UFO-Berichte stammt aus Provinzzeitungen). Von den 100 Befragten gaben 92 zu, dass die Anzahl der Zeugen der Grund ist, darüber zu berichten, aber auch sobald es eine offizielle Verwicklung in der Angelegenheit gäbe. Doch dies waren politische Antworten: Analysiert man aber die Presse-Ausschnitte aus jener Periode, stellt man fest, dass die Zeitungen nicht immer diesen Anforderungen gerecht wurden. Sie druckten oftmals Berichte ab, die nur einen Zeugen beinhalteten, also isolierte UFO-Vorfälle. Verwirrend für Strentz war, dass bei den kleineren Zeitungen in etwa 1/3 ihrer Berichte nicht einmal offizielle Stellungsnahmen eingeholt wurden und man sich dabei oftmals nur auf das Wort von anonymen Zeugen verließ. Größere Zeitungen brachten nur 12 % Berichte dieser Qualität. "Der Mangel in der Einbringung solcher grundlegenden Quellen wie die Polizei, Wetterämter, Astronomen oder Flughafen-Vertreter macht die entsprechenden Zeitungen anfällig für hochgeputschte Berichte, die unter Umständen einfache Erklärungen fänden, wenn man diese Quellen kontaktiert hätte", erkennt Strentz. In einem kürzlichen Interview betonte er: "Es gibt immer noch die Medien-Tendenz, sich auf den Show-Teil zu konzentrieren und auf den Nervenkitzel zum Entfliehen aus dem Alltag. Es ist schon so: Man fordert die Trennung des Spreus vom Weizen und berichtet ausführlich über die Spreu. Deutlich tritt die Tendenz der Journalisten hervor, Elemente einer Story über kleine grüne Männchen und Raumfahrern vermehrt aufzugreifen."

 

"Das geschieht besonders in Perioden der verstärkten UFO-Presse-Beachtung - bei sogenannten ´Flaps´ -, wenn gleichzeitig das journalistische Presse-Niveau in der Nähe seines Tiefpunktes angelangt ist" ist. Besonders hervorzuheben sind die Jahre 1947, 1952 und 1966. Zeitungen während dieser Zeit tendierten dazu, UFO-Darstellungen nach dem vorherrschenden Sensationsmachereitrend abzudrucken. Einige Beispiele: "Lyons und Rice Country blieben von der Invasion Kansas´ durch unidentifizierte Flug-Objekte, bestehend aus gespenstischen Lichtern am Abendhimmel, nicht verschont" (Lyons, Kansas: ´Daily News´). "Edmond kam nicht an der Untertassen-Beobachtung vorbei, nachdem es am Wochenende verschiedene Sichtungen von gemeldeten UFOs gegeben hatte" (Edmond, Oklahoma: ´Sun´). "Man kam nicht daran vorbei: Rocky County-Anwohner meldeten nun auch UFOs über dem Laverne-See in der Freitag-Nacht" (Laverne, Minneapolis: ´Star Herald´). "Aufgrund all der jüngsten Fliegenden Untertassen-Aktivitäten ist es verwunderlich, dass es keine Sichtungen aus dem Salinas Valley in letzter Zeit gibt" (Salinas, Kalifornien: ´Californian´). Während die Berichte verdeutlichen, dass die UFO-Aktivitäts-Rate höher als normal sei, sorgt die Zeitungsberichterstattung selbst dafür, dass weitere UFOs gemeldet werden. Es wird erkannt, dass während der Phasen von sogenannten "Flaps" die Leute weniger Spott zu befürchten haben, weil die Presse ihnen zuarbeitet und sie in der Anzahl der Berichte verschwinden. Das führt aber auch dazu, dass selbst alltäglichste Ereignisse, die auch nur ein bißchen seltsam erscheinen, als besondere Erscheinungen und Umstände gemeldet werden. Das regt wieder andere Mennchen dazu an, ihre etwas absonderlichen Erfahrungen weiterzumelden. Ein entsprechendes Szenario möge als Beispiel dienen: Es geschehen eine oder mehrere Sichtungen mit einer größeren Anzahl von Zeugen oder unter anderen bemerkenswerten Umständen, die eine erhöhte Empfindlichkeit betreffs UFOs im allgemeinen mit sich bringen. Das führt dann dazu, dass die Zeitungen in ihrem Archiv kramen und alte Geschichten hervorbringen, die sie dem Publikum ebenfalls vorstellt, um dem aktuellen Ereignis eine gewisse Bedeutung zu geben. Dann kommt ein Artikel, in dem die Ergebnisse des UFO-Projektes der US-Luftwaffe bekannt werden, und die zwängt man zwischen die jüngste Welle von Meldungen. Am Schluß bleibt die Feststellung, dass die ´Fliegenden Untertassen´ nicht real sind. Um die Spannung zu erhöhen, gibt es vielleicht eine Erklärung der USAF zu den jüngsten Geschehnissen und zu denjenen, die die UFOs sahen - und beides mag im Widerspruch zueinander stehen. Diese "Pro- und Kontra"-Darlegung ist so etwas wie die Regel. Betont werden dann aber auch Aussagen, die

 

1) die Interpretation, dass UFOs oder ´Fliegende Untertassen´ reale Objekte sind, möglicherweise außerirdischer Herkunft, nur unverstandene Technologien darstellen oder auf bekannte Waffensysteme zurückgehen, unterstützen, bevorzugen und begleiten.

2) Solche Kommentare sind entweder unterstützend gehalten oder neutral.

3) Jene Kommentare, die primär neutral gehalten sind, stehen dann im Widerspruch zu den allgemeinen Vorstellungen zum UFO-Phänomen oder zum gemeldeten Bericht im besonderen und umgehen das Problem mit unterstützenden und feindlichen Kommentaren.

4) Kommentare sind neutral und doch feindlich gemünzt.

5) Kommentare verhalten sich oppurtun zu den bekannten Interpretationen.

 

Analysen zeigen, dass UFO-Zeugen eher "pro" zu ihren Erfahrungen eingestellt sind, als dass sie offizielle Erklärungen annehmen. Vielleicht, weil die meisten UFO-Geschichten von Reportern kleiner Zeitungen aufgenommen werden, führt dies dazu, dass die befragten offiziellen Quellen lokale Authoritäten sind: Flugpersonal, Piloten, FAA, Radarleute, Gesetzeshüter, Sicherheitsdienste, Techniker, Wissenschaftler, Zeitungsleute, UFO-Untersucher (solche wie Hynek und die Luftwaffe), Behördenvertreter, Militärs. Ungeachtet dessen, wie oft solche Leute nun in Artikeln zitiert werden, allein die Luftwaffe besass die letzte Autorität in den letzten Jahren zu dem Thema. Die Studie von Strentz war hauptsächlich darauf ausgerichtet, aufzuzeigen, wie die Nachrichtenleute und die offiziellen Quellen miteinander wirken. Seine Feststellungen kritisiert die Sichtweise der Luftwaffe, aber gleichsam greift er die Presse an, die ebenso unkompetente Antworten liefert.

 

"Hinsichtlich der Luftwaffe kann man sagen, dass sie mehr darauf aus war, UFOs zu erklären, als dass sie die UFOs untersuchte. Nach den frühen 1950ern betrachtete die Air Force den Gegenstand mehr als ein Public Relations-Problem, als tatsächlich eine wissenschaftliche Herausforderung darin zu sehen", erklärte Strentz in unserem jüngsten Interview. Seinem Bericht nach war "die Luftwaffen-UFO-Erhebung darauf aus, den Prozentsatz von Unidentifizierten auf einem Minimum zu halten, wenn nicht durch methodische Untersuchungen, dann eher durch buchhalterische Prozesse. Die Presse akzeptierte unkritisch die Luftwaffen-Statistiken. Dabei ließe sich zeigen, dass das UFO-Programm der Air Force einige Fragen mit sich bringt, wenn man es näher betrachten würde. Meine Folgerungen sind nicht, dass die ´Fliegenden Untertassen´ existieren und die Luftwaffe diese Wahrheit vor der Öffentlichkeit verbirgt, sondern dass ich eben nur wenig Vertrauen in die Luftwaffen-Erhebung von 1947 bis 1966 in der Machart habe."

 

In einem Artikel für die im kalifornischen Fresno erscheinende ´Fresno Bee´ griff Strentz als Beispiel einen UFO-Bericht auf, der sich auf einen Vorfall über der nationalen Hauptstadt bezieht: "Während des Abends und Morgens vom l9. auf den 20. Juli 1952 meldeten aufgeregte Luftverkehrs-Kontrolleure und Fluglinien-Piloten der Luftwaffe, dass es laut ihren Instrumenten und visuellen Wahrnehmungen unidentifizierte Flugobjekte über der Hauptstadt der Nation gab und diese im beschränkten Luftraum über dem Weißen Haus zogen. Die zivilen Beobachter erhielten keinerlei Hilfe von den nahen Basen Andrews oder Bowling. Keinerlei Flugzeuge wurden zur Erkundung dieser gemeldeten Eindringlinge aufgeschickt. Im Begriff, die Verwirrung über die Geschehnisse vom l9. auf den 20. Juli zusammenzufassen, schrieb ein älterer Fluglotse an die Luftwaffe: ´Wir waren verwundert, was alles geschehen konnte, bis überhaupt irgendetwas unternommen wurde´. Um das Maß voll zu machen, muß gesagt werden, dass der aus Dayton, Ohio, herbeigerufene damalige Leiter der Luftwaffen-UFO-Erhebung, Captain Edward Ruppelt, in Washington ankam, und man ihn noch nicht einmal Transportmöglichkeiten in der Hauptstadt anbot, obwohl er sich das vom Pentagon erbat. Alle bereitstehenden Fahrzeuge waren für Colonels und Generäle reserviert, nicht für den leitenden Angestellten der offiziellen UFO-Erhebung durch die Luftwaffe! Dummerweise bekam Ruppelt nicht einmal die Erlaubnis, ein Fahrzeug zu mieten. Eine Büroangestellte im Pentagon empfahl Ruppelt stattdessen die innerstädtischen Buslinien, um an die Brennpunkte seiner Untersuchungen zu gelangen... Ruppelt wurde zudem noch dahingehend ´ermutigt´, dass ihm behördliche Schwierigkeiten anheimgestellt wurden, wenn er sich ´zu lange in Washington, D. C. herumtreiben´ sollte. So kehrte Ruppelt bald nach Ohio zurück. Es war ihm nun auch egal geworden, ob nun ´Fliegende Untertassen in Formationsflug über die Philadelphia Avenue ziehen würden´."

 

Strentz betont aber auch, dass er keinerlei Beweis dafür habe, dass die Air Force irgend etwas Außergewöhnliches verbergen würde. "Ich sah niemals irgend etwas in der Art der populären Vorstellung, wie ein Hangar voller Außerirdischer etc. Sicherlich gab es gelegentlich Informationen zu den UFO-Berichten, die wenig mit UFOs selbst zu tun hatten. Sie veröffentlichte man nicht. Aber das waren alltägliche Vorgänge im Dienstbetrieb." Er nennt ein Beispiel für ein Motiv für ein UFO-Cover-Up: Z. B. dass in Wakasha, Wisconsin, ein Kind einen Drachen fliegen ließ und dieser die Luftwaffe (und damit den ganzen sogenannten industriellen-militärischen Komplex) mit all ihren milliardenteuren Einrichtungen zum Narren hielt und NORAD einem Phantom nachjagen ließ. (Strentz weiß auch, dass NORAD monatlich einige Hundert unbekannte Objekte auf Radar registriert und den Signalen nicht nachforscht. Die werden als ´nicht-gemeldete Ziele´ [UCTs] eingestuft, weil man annimmt, dass diese Objekte nicht feindlich gesinnt sind und aufgrund ihrer Geschwindigkeit und Bahnbewegung aus den USA kommen). "Es ist einfach so, dass die mächtigste Luftwaffe der Welt auf die Forderungen von Bürgern und des Kongresses reagieren musste und daher etwas anbot, um zu demonstrieren, dass das Geld nicht zum Fenster hinausgeworfen wurde." Auf jeden Fall verlor 1969 die Presse ihr Interesse an UFOs als Nachrichten-Quelle mit hoher Priorität, als die USAF aus dem UFO-Geschäft offiziell ausstieg.

 

Aber Strentz erkennt auch, dass das Nachwirkungen auf das Presse- und Medien-Verhalten der Thematik gegenüber hatte: "Ich würde gerne eine Studie speziell dazu durchführen wollen, um zu sehen, was sich hier inzwischen getan hat". Sicherlich, inzwischen haben UFOlogen und Skeptiker das Vakuum ausgefüllt und vertreten öffentlich ihre Pro- und Kontra-Positionen als Form des journalistischen Ausgleichs. Aber, wie selbst ein Skeptiker zugibt, haben beide Seiten sich damit bisher schwer getan."

"Leider dominieren in der Presse im allgemeinen Leute, die ein Urteil über die UFOs fällen wollen. So kommt es, dass auf beiden Seiten die sensationellsten Berichte immer wieder aufgegriffen werden. Das geschieht vor allem mittels abenteuerlicher und spektakulärer Wissenschafts-Aussagen, die entweder von der Gesellschaft angenommen oder zurückgewiesen werden", sagt Marcello Truzzi, ein Soziologe der Eastern Michigan Universität, der sich auf die Soziologie in den Wissenschaften spezialisierte. Wir Menschen neigen nun einmal dazu, lieber den verrückten Leuten mit ihren waghalsigen Behauptungen zuhören, wie den Damen, die sich mit blauem Haar präsentieren und behaupten, von der Venus zu kommen. Weitaus weniger Beachtung erhalten Darstellungen, die zwar auch Anomalien enthalten, aber weitaus simpler und sich weitaus weniger befremdlich anhören. Und dann hört man auf der anderen Seite Leute wie Phil Klass, die alles grundsätzlich verdammen und harte Männer weinen lassen. "Gewöhnlich ist es so, dass die erste Meldung von einer der beiden Seiten ausreicht, um die öffentliche Meinung darauf zu richten. Es ist immer so, es gibt Behauptungen und Gegen-Behauptungen. Das Problem ist, dass die Presse sich inhaltlich nicht damit auseinandersetzt und die Angelegenheit somit offen läßt..." Truzzi gibt zu verstehen, dass die Skeptiker oft zum Gegenschlag ausholen, Pressemitteilungen herausgeben und diskreditierende Erklärungen abgeben, die nicht immer von Wert sind. Er betont dabei, dass die Diskreditierung dabei Überhand nehmen kann, während die Widerlegung dabei hintenansteht..., wodurch gelegentlich grundsätzlich am Thema vorbeigeredet wird. "Besonders Phil Klass läßt sich zu solchen Schnellschüssen hinreißen. Andererseits muß ich zugeben, dass Phil sehr gut arbeiten kann; er ist oftmals tatsächlich sein Geld wert. Es gibt keine Probleme, sobald man Anwälte zur Vertretung beider Seiten der Medaille hat. Wenn das immer der Fall wäre, würde ein übergeordneter Richter erkennen, dass die beiden Seiten ausgeglichen im öffentlichen Sinne sind."

 

Aber: Unser Richter ist die mit den Medien konfrontierte Masse da draußen. Truzzi erkennt aber auch, dass Skeptiker wie Klass oftmals bessere Karten haben und "richtig stechen" können. Zumeist haben sie dann auch noch recht, weil für die gemeldeten Anomalien keinerlei Beweise angeführt werden können, die man auf der anderen Seite verteidigen könnte. Die Wissenschaft ist von ihrem Charakter her konservativ und fordert für außerordentliche Behauptungen auch außerordentliche Beweise. "Wir erleben eine Veränderung der Welt, wo die Leute die alten metaphysischen Ideen mit der semantischen wissenschaftlichen Rhetorik verquicken und somit eine neue Autorität schaffen. Auf jeden Fall greift man nun auch von außen die wissenschaftliche Sprache auf. Diese neue Bewegung versucht die Wissenschaft neu auszurichten, wobei sie allerdings auch nicht allzu viele Erfolge aufzuweisen hat. Andererseits werden bald viele Leute merken, dass die Magie allein nicht ausreicht, um die Welt zu erklären."

 

Truzzi ist der Gründer des Center for Scientific Anomalies Research und Herausgeber des Journals ´Zetetic Scholar´, worin diese Themen diskutiert werden. Als UFOloge Truzzi kann nicht umhin, das "U" von UFOs zu betonen. Es kann durchaus sein, dass alle Berichte auf Fehldarstellungen und Wahrnehmungsfehler etc. zurückgehen. "Es ist nicht gut, über UFOs einseitig zu sprechen, weil unter Umständen von der großen Revolution im Denken, die man in diesem Zusammenhang gerne anführt, nichts übrig bleiben mag. UFOs mögen sich letztlich als irgendwelche unerwarteten, z. B. optischen Phänomene herausstellen, auch wenn die meisten Leute nach den kleinen Außerirdischen suchen. Es ist andererseits auch wahr, dass das Thema häufig Befremdungen und Sensationalisierungen erlebte; man ist dann nahe dran, als UFOloge im Bereich der Science Fiction zu enden. Dennoch sollte die Wissenschaft sich damit auseinandersetzen. Tatsache ist, dass es einen Rest unerklärter Fälle gibt. Auch der CONDON REPORT erkannte das an. Ich gehe nicht soweit und sage, dass diese Fälle wirklich unerklärlich sind, bisher sind sie nur noch ohne Lösung. Viele Leute, die sich eingehender mit der Sache beschäftigen, sind nicht bereit hinzuzulernen; sie wollen einfach nur auf ihrer Ansicht beharren und suchen nach einer Bestätigung dafür."

 

Vielleicht ist ein Grund dafür, dass die Gläubigen sich scheuen, neue Ideen aufzunehmen, weil sie sonst vor der Presse ihre Schlagkraft verlieren könnten. "Anstelle das Rätsel des Phänomens zu betonen, sollte man sich bemühen, nach Antworten auch bei der Presse zu suchen. Egal ob diese Antworten positiv oder negativ ausfallen, die Presse tendiert dazu, Erklärungen von außen aufzugreifen, die vielleicht keinen wissenschaftlichen Wert haben. Doch eines ist besonders hervorzuheben: Man stellt bald fest, dass alle neuen Fälle nichts weiter sind, als die Wiederholung ein und derselben Geschichten von früher. Es gibt nichts Neues oder Anderes bei diesen Fällen. Es sind eben nur Geschichten über Dinge, die die Leute am Himmel sehen und nicht verstehen", sagt uns Strentz. Vielleicht kommt so einiges an Enttäuschung über das niemals endende Rätsel auf, da man es nicht griffig bewerten und erklären kann. Daher verlieren Reporter im allgemeinen ihr Interesse am Thema und behandeln es lustlos...<

 

Nachsatz WW:

Hand aufs Herz. Sie wissen, dies wurde vor 20 Jahren geschrieben - aber ist es heutzutage wirklich anders geworden? Neue Medien wie das übermächtige I-Net kamen noch hinzu und erleichtern die Angelegenheit in diesem Rahmen nicht wirklich, weil die gläubigen UFO-Fans weder etwas hinzulernen wollen noch, wenn es den doch mal als Ausnahme so sein sollte, ein großes Erbe weitergehen. Still ruht der See, nur die UFOlogen-Nische macht in ihrem Block Wellen und tut mit ihren Durchhalteparolen so als würde schon morgen alles anders... Ansonsten sind die vor 20 Jahren festgestellten Verhaltensmuster in der US-Presse nun seit einigen Jahren ebenso in der Brit-Press festzustellen, um den Leser ´auszunehmen wie eine Weihnachtsgans´ (um mal dieses Gedankenweg zu gehen).

WW

Quelle: CENAP-Archiv

 

 

 

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