Die folgenden sechs Institute der Fakultät "Luft- und Raumfahrttechnik und Geodäsie" der Universität Stuttgart bringen ihr kompetentes Fachwissen ins SOFIA Projekt ein:
Das TZR implementiert für das DSI das Datenmanagement für die Planungsdatenbank und den sicheren Datenaustausch zwischen USRA, NASA sowie den anderen SOFIA Projektpartnern. Es unterstützt außerdem das DSI im Hinblick auf einen möglichen Technologietransfer von und zur Industrie.
Ein- bis zweimal im Jahr wird SOFIA in Stuttgart landen. Der Flughafen Stuttgart stellt hierbei die nötigen Start- und Landemöglichkeiten zur Verfügung und ermöglicht verschiedenen Forschergruppen und der Öffentlichkeit den Zugang zum Observatorium.
Neuer Focal Plane Imager meistert Generalprobe mit Bravour
Am 12. und 14. Februar 2013 ist der neue Focal Plane Imager (FPI) des DSI an Bord von SOFIA erfolgreich getestet worden. Projektleiter Jürgen Wolf hatte zuvor mit seinen Kollegen Enrico Pfüller und Manuel Wiedemann die entscheidenden Verbesserungen vorgenommen und unter anderem eine empfindlichere, schnellere Kamera samt angepasster Steuerungseinheit sowie ein neues Filterrad installiert. Beim Einbau der neuen Kamera und der Anpassung des SOFIA Teleskopsystems, z.B. bei der Einführung neuer, kameraspezifischer Kommandos, hat das DSI Team in Palmdale (Kalifornien), allen voran Holger Jakob und Marco Lentini, Wolf und sein Team tatkräftig unterstützt. Auch die System- und Softwarespezialisten der deutschen Firmen Kayser-Threde, 4D Engineering und Stock Flight Systems haben dem DSI Team professionell zur Seite gestanden.
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Bild 1: Der FPI am SOFIA Teleskop (links) und das neue Filterrad (rechts) für den Sloan-Filtersatz (u‘,g‘,r‘,i‘,z‘). Im unteren Drehkörper befinden sich Abschwächungsfilter verschiedener Stärken, die bei der Nachführung an hellen Sternen benötigt werden.
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Der FPI ist ein echtes Multifunktionsgerät und hat insgesamt drei Aufgaben:
Zusammen mit dem Wide Field Imager (WFI) und dem Fine Field Imager (FFI) dient er als Sucher- und Leitkamera des SOFIA - Teleskops. Dazu muss er empfindlich sein und über eine gute räumliche Auflösung verfügen, um auch mit schwachen Sternen (V ≤ 16 mag) oder in überfüllten Sternenfeldern das SOFIA Teleskop leiten zu können.
Als schnelle Diagnosekamera soll er die Ausrichtgenauigkeit und Stabilität des gesamten Teleskopsystems testen, die unter anderem durch hoch-frequente Störmechanismen wie Flugzeugvibrationen oder Windlasten im Flug verursacht werden. Dazu ist die Kamera schnell und kann kleinere Bildausschnitte 400 Mal pro Sekunde auslesen.
Der FPI ist hervorragend für spezielle wissenschaftliche Beobachtungen geeignet, bei denen ein Detektor mit hoher Empfindlichkeit, guter räumlicher Auflösung und hoher Auslesegeschwindigkeit benötigt wird.
Am 12. Februar hob SOFIA um 21:43 Uhr Ortzeit von der Dryden Aircraft Operation Facility (DAOF) zum ersten Testflug des FPI ab. Etwa sieben Stunden später konnte sich „Kamera Operator“ Enrico Pfüller entspannt zurücklehnen: Seine Arbeit war getan und die wesentlichen Testpunkte konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Nach ersten Analysen der Daten bestätigt Datenanalyst Manuel Wiedemann, dass das SOFIA Teleskop erfolgreich auf dem Stern SA 104-338 mit der Helligkeit V = 16,06 mag nachgeführt werden konnte und der FPI sämtliche Anforderungen des Observatoriums erfüllt.
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Bild 2: Das Feld um den Stern SA 104-338 der Helligkeit V = 16,06 mag. Links - produziert mit Stellarium (Planetariumsprogramm). Rechts - aufgenommen mit dem FPI ohne Filter und bei einer Belichtungszeit von zwei Sekunden. Der Durchmesser des FPI Gesichtsfeldes beträgt 8,5 Bogenminuten.
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In der Nacht vom 14. Auf den 15. Februar wurde dann die Eignung für die geplanten wissenschaftlichen Einsätze überprüft und auch hier kann das FPI Team einen Erfolg vermelden: In den drei Farbfiltern g‘, r‘ und i‘ konnte das Trapez im Orionnebel in je nur fünf Millisekunden (5/1000 Sekunden) ausreichend tief für eine erste astronomische Analyse belichtet werden: Ein Großteil der rot dargestellten Objekte sind junge Sterne, die im nahen Infraroten (i‘ Filter) mit dem FPI nachgewiesen werden können, im Optischen jedoch hinter den Staubstrukturen unsichtbar bleiben. „Der FPI hat seine Generalprobe mit Bravour bestanden“, freut sich Jürgen Wolf. „Jetzt sind wir bereit für unsere Messungen!“
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Bild 3: Links - das Sternbild Orion mit TheSky6. Mitte - 3 Farbenbild (R,G,B) von M42 (© Gerald Willems, AVL). Rechts - 3 Farbenbild vom Trapez/M42 mit dem neuen FPI. Belichtungszeit pro Filter 5/1000 Sekunden.
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Als Leitkamera wird der FPI permanent bei allen astronomischen Beobachtungen am SOFIA Teleskop angebracht sein. Die ersten wissenschaftlichen Einsätze stehen bereits Ende April und Anfang Mai im Rahmen der Beobachtungen einer Plutobedeckung und den Durchgängen von Exoplaneten an. Bei diesen kurzzeitigen und lichtschwachen Ereignissen wird die volle Leistungsfähigkeit des FPI gefragt sein.
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Sternentstehung nahe des Galaktischen Zentrums
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US Astronomen haben mit SOFIA neue Infrarot -Aufnahmen des Milchstraßenzentrums gewonnen und dabei einen Ring aus Staub und Gas untersucht, der einen Durchmesser von etwa sieben Lichtjahren besitzt und das supermassive schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie umgibt. Außerdem haben sie einen benachbarten, im optischen Licht von Staub verhüllten, Haufen extrem leuchtstarker und junger Sterne beobachtet.
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Diese Objekte sind vermutlich durch heftige Sternentstehungsphasen im Zentralbereich der Milchstraße entstanden, die vor einigen Millionen Jahren stattgefunden haben. Mit dem SOFIA Instrument FORCAST konnten nun die bislang schärfsten Bilder dieser Regionen bei Wellenlängen von 20, 32 und 37 Mikrometern aufgenommen und analysiert werden. Mit diesen neuen Daten ist eine genauere Untersuchung der physikalischen Bedingungen in der Nähe unseres Milchstraßenzentrums möglich. Auch der tatsächlichen Verbindung zwischen dem schwarzen Loch im Zentrum und den Sternentstehungsgebieten kann mit diesen Daten auf den Grund gegangen werden.
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Objekte
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SOFIA ist in der Lage, Bereiche des Infrarot-Spektrums abzudecken, die den erdgebunden Observatorien bislang verschlossen geblieben sind. Und dies bei einer räumlichen Auflösung, die bisherige IR-Satelliten nie erreichen konnten. Auf dieser Seite erfahren Sie welche Beobachtungsobjekte für SOFIA besonders interessant sind.
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Galaxien
Nicht nur die Milliarden Sterne in jeder Galaxie entwickeln sich und haben eine Geschichte, auch die Galaxien selbst durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien und altern. Über die Entwicklung und Bildung von Galaxien - auch unserer eigenen, der Milchstraße - wissen wir vergleichsweise wenig. Bilder aus der Kinderstube der Galaxien sind von größter Bedeutung. Dazu muss man aber in die kosmische Vergangenheit von 10 - 15 Milliarden Jahre zurückschauen. Das Licht dieser Galaxien ist so stark rotverschoben, dass ihre Lichtwellen inzwischen zehnmal länger sind, als zum Zeitpunkt ihrer Abstrahlung. Das Maximum der ohnehin schwachen Strahlung dieser jungen Galaxien liegt nun im Infraroten.
Modellrechnungen zeigen, dass die meisten Galaxien mindestens schon einmal in eine Kollision mit einer anderen Galaxie verwickelt gewesen sein müssen. Bei diesen nahen Vorübergängen oder direkten Zusammenstössen entstehen Schockwellen, Turbulenzen und partielle Aufheizungen der Gasmassen und Staubpartikel. Staubteilchen werden z. B. auf 20 - 60 K aufgeheizt und strahlen dann im Infraroten zwischen 50 und 150 μm. Ein Spektralbereich, in dem SOFIA besonders empfindlich ist und mit hoher Auflösung arbeitet.
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Sternentstehungs-
gebiete
Unser Verständnis der Entstehungsprozesse von Sternen kleiner und großer Masse hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Trotzdem sind Fragen offen: Gibt es eine untere oder obere Grenze für die Masse bei der Sternentstehung? Welchen Einfluss haben Strahlungsfelder, Winde und andere Umgebungsbedingungen?
Unglücklicherweise kann man die frühen Stadien der Sternentwicklung bisher nicht vom Boden aus beobachten, weil die typischen Temperaturen von 20K bis 200K mit Infrarotstrahlung zwischen 15 und 150 μm verbunden sind. Die bisherigen Infrarot-Teleskope auf Satelliten hatten eine zu geringe räumliche Auflösung. Ein prädestiniertes Feld für SOFIA!
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Interstellare
Materie
Der Raum zwischen den Sternen ist nicht leer, sondern mit sogenannter "interstellarer Materie" angefüllt. Obwohl sie nur einige Prozent der Masse einer Galaxie ausmacht, kann man durch ihre Beobachtung sehr viel über die Entwicklungsgeschichte ihrer Umgebung lernen.Die Temperaturen von wenigen 10 Grad Kelvin erzwingen wiederum eine Beobachtung im nahen und fernen Infraroten. Besonders für die Untersuchung der Kontinuum- und Linienstrahlung im MIR und FIR ist SOFIA prädestiniert. Aus den Linien eines Spektrums kann man eindeutig auf das Vorhandensein verschiedener Spezies von Atomen oder Molekülen schließen. Für diese Aufgabe wird auf SOFIA ein Heterodynspektrometer zum Einsatz kommen.
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Sonnensystem
Präsolare Nebel, zirkumstellare Staubhüllen und Staubringe sind die Bausteine eines Sonnensystems und nach heutiger Vorstellung eng mit der Entstehung von Leben verknüpft. Unser Sonnensystem ist offensichtlich der geeignete Ort, um die Bedingungen und Vorgänge zu untersuchen, die zur Entstehung von Planeten und der Entwicklung ihrer Oberflächen und Atmosphären geführt haben und nach Spuren von präbiotischen Molekülen zu suchen. Kometen und Asteroiden stammen aus der Frühzeit unseres Sonnensystems und sind seither unverändert geblieben. Sie sind daher neben den entwickelten Planeten und ihren Satelliten ein ideales Beobachtungsziel, um Informationen über die Ursprünge unseres Sonnensystems zu erhalten.
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Planeten
Mit SOFIA's Vorgänger, dem Kuiper Airborne Observatorium, wurde am 10. März 1977 während einer Sternbedeckung durch Uranus ein Ringsystem um diesen Planeten entdeckt. Eine astronomische Sensation: Saturn wurde seiner herausgehobenen Stellung als einziger Planet mit einem Ring beraubt und eine Sternstunde für die Flugzeugastronomie.
Die Planeten sind Spiegelbild der Verhältnisse während der Bildung unseres Sonnensystems. SOFIA kann sowohl die Bestandteile der Atmosphären näher untersuchen als auch - wegen seiner hohen räumlichen Auflösung - die Transportverhältnisse der Atmosphärengase und die Wetterbedingungen. Die Gasriesen sind Spiegelbild der Verhältnisse während der Bildung unseres Sonnensystems. SOFIA kann sowohl die Bestandteile der Atmosphären näher untersuchen als auch die Transportverhältnisse der Atmosphärengase und Wetterbedingungen analysieren.
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Kometen
Die Zusammensetzung eines Kometen entspricht dem präsolaren Urnebel, aus dem sich die Sonne und die Planeten gebildet haben. Kommt ein Komet in die Nähe der Sonne, so verdampfen seine Bestandteile, die mehrere Milliarden Jahre unberührt waren. Der Nachweis von Wasser, Kohlendioxid und anderen, organischen Kohlenstoffverbindungen kann nicht vom Erdboden aus erfolgen, da deren charakterische Strahlung im Infraroten liegt und daher von der Erdatmosphäre blockiert wird.
SOFIA kann durch seine Arbeitshöhe und flexible Einsetzmöglichkeit auf beiden Hemisphären Kometen und Asteroiden gut beobachten und untersuchen
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Observatorium
Start der Entwicklungs-Phase: |
Januar 1997 |
Beginn des Umbaus in Waco, Texas: |
Januar 1999 |
Umbau und Teleskopintergation beendet: |
Februar 2006 |
Ground Vibration Test erfolgreich durchgeführt: |
Juni 2006 |
Triebwerkstest bis an die Leistungsgrenze |
August 2006 |
Neue Lackierung |
September 2006 |
Erster Testflug nach dem Umbau |
April 2007 |
Erster Flug mit geöffneter Beobachtungsluke |
18.12.2009 |
Geplante Lebensdauer: |
20 Jahre |
Zahl der Beobachtungsflüge pro Jahr: |
ca. 160 |
Teleskop-Plattform: |
Boeing 747SP Flugzeug Rolltür als Teleskopöffnung auf der Backbord-Seite des hinteren Rumpfes |
Flughöhe für astronomische Beobachtungen: |
12000-14000 m (39.000 bis 45.000 ft) |
Beobachtungszeit in 39.000 ft oder höher: |
> 6 Stunden |
Gesamtbeobachtungszeit pro Jahr: |
> 960 Stunden |
Umgebungstemperatur im Teleskopraum: |
210 bis 330 K |
Betriebsmannschaft: |
3 Personen im Cockpit 10-15 Operateure / Techniker / Wissenschaftler / Ausbilder |
Heimat Basis: |
- NASA Ames Research Center, Moffett Field, Kalifornien;
regelmäßige Flüge in der südliche Hemisphäre vom US Stützpunkt in Christchurch, Neuseeland
- regelmäßige Besuch am Flughafen Stuttgartund anderen deutschen Flughäfen
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Teleskop
Baubeginn des Teleskops |
September 1997 |
Überführung nach Waco,Texas, wo der Einbau ins Flugzeug durchgeführt wird |
September 2002 |
Gewicht des Teleskops inkl. wissenschaftlichem Instrument: |
ca. 20.000 kg |
Konfiguration: |
Cassegrain-Teleskop mit Nasmyth Fokus, permanenter Zugang zum Wissenschafts-Instrument von der Kabine während der Mission |
Struktureller Aufbau: |
CFRP-Struktur in Hantelform, Spiegeltubus in Gitterbauweise |
Rotations Isolations System: |
hydrostatisches Lager mit 2 Ring-Segmenten, 1.200 mm Durchmesser, 10-30 bar Versorgungsdruck |
Antriebssystem für Rotation: |
Schnellantrieb für Elevation and Feinantrieb (bürstenloser gekrümmter Gleichstrom-Linearmotor) für Elevation, Cross-Elevation and Line-of-sight (L.O.S.) |
Vibrations Isolations System: |
je 12 Luftfeder/Dämpferelemente in Längs- und Tangentialrichtung um das Hydrostatische Lager |
Primärspiegel (PM) : |
Durchmesser 2,70 m, effektive Öffnung 2,50 m, leichtgewichtete ZERODUR Struktur auf 18-Punkt Whiffle-Tree Support, PM Blendenzahl f/1,28, Aluminium-vergütet |
Sekundärspiegel (SM) : |
SiC-Material, 352 mm Durchmesser, Aluminium-vergütet |
SM Funktionen: |
Fokussierung, Alignment, Chopping (2-Achsen in beliebiger Richtung, Offset, 3-Punkt, stationär) |
Tertiärspiegel |
2 ebene Spiegel, teildurchlässig (Gold-vergütet) und reflektierend (Aluminium-vergütet) |
Blendenzahl des Gesamtsystems: |
f/19,6 |
Spektralbereich: |
0,3 bis 1.600 Mikrometer |
Unvignettiertes Gesichtsfeld: |
8 arcmin |
Bewegungsbereiche: |
Elevation 15-70 Grad (20-60 Grad unvignettiert), Cross-Elevation und L.O.S. ° 3,0 Grad |
Bild-Qualität: |
80% Energie in Kreis mit 1,5 arcsec Durchmesser bei 0,6 Mikrometer Wellenlänge |
Bild-Stabilität: |
0,2 arcsec rms für On-Axis Focal Plane Tracking |
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Quelle: SOFIA-Stuttgart