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UFO-Forschung - Aus dem CENAP-Archiv: UFO-History Teil-144

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12.05.2007

Fortsetzung von Teil 3: Von England aus - Der Weltraum rückt uns näher...

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In England jedenfalls hatte Professor Reginald Victor Jones als Physiker und als Nachrichtendienst-Offizier in der frühen Untertassen-Phase - unbemerkt von der Öffentlichkeit - ebenso seine Hände im Saucer-Spiel. Erst 1968 verfasste er dazu ein halb-privates Papier namens "The Natural Philosophy of Flying Saucers". Jones war aufgrund seiner Doppelrolle ins Thema - noch bevor die Untertassen kamen - unerwartet hereingerutscht. Als junger Wissenschaftler im 2.Weltkrieg beschäftigte er sich speziell mit der Erforschung der deutschen Radar-Technologie und Funkkommunikation. In dieser Funktion hatte er einen wissenschaftlichen Schlüsselposten im British Air Ministry. So wurde er später auch Chef des dortigen wissenschaftlichen Nachrichtendienstes sowie wissenschaftlicher Berater des MI6. Als solcher wurde er 1946 mit den Geisterraketen über Skandinavien konfrontiert. Wie einige seiner Kollegen damals glaubten seien diese phantomartigen Ghost-Rockets von den Sowjets weiterentwickelte deutsche V-Waffen-Raketen. Und ihr Einsatz sei eine Demonstration dem Westen gegenüber, um zu zeigen, wie überlegen man in dieser Technologie sei. Jones selbst glaubte nicht daran, einfach schon weil die besten deutschen V-Raketen eine Versagerquote von 10 % hatten und man trotz der vielen Geisterraketen-Sichtungen nie irgendwelche Wracks der angeblich abgestürzten Raketen fand - er musste es wissen, schließlich war er selbst im skandinavischen Raum unterwegs gewesen um nach den Überresten dieser Objekte zu suchen! 1952 wurde er dann als MoD-Direktor für den wissenschaftlichen Nachrichtendienst mit den ´flying saucers´ konfrontiert, die er selbst "seinen zweiten Schreck" nannte. Für seine Tätigkeit nutzte er das Occam´sche Prinzip und so ging er auch das Untertassen-Problem an, war aber auch bereit Occam zu ´vergessen´, wenn sich sein Prinzip als falsch erweisen sollte. Von der Öffentlichkeit unbemerkt beschäftigte er sich also mit der neuen himmlischen Heimsuchung, stellte aber fest, wie leicht sich Menschen aller Berufsgruppen einmal mehr durch natürliche oder künstliche Phänomene narren lassen. Er wollte einfach nur feststellen was nun Fakten sind und was Fantasien. Heraus kam: Die Fantasien gehen den Menschen in Sachen Untertassen aufgrund unrichtiger Identifikationen der gesehenen Objekte am Himmel durch. So entstehen Interpretationen auch aufgrund der Grenzen des menschlichen Wahrnehmungsprozess zum einen, aber auch einfach wegen der Unkenntnis der Menschen um den jeweiligen Stimulus, der schließlich zu einem nicht-erkannten IFO als UFO führt. Darin liegt der hauptsächliche Fehler und die Krux, wenn man genauer hinschaut und nicht von vorneherein UFOs als reine Fantasie und aus welchen Gründen auch immer nur wegschieben will. Jones sah dann auch im Zuge der Zeit, in welche eigentliche Domäne das Untertassen-Thema fallen sollte - in das der ´Sozial-Wissenschaften´. Er nannte die Untertassen für sich selbst schon "technological angels"*. Deswegen verlor er auch sein Interesse am Thema.

 

*= Hier geht es um die Vermischung von Realität und Fantasie, woraus wahrhaft unheimliche Begegnungen entstehen können. Plus einem unkritischen sowie uninformiertes Gegenübertreten. Dann sind die Fliegenden Untertassen überall. Am Schluß ist es wohl wie mit den ´Drachen´ der alten Mythen - die gab es nie, aber Flugsaurier auf jeden Fall. Vielleicht sollte man das Geschirr aus dem Universum als die modernen Drachen betrachten. Der Drache ist ja auch ein Mischmasch unterschiedlicher realer Tiere und verfremdet zum Fabelwesen**. Produkte aus Irrtum als realer Hintergrund und menschlicher Fantasie lassen so das Urbild der Fliegenden Untertasse (gespiegelt in Gestalt der Mutter als Tassen, dem Adamski Scoutship als Ideal) entstehen. Viele Märchenerzähler haben ja echte Geschichten als Vorlage genommen und dann daraus eine weit überzogene Erzählung mit fantasiereichen Elementen gemacht - das Märchen eben, "based on a true story" (die aber nie so drastisch-dramatisch war). Auch Hollywood lebt genau davon, wenn man dort Geschichten erzählt, "die größer als die Wirklichkeit" sind. Genau dann kommen sie ja an, nur dann. Auch TV-Dokumentationen über UFOs sind meist weit größer aufgezogen als die UFO-Wirklichkeit es hergibt, sie sind oft richtige Inszenierungen. So wurde aus der UFO-Story auch ein modernes Märchen gemacht, ein technologischer Mythos. Bei den UFO-Geschichten liegt meist wahre Begebenheiten zugrunde - ja, aber die sind banaler als vorgestellt. Erst durch kreative Freiheit werden daraus kleine SF-Dramen produziert, die ganz krumm das UFO-Phänomen auswerfen.

 

**= Die Fliegenden Untertassen-Alien-Piloten sind genauso Fabelwesen wie Elfen, die sich ja auch nur denen zeigen, die sie selbst ausgewählt haben - und sich nur ihnen exklusiv enthüllen. Meistens wie im Fall von Kontaktlern und Entführten mit gewissen ´(Neu-)Offenbarungen´. Die UFO-Außerirdischen des Untertassen-Mythos folgen den alten Naturgeistern und kommen wie sie aus einer anderen verborgenen Welt und haben "unbegreifliche" magische Kräfte sowie Fähigkeiten. Ihr Erscheinen ist mit unwirklichen Phänomenen begleitet - bei Menschen mit "besonderen Gaben". Auch die Aliens sind soweit übernatürliche Gestalten, um die unheimliche Dinge geschehen. Und ausgerechnet die ´Medien´ sind dann Vermittler in unsere Welt - sie haben den besonderen ´sozialen´ Status als Kontaktler oder Botschafter erhalten, sie sind jetzt ´wer´ - ähnlich wie Priester. Sicher ist dagegen aber auch: Je stärker der gesellschaftliche Glaube, je eher klappt dies alles rund um die verborgenen Wesen herum - die dann so erst in unsere Welt hineinwirken können. Für Menschen hat das einfach was, es zieht insbesondere spirituelle und auf soetwas geeichte Menschen magisch an. Deswegen funktionieren die diversen ´Parallelwelten´ neben der unseren Kernwirklichkeit. Je mehr die spezifischen Inhalte ´lehren´, je mehr geschieht alles im Geiste und um so eher ´manifestieren´ sich die Geistwesen. Wie in der Feenwelt ist es auch bei den Untertassen-Fliegern - es gibt die liebevollen, helfenden Wesen und die Negativen. Die Adamski-Blonden sind die Guten im Untertassen-Szenario wie die Feen; die ´Greys´ dagegen die neuen Alben aus der Feenwelt, eben die negativen Feen - der Begriff Albtraum kommt übrigens genau daher. Mythen halten die Welt in Atem - und zum Narren, weil wir es selbst so wollen. Im Kontrast zu den kalten, unsensiplen und fast ekeligen ´Greys´ der Entführungsgeschichten ab den 1980er Jahren waren die "space people" der 1950er "calm, peacefull, healthy spiritual beings". Aus der psychologischen Perspektive betrachtet kann man dies als eine Reaktion auf die harschen Realitäten des Lebens während des Kalten Kriegs ansehen.

 

Jones war so gesehen tatsächlich der erste ´amtliche, aber unaufällige UFO-Forscher´, der auch wirklich UFO-Meldungen insbesondere von Militärpersonal untersuchte und Einzelfällen nachging, wenn auch hinter den Kulissen und auch nicht wirklich im Auftrag des MoD - er nutzte nur seine Position, um einer für ihn selbst interessant erscheinenden und im Dienst diskutierten Sache mal auf den Grund zu gehen. Dies ist auch der Grund, warum andere in ´Amt und Würden´ von seinen Erkenntnissen nichts mitbekamen, da die einzelnen Regierungsabteilungen untereinander schwer abgeschottet arbeiteten und die Leute im einen Büro nicht wussten, was die Kollegen im Zimmer nebenan taten. Jones hing seine Erkenntnisse auch nicht an die große Glocke und somit gingen seine Arbeiten lange Zeit auch verloren und wurden dadurch nicht auffällig. Clarke und Roberts stolperten eher unerwartet darüber und rieben sich die Augen. Jones hat aus seiner Arbeit heraus sicherlich auch mitbekommen, welche Aktivitäten da diverse Leute auch in aller Öffentlichkeit in Sachen Untertassen betrieben, aber er hat sich nie eingemischt und sie haben sich trotz seiner Position und professionellen Kompetenz auch nie an ihn gewendet - verwunderlich genug. Kurzum: Man redete nicht nur nicht aneinander vorbei, man redete gar nicht miteinander. Dies ist zwar paradox, aber es war eben so. Nebenbei: In Amerika hatte 1952 Dr.J.Allen Hynek in seiner Funktion als astronomischer Berater des dortigen USAF-UFO-Projektes 45 führende Astronomen befragt und festgestellt das 2 von ihnen selbst glaubten einmal soetwas wie für sie unidentifizierte Flugobjekte gesehen zu haben - doch "none expressed the believe that UFOs were spaceships".

 

Dies alles war eher weniger auffällig während in der Welt da draußen die "Flying Saucer Pilgrimage" einsetzte. Und auf der waren, wie bereits gesehen, schon einige unterwegs. So auch einer der ersten "earth mysteries researcher": John Foster-Forbes, der in der Londoner Wigmore Hall am 29.Juni 1954 den ausverkauften Vortrag "Flying Saucers and other space craft: Their true nature and purpose in this atomic age" hielt. Foster-Forbes, ein schottischer Aristokrat, wird gerne übersehen, aber er spielte eine große Rolle zu Beginn des New Age-Aufkommens und war eine wichtige Gestalt "in the melange of fringe philosophies" in jenen Tagen und im Herzen Britanniens. Er war es, der auf die Idee kam an den Avebury Monolithen Skywatches durchzuführen und parallel einher seine Anhänger an den Felsen "kosmische Energien" verspüren ließ. Kontaktler George King übernahm das Konzept dann für seine Aetherius Society! Foster-Forbes und King lösten sich mit Veranstaltungen in der Caxton Hall sowie in der Wigmore Hall mit anderen Vertretern des Untertassentums und ihrer verbändelten "the lunatic fringe"-Themen und Menschen mit der besonderen "distinctive personality" ab. Caxton Hall und Wigmore Hall waren lange Zeit der Maschinenraum für allerlei versponnene Kreise gewesen - nun kamen die Fliegenden Untertassen und ihre irdische Mannschaft als die Flying Saucerers nur noch zusätzlich dazu. Geht es um Kontaktler in England, kann man den bereits erwähnten George King nicht übergehen, der für England in etwa das wurde wie in anderen Ländern Adamski: "a hero for the new age saucerers". Auch weil er, das "Mental Channel No.1", geraume Zeit ein gewisses Interesse des New Scotland Yards und seiner ´Special Branch´ auf sich gezogen hatte, da man annahm, das er aufgrund seiner Anti-Atomwaffen-Haltung eine kommunistische Einstellung habe (und praktisch alle Kontaktler berichteten, dass das außerirdische Wertesystem von z.B. Venusiern "essentially socialist in nature" sei). Das Yard nahm sich gerne "people with different ideas about reality" damals im Vorgriff und in der Hoffnung an kommunistische Agitatoren und Spione aufzudecken. Darum ging es. Und King wusste darum und nutzte es auch für Propaganda-Zwecke aus, indem er dies alles auf die Untertassen-Regierungsverschwörung ummünzte. King und seine Truppe boten schließlich auch ein bisschen Zirkus. So wurde am 23.August 1958 von King eine Demonstration auf dem Londoner Trafalgar Square organisiert. Hier wurde gefordert, dass die Regierung ihre "unterdrückten Informationen über Fliegende Untertassen" endlich freigibt. Von King und seiner ´Organisation´ waren insgesamt 20 Leutchen vertreten, aber da die Sache groß in den Medien vorgestellt worden war kamen Hunderte Schaulustige und reihten sich in den ´Demonstrationszug´ ein - im Yard-Bericht hieß es später dazu: "The general atmosphere was of quiet, amused tolerance." Dies war damals möglich, weil die Kontaktler damals "a hot topic of conversation among UFOlogists" waren. Ihr Stern leuchtete hell und sie erfuhren das Medien-Interesse. Schon zehn Jahre später sah das zunehmend anders aus, weil immer mehr Menschen von den Untertassen und ihren Kontaktlern desillusioniert wurden und praktisch alle Prophezeiungen über den offenen Alien-Kontakt nach einer Untertassen-Massenlandung vor den Augen der ganzen Welt etc pp sich nicht erfüllten. Aber auch Saucerologen zogen sich dann von dieser Sache zurück und verschwanden entweder ganz im Hintergrund oder suchten sich andere Philosophien. Genau ein Jahr später marschierte King wieder am selben Ort auf und forderte nun, dass die Regierungen der Welt ihr Wissen über das Hiersein der Fliegenden Untertassen bitteschön preisgeben sollten, 200 Mitläufer des Master Aetherius wurden gezählt.

 

Es passte eben alles zusammen, rund um das Jahr 1957 - "at the height of flying saucer fever" (ups, ich bin Jahrgang 1957!). In jenen Tagen in der jeder erwachsene Brite über die Fliegenden Untertassen Bescheid wusste und die Medien mit Berichterstattungen dazu überbordet. Wie bereits festgestellt - in Deutschland war dies ganz anders gewesen. Und deswgen haben wir auch eine weitaus skeptischere UFO-Öffentlichkeits-Kultur. Kontaktler waren hier schon immer als komische Kauze und Spinner angesehen. In England dagegen sah man sie eher als eine Art Visionäre an, egal ob jetzt etwas als geisteskrank angesehen oder nicht, aber sie stellten die "latest manifestation of an existential mystery constantly seeking new expression" dar, "the were a cultural phenomenon with far reaching effect". So müssen wir wieder auf die Feen zurückkommen, weil sie für England vielleicht die nächst-nähere historische Analogie mit sich brachten: Die Kontaktler waren Menschen die behaupteten mit den Außerirdischen zusammengetroffen zu sein, schon immer gab es in England Menschen die genauso mit den Feen zusammenkamen. Anstoß wurde daran nicht wirklich genommen oder einem deswegen der Vogel gezeigt. Clarke und Roberts geben uns zu verstehen: "Like the contactees, those who visited fairyland were shown a different way of life, a different social and political system that existed in parallel to ours. Just like the contactees, they had no proof whatsoever that their experience were more real than a midsummer night´s dream." In der englischen Gesellschaft und politischen Demokratie der 1950er Jahre konnte dies prima aufgehen. Auch weil wie immer in der UFOlogie Fantasien des Publikums bedient wurden! Davon leben auch die Medien in ihrer UFO-Darstellung überall. Schlußendlich ist dies auch nichts anderes als Prostitution: Wr verkaufen uns wie es eben geht.

 

In diesem Zusammenhang sei auch Alfred Watkins erwähnt, der 1925 das Buch "The Old Straight Track" herausgebracht hatte, um auf die ´leylines´ aufmerksam zu machen, die ja später im New Age und bei den Kornkreisen etc eine romantisierende Rolle und Interpretation spielen würden, nachdem der Franzose Aime Michel mit dem Buch "Flying Saucers and the Straith Line Mystery" gefeiert wurde. Watkins Buch fand bei dem Ex-RAF-Piloten Tony Wedd konzeptuell großen Widerhall. Jener war Mitglied beim Tunbridge Wells Flying Saucer Club unter Präsident Air Chief Marshall Lord Dowding. Bei einem Meeting dort, als Leslie gerade einen Adamski-Vortrag hielt und über die Antriebskräfte und Technologien der Untertassen sprach, zündete bei Wedd die Idee von der "Freien Energie" und den ´leylines´ von Watkins/Michel. Für ihn passte dies alles 1: 1 zusammen und nachdem er entsprechende ähnliche Hinweise von der Telepathie-Kontaktlerin Mary Long erhalten hatte, war er überzeugt, dass die Erdmagnetfeld-Energien entlang des Globus von den Scoutships genutzt werden, um mit ihrer eigenen Maschinen damit in Wechselwirkung zu treten. Dies hielt er dann detailiert in dem eigenen Buchwerk "Skyways and Landmarks" fest, welches er aber erst 1961 herausbringen konnte und damit die Hippie-Gegenkultur mit einem neuen Thema, dem der "Earth Mysteries", belebte.

 

Carles Green und Cy Coher brachten im Oktober 1947 in Amerika die Single "When You See Those Flying Saucers" heraus, als Titelsong der deutschen UFO-TV-Reportage "Die UFO-Story" (Erstausstrahlung 1.Mai 2003 in der ARD, inzwischen mehrfach bei Phoenix wiederholt) von Matthias Unterburg - der hierfür den Carl-Sagan-Journalistenpreis 2003 auf der 14.GWUP-Konferenz in Würzburg am 20.Mai 04 selbst entgegennahm. Dort gibt es auch diese Strophe: "Your´d better pray to the Lord when you see those flying saucers it may be the coming of the judgement day..." Dies führte Clark und Roberts zu Betrachtung der Frage, wie eigentlich damals die Kirchen auf das Auftauchen dieser himmlischen Besucher und ihrer Deutung als außerirdische Spaceships reagierte! Zunächst meldete sich 1953 die ´Laymen´s Home Missionary Movement´ mit einem Flugblatt-Heftchen zu Worte - die britische Abteilung der Zeugen Jehovas. Sie machte aus den Untertassen sofort Zeichen des Bösen. Argument: Wenn in der Bibel von den Außerirdischen kein Wort steht und sie keine von Gott geschickten Engel sein sollen, dann sind Untertassen und ihre Insassen von dämonischer Herkunft*! Übersehen wurde dabei das bereits 1952 Zeitungen wie die ´Daily Mail´ (1.11.52) darüber berichteten, dass der italienische Jesuiten-Priester Domenico Grasso erklärte habe, dass die Frage nach "life on other worlds" bereits in der Kirche in Folge des Aufkommens "of the strange phenomenon of flying discs" und den ersten Kontaktlerberichten diskutiert worden war! Grasso erklärte, dass die römisch-katholische Kirche es ihren Gläubigen freistellt an die Existenz von Außerirdischen zu glauben oder nicht. Und: "Das letzte Wort dazu muss man der Naturwissenschaft überlassen. Für den Theologen bleibt nichts weiter übrig als abzuwarten, was die Wissenschaft dazu feststellt." Ich finde, dass dies wahrlich eine sehr interessante Aussage 1952 war (und damit, nebenbei, alle späteren ´Sensationen´ über angeblich ´erstmalige Stellungsnahmen der Kirche zu Aliens´ zu Makulatur und künstlich-aufgeblähte ´Aktualisierungen´ werden).

 

*= Genau auf diese Idee war auch MIB-Erfinder Albert K.Bender gekommen, wodurch er die freundlichen Kontaktler-Aliens polarisierte, ihnen geschickt einen Gegenspieler zuschusterte. Der ehemalige freundliche ´Royal Order of Tibet´-Guru Adamski kam mit den lieblichen Venusiern in Verbindung; Bender war von ganz anderem Schlag schon als Mensch: er war besessen vom Okkultismus, Schwarzer Magie und Fan von Horrorfilmen. Seine Wohnung unter dem Dach nannte er selbst "Die Kammer des Schreckens". Kein Wunder wenn er also mit feindlich-gesinnten Untertassen-Kreaturen zu tun bekam, die Basen unter der Erdoberfläche eingerichtet hatten. Seine Konzeption der drei Männer in Schwarz wurden schnell Teil der UFO-Legende, zu einem Schisma - wobei sie eigentlich nur für die alte Idee der "Trinity of Evil" stehen - dem Teufel und sein zwei Leutnants. Bestens bekannt in der Dämonologie. Der Neuseeländer Cecil Michael griff 1955 in seinem Buch "Round Trip to Hee in a Flying Saucer" genau dieses Muster auf. Es lag also in der Luft und führte die Astral-Reisen von Visionären wie William Blake und Emmanuel Swedenborg aus früheren Zeiten nur in neuem Umhang fort. Gleiches taten viele Positiv-Kontakler mit den Konzepten von Rudolph Steiner und seiner Anthroposophie.

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60 Jahre UFO-Legende, der britische Untertassen-Zauber

Teil 4: Von Fliegenden Untertassen-Kontaktlern, von UFOlogen der königlichen Familie und mehr

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Interessant ist in diesem Umfeld auch zu sehen, dass das Untertassen-Phänomen in England auch bald "Flying Saucer Vicars" wie Reverend Roland Cartmel auf die Schaubühne rief. Ab 1950 war Cartmel unter dem Einfluss der Bücher von Keyhoe, Scully und Heard gekommen und gewann schnell den Eindruck, dass der Erde eine Invasion von feindseligen Außerirdischen blühe - und die irdischen Regierungen genau diese Tatsache verheimlichen wollen. Auch andere Anglikaner mischten sich ein: Reverend Eric Inglesby oder Reverend Anthony Millican. Auch sie spielten bei den Flying Saucerers mit, die mehr und mehr bizarre und paranoide Ideenkonstrukte aufbauten und die zur Basis für die UFOlogie wurden - und vor denen auch die "mouthpiece of serious UFOlogy" sich nicht bewahren konnten. Wichtige und einflussreiche Gestalten der Szene, gut-bekannte Namen, haben schon irre Theorien gerne aufgegriffen - die einen haben es gut versteckt, bei anderen fiel es schneller auf. Deswegen ist schon seit Anfang an die wirklich seriöse, methodische Studie des UFO-Phänomens schwer gefallen. Die Krux kommt immer dann zum Tragen, wenn die Menschen aus der UFOlogie mit ihren vorher schon existierenden religiösen Glaubensvorstellungen (im weiteren Sinne) zusammenprallen und es ein innerer Wettstreit von der Außenwelt unbemerkt darum gibt. Der Aerospace-Ingenieur Graham Knewstub war lange Zeit ein UFO-Enthusiast gewesen und gehörte zu den im Hintergrund stehenden Schlüßelfiguren bei der Gründung des British Flying Saucer Bureau. Er stieg als reiner ´Techniker´ auf das Thema ein und suchte nach einer wissenschaftlichen Erklärung des Untertassen-Phänomens. Geraume Zeit ging dies gut, aber schließlich brach dann doch sein Glaube an das Übernatürliche durch und er verfiel mehr und mehr der Idee, das die Lösung der UFOs nur in ihrer okkulten Natur liegen könne. Und dies lag im Widerspruch mit seinem Glauben als praktizierender Christ. Schließlich wurde er im Alter (und jetzt kommt britisches Understatement!) ´sonderlich´.

 

"When popular interest is stimulated in UFOs, as in the recent press flurry, people look for UFOs: Indeed they wish to see them... The other psychological aspect is almost a religious desire to believe in UFOs."

 

In der Kensington Central Library wurde am Samstag, den 22.September 1962, die ´British UFO Association Convention´ von Nigel Stephenson und Lionel Beer abgehalten. Cirka 200 Leute besuchten die Veranstaltung, daraus entstand auch die British U.F.O.Association (BUFOA) - mit der Idee eine Kopforganisation für die zahlreichen britischen UFO-Gesellschaften zu bilden. Ingenieur iund Erfinder Leonard Cramp hielt hier in Sachen Antrieb der Tassen einen für die Anwesenden faszinierenden Vortrag. Seiner Meinung nach bewegten sich diese Objekte in ´G-Fields´ - Gravitationsfeldern, die die Antigravitation ermöglichten. Auch Alex Birch hielt hier einen Vortrag, er war sowieso gerade zusammen mit seinem Vater und etlichen Reportern im Schlepptau auf dem Weg ins Air Ministry, um dort wegen seinem berühmten Foto befragt zu werden. Im ersten BUFOA-Heft hieß es dann dazu: "Genauso wie Stephen Darbishire ein Jahrzehnt zuvor beeindruckte die Aufrichtigkeit von Alex uns alle sehr tief und Cramp erklärte vor der ganzen Versammlung, das es völlig unmöglich für einen Schuljungen sei einen Hoax durchzuführen. Zudem zeige seine UFO-Formation sehr gut die Auswirkungen des Untertassen-Antriebs, dessen Schwingungen die Erscheinung der Objekte leicht verzerren." Übrigens hatte man im Air Ministry eher geglaubt, dass die Untertassen in Wirklichkeit Eispartikel in den Wolken seien! Dumm nur, das Alex Birch genau zehn Jahre später im Alter von 24 Jahren erklärte, dass das Bild tatsächlich ein simpler Schwindel war, als er zusammen mit ein paar Schulfreunden die Untertassen mit Filzstiften auf eine Fensterscheibe malte und dann das Bild mit passendem Hindergrund aufnahm. Nachdem am 6.Oktober 1972 der ´Sheffield Telegraph´ dies aufdeckte, ging die Meldung rund um den Globus. Die BUFOA-Idee indes fruchtete nicht wirklich und zwei Jahre später versuchte man es unter dem Namen British UFO Research Association, BUFORA, neu. Für eine Zeitschrift namens BUFORA-Bulletin wurde John Cleary Baker gewonnen, der großartige Vorstellungen über die Zukunft der UFO-Forschung mitbrachte und die Konzeption einer engagierten und "unbiased scientific investigation" der neuen Vereinigung auf die Fahnen schrieb. Im Konkurrenzversuch zur FSR steckte man aber leider fast alle Gelder in die Zeitschrift und in die Werbung dafür. Von der "unvoreingenommenen wissenschaftlichen Untersuchung von UFO-Meldungen" war weit und breit nichts zu sehen, weswegen es auch bald wieder Fluktuationen bei den Mitgliedern (= Zeitschriftenabonnenten) gab. Am Untertassenmarkt selbst erfuhr Brinsley le Poer Trench in dieser Zeit ein Hoch und konnte mit einer Serie von Büchern wie "The Sky People" (ein prä-astronautisches Werk) erstmals selbst gutes Geld machen. Dies verführte ihn dazu eine neue kontaktlerorientierte Jugendorganisation namens ´International Committee of Flying Saucer for Junior" aufzuziehen, die er später in "International Sky Scouts" umbenannte und auch ein ´Sky Scouts Handbook´ herausgab, was aus heutiger Sicht nur lächerlich war und mit einem UFO-Forschungshandbuch wie später von A.Hendry für´s US-CUFOS herausgegeben noch nicht einmal was im Ansatz zu tun hatte. BUFORA war deswegen recht säuerlich, weil Trench damit der Vereinigung Leser abwarb, da er wohl ein interessanteres Angebot den jungen Leuten machte: zu üben wie man Kontakt mit den Raumbrüdern aufnehmen könne! Da aber die Trench´e Jugendgruppe vom namen zu sehr an die Pfadfinder-Vereinig des Landes erinnerte, bekam Trench Schwierigkeiten mit den echten Boy Scouts und so musste er sich einen neuen Namen überlegen - ´Contact UK´ entstand so (und gab die Zeitschrift ´Awareness´ unter J.Bernard Delair heraus), die er später dann "eine der größten UFO-Gesellschaften die England jemals hatte" nannte - 2000 Sky Scout-Jünger gegenüber 300 BUFORA-Mitglieder. Kein Wunder, wenn BUFORA da jetzt zu allen PR-Mitteln griff... Ja, es gab einen regelrechten Krieg um Mitglieder. Schon immer, da braucht sich niemand etwas vormachen, fragte sich das Publikum wo am meisten ufologische Action geboten wird. Das Geschäft machen jene, die die meiste Action in der Richtung bieten und die Träume befriedigen. Dies ist wie in der Porno-Industrie. Beides hat mit der Lebenswirklichkeit nichts zu tun, aber die Konsumenten finden es trotzdem schön und brauchen immer neue Reize.

 

"UFO"-Phänomen-Glanzlich WARMINSTER, eine Kleinstadt in Wiltshire, südlich der Salisbury Plain* und nahe dem Stonehenge-Monument (!). Zwischen 1965 und den Mitte der 1970er Jahre war Warminister das Zentrum der Beachtung in den britischen Medien und das UFO-Mekka für Tausende von UFO-Enthusiasten. Damals reisten Menschen aus allen teilen der Welt nach Warminister und nahmen schon mal den ganzen Kornkreis-Besucher-und Touristen-Spuk um die Ecke vorneweg - dabei hatte Warminister selbst schon vor der Untertassen-Hysterie längst schon einige Tradition und Folklore mit Geistererscheinungen und anderen überirdischen Geschehnissen aufgebaut gehabt. So oder so: Warminister war genau der richtige Ort für das Auftauchen der Himmelphantome. Viele Saucerers die später dann selbst UFO-Schriftsteller und Fachleute zum Thema werden sollten, reisten damals als Teenager in und an die Hügel Cley Hill und Cradle Hill rund um das Städtchen und wurden nach und nach vom in der Luft liegenden UFO-Fieber infiziert. Zudem spielten Hügel und Berge schon immer eine besondere Rolle in diversen Glaubensrichtungen; die New Age-Untertassen-Freunde und die Fliegenden Untertassen-Kontaktler kamen nun noch hinzu und gaben dem ganzen eine moderne Ausrichtung in wunderbarer Landschaft. Genauso wie alle anderen religiös-motivierten Sekten und Gruppen in allen Kulturen und zu allen Zeiten vereinnahmten sie nun die Hügel um Warminister für sich - als Örtlichkeiten wo man "Das Andere" oder "Die Anderen" rufen bzw kontaktieren kann. Seither waren Cley Hill und Cradle Hill zu Pilgerstätten geworden, Orte wo es nichts mehr zwischen den Suchern und dem Himmel gab! Gruppen von erstaunlich viel jungen Menschen mit Schlafsäcken unter den Armen marschierten dorthin, bis an die Zähne ausgerüstet mit Kameras und "UFO-Detektoren", die gerade ´In´ geworden waren - und in Warminister ihre Bewährungsprobe erfuhren (sowie sich als ufologisches Spielzeug erwiesen). Nacht für Nacht verbrachten die Erwartungsvollen dort oben und warteten. Gab es irgendwo ein Licht am Himmel zu sehen, wurde dieses sofort ´alarmiert´ als UFO angesehen und die Kameras klickten überall. Im Licht von Taschenlampen wurden Berichte und Zeichnungen noch auf dem Hügeln von der neuesten UFO-Sichtung zur wissenschaftlichen Dokumentation angefertigt (wenn die Taschenlampen nicht gerade zweck Kontaktaufnahme in den Nachthimmel gerichtet wurden!). Ansonsten war ihr Arthur immer unter ihnen und erzählte Geschichten. Sie alle warteten Hoffnungsergeben auf "the big one case" - jeden Augenblick konnte jene Fliegende Untertassen auftauchen und landen sowie die Aliens entladen, um der Welt die physikalische Realität der Flugobjekte ohne Wenn und Aber zu beweisen! Ganz klar, die Hügel hatten hier sofort ihren esoterischen Status zugesprochen bekommen und jeder wartete auch darauf sein Spezial-Ticket für eine Untertassen-Reise entgegennehmen zu können, um mit einer startenden Untertasse in den Himmel hinaufzusteigen und in eine andere Galaxis zu fliegen. Dies ist Bestandteil des Warminister-Phänomens, weswegen Warminister auch noch lange nach den Wunder-Jahren von 1965-1975 im Fokus der Esoterik-UFOlogen blieb und Skywatchers jeden Sommer dort mit den unterschiedlichsten Motiven hinsichtlich ihrer Anwesenheit an diesen Pilgerstätten anzutreffen sind: "Warminister was a UFOlogical and sociological phenomenon, spawing books, television documentaries and thousand of column inches in the popular press." ´The Warminister Thing´ kam zudem zur richtigen Zeit, weil Mitte der 60er Jahre, ufologisch gesehen, es einfach eine schwarze Zeit war, "a ´dead time´". Berühmt wurde der Fall Warminister durch eine Berichterstattung in dem Massenklatschblatt ´News of the World´, wo am 6.Juni 1965 der sensationalisierte Artikel "The thing from outer Warminister" erschien, den der lokale Journalist Arthur Shuttlewood (dessen Einfluss in der Entwicklung der Warminister-Legende immens war) vom ´Warminister Journal´ an das Blatt verkauft hatte und wo der Schlagzeilenredakteur die Headline ganz bewusst in Erinnerung an den 1951er SF-Film-Knüller "The Thing From Another World" die Headline so setzte. Damit war die Büchse der Pandora geöffnet...

 

*= Die Salisbury Plain war da schon ein umfangreich genutztes militärisches Manöver- und Waffen-Testgelände mit zahlreichen Trainings-Camps und Schießständen. Dort diente auch Squadron Leader R.G.´Tim´ Woodman, der aus eigenem Interesse die Entwicklung der Warminister-Saga direkt begleitete und alles für Quatsch hielt. Woodman wurde später Deputy Superintendent of Test Flying ia Boscombe Down und hatte schon in den frühen 50er Jahren auf Bitte des Air Ministry mal eine persönliche Umfrage unter 100 seiner Pilotenkollegen gemacht, um festzustellen, wer schon alles Fliegende Untertassen gesehen hatte. Leider meldete sich keiner.

 

Die große BUFORA-Show. Die neugegründete British UFO Research Assoziation erwuchs hauptsächlich aus dem Umfeld der Flying Saucer Review-Leser, dort man man sich inzwischen einen heißen Krieg mit zwei Fronten lieferte: zum einen waren da die Kontaktler-Begeisterten und zum anderen die normalen UFOlogen, die sich einfach nur dem UFO-Phänomen betreffs der Phantome am Himmel widmen wollten und alle Kontaktler-Orientierten zum "wachsenden lunatic fringe" zählten und eine wissenschaftliche Annäherung ans Thema sich wünschten. BUFORA wollte alles neu organisieren und der UFOlogie eine neue Ausrichtung geben - dafür wollte man trommeln. Am 27.August 1965 war in Warminister die erste Eskalation eingetreten und 200 Leute befanden sich im Town Hall´s Assembly Room - und mehr als 300 standen noch vor der Türe. Dr.John Cleary-Baker, "Evaluating Officer for BUFORA", hatte zur Pressekonferenz geladen um dann auch über das Warminister-Untertassen-Phänomen Erklärungen abzugeben. Nebenbei, bevor es in Vergessenheit gerät: ALLE Zeitungen des Landes hatten Reporter geschickt, ALLE Radiostationen und TV-Sender der Nation waren ebenso mit Teams vertreten. Dies hatte selbst auf internationaler Ebene noch nie eine UFO-Geschichte in irgendeinem Land geschafft - mit einer Ausnahme natürlich: Die sommerliche Untertassen-Invasion über Washington, DC von 1952. Die Headline der ´Sunday People´ vom 29.8.65 sagt alles: "Now The Big Hunt Is On For That ´Thing´!" Genauso (und nicht weniger) kam es auch. Und BUFORA hatte natürlich einen riesigen Mega-Promotion-Gig gelandet, um sich selbst aus dem Nichts heraus in Sachen UFO-Forschungsgruppe an die Spitze aller zu katapultieren. Cleary-Baker trat sehr wortreich und rhetorisch-geschickt als Wortzauberer auf um den Eindruck herzugeben, als sei in Sachen "objektive UFO-Nachforschung" BUFORA eine wissenschaftliche Ausgeburt und man gehe ohne Untertassen-Glauben an die Sachen ran. Doch die Wahrheit sah im Gegenzug zu dem was BUFORAs Evaluating Officer am Mikrofon oben auf der Bühne sagte anders aus, jeder der Interesse hatte einen umstehenden BUFORA-UFO-Fan zu fragen, merkte schnell, dass dies alles "were believers in alien spaceships". Und der Mangel an Objektivität gerate auch von BUFORA sorgte dafür, das alles andere als eine objektive Untersuchung in Sachen Warminister-´Thing´ lief. Die BUFORA-Pressekonferenz "degenerated into a circus", sorgte aber auf der anderen Seite für so viel öffentlichen Wirbel durch die dadurch entstehende Sensationsberichterstattung, dass das kommende Wochenende zu einem Besucheranstrum von zusätzlichen 11.000 UFO-Guckern führte, die der Ort gar nicht verdauen konnte. Jetzt war das Chaos perfekt. Später notierte Hugh McLaren vom Archor Hotel Warminister in seinen Lebenserinnerungen: "This could do us as much good as the Loch Ness Monster did for Scotland. The Thing was extremley good for business."

 

Auch durch die weiterhin stattfindende Presseberichterstattung wurde Warminister weltberühmt, war auf allen Landkarten und die Ära der Skywatches setzte jetzt erst richtig ein. Warminister konnte so eine moderne "saucer folklore" entwickeln und wurde von ihr reich beschenkt. Und am Sonntag, den 29.August 1965, machte dann der damals 23-jährige Gordon Faulkner ein Foto von der vermeintlichen Warminister-Untertasse, welches aber erst am 10.September im ´Daily Mirror´ erschien und damit der Welt bekannt wurde, weil die Zeitung das Bild weltweit auch den Medien verkaufte. Faulkner wurde als besonders glaubwürdig angesehen, weil er für die Abtretung der Fotorechte keinerlei Geld verlangte. Dadurch vermittelte er zusätzlich einen ehrlichen und aufrichtigen Eindruck! Dort wurde die Untertassen-Aufnahme als "völlig echt" vorgestellt und so wurde das Faulkner-Foto zu einer "iconic image among the British UFO community". Mehr als unterschwellig war der Aufruf damit verbunden: "Come to Warminister, you may see this thing!" Obwohl bisher noch niemand genau dieses Ding gesehen hatte, was Faulkner in aller Einsamkeit fotografierte. Doch der Wissenschaftsjournalist des ´Mirror´, Arthur Smith, hatte eine eigene Meinung zu dieser Geschichte: "Gut, es ist wohl eines der besten Fotos von einer ´Saucer´, aber der Mangel, dass das Bild es eben nicht ermöglicht irgendwelche Größen, Entfernungen von dem aufgenommenen Objekt auf dem Bild zu bestimmen, reduziert seinen wissenschaftlichen Wert auf Null." Doch dies störte niemanden auf dem Globus. Faulkner hatte doch erklärt, dass das Foto und sein Bildinhalt "was not a hoax". Dies reichte aus und die Geschichte sorgte dafür, dass das Thema Warminister nochmals EXPLODIERTE. UFOlogen und Möchtegern-Fliegende-Untertassen-Beobachter aus England und allen Teilen der Welt überfluteten noch mehr das Städtchen. Wobei Arthur Shuttlewood es schnell verstand sich in den Mittelpunkt zu stellen - mit seiner weichen Stimme, seiner Aufrichtigkeit und seinem Charisma gelang ihm dies auch problemlos. Er war ein richtiggehender Geschichtenerzähler, der mit seiner Stimme die Menschen faszinierte, wenn er über die "strang wonders" aus der Gegend berichtete. 1994 kam aber heraus, dass das Foto dennoch eine Trickaufnahme und geschwindelt war. Faulkner hatte bewusst kein Honorar-Geld für das Bild angenommen, weil er fürchtete, dass der Schwindel eines Tagen platzen werde und er dann wegen dem angenommenen Geld in eine Betrugs-Geschichte schlittern würde, was zu "possible criminal actions" führen könnte!

 

"...the power of enthusiasm and imagination..."

 

Der Warminister-Wirbel hatte aber eine m.E. nach wichtige Tiefenwirkung: Erstmals in der britischen UFOlogie wurden UFO-Forscher selbst skeptisch und unter dieser skeptischen Sicht auch aktiv! Was zu Abspaltungen bei der BUFORA führte, aber die Gruppe schließlich sehr gut verkraften konnte, weil man inzwischen 600 Abonnenten hatte. John Harney war einer der ersten jungen Skeptiker, dem auffiel, wie ufologisch-aufgeladene Menschen alles mögliche und unmögliche am Himmel zur Fliegenden Untertasse umdefinierten - selbst Blitze in der Ferne. Damit steckten sich die Freunde des Fantastischen gegenseitig an und Shuttlewood stand mitten drin, um als Heizer zu fungieren. Harney nahm erstaunt selbst wahr, wie Shuttlewood´s Trick oder Tick für gewöhnlich ablief: Erst deutete er auf einen am Himmel vorbeiziehenden Satelliten, nannte ihn "definitiv ein UFO!" und wenn der Satellit dann zum Horizont hin außer Sicht verschwand, richtete Shuttlewood seinen Finger auf den hellsten Stern oder Planeten wie Jupiter z.B. irgendwo anders am Horizont und erklärte, dass das eben gesehene UFO dort nun eine Parkposition eingenommen habe, nachdem es mit ´Mentalstrahlen´ den Gemütszustand der Menschen am Boden ausgetestet habe. Dass das UFO nun die Fähigkeit zeige zu schweben sei alleine ja eindeutig ein Beweis dafür, das da nicht-irdische Hochtechnologie zur Anwendung kommt! "Logisch", vollzog dies jeder dann nach. Natürlich waren auch Scherzbolde in der Gegend unterwegs und ließen Drachen mit angehängten Signalfackeln etc pp in den Abend- oder Nachthimmel steigen, um UFOs zu suggerieren. Im Zuge der Zeit war zu verspüren wie Shuttlewood sich selbst mehr und mehr veränderte und eine Art religiöser Transformation unterlag. Dann begann er auch zu behaupten mit Aliens gesprochen zu haben und von ihnen Botschaften erhalten zu haben - und zwar am Telefon! Neben Harney bemerkten auch ein paar wenige andere junge UFO-Studenten was hier lief und erlebten hier die große Macht, die Menschen durch ihren eigenen Enthusiasmus und ihre Vorstellungskraft freisetzen - und damit schließlich sich selbst nahe der Paranoia führen können. So entstand dann die erste UFO-Skeptiker-Gruppe Englands namens ´Society for the Investigation of Unidentified Flying Object Phenomena´ (SIUFOP). Ihre Erkenntnisse in Warminister begeisterten den Psychologen Dr.Stephen Black, dem es gelang die BBC zu überzeugen, wie wichtig es wäre eine entsprechende TV-Dokumentation zu produzieren. 1968 entstand so die Sendung "Flying Saucers and the People Who See Them" (liegt im CENAP-Archiv vor).

Trotz Tausender von angeblichen UFO-Beobachtungen, ungewöhnlichen Geräuschphänomenen und angeblichen Alien-Kontakten in und um Warminister litt die Warminister-Erfahrung am harten Beweis, an einem unzweifelhaften Fotonachweis und einem unstrittigen ufologischen ´Heiligen Gral´, den man dort entdeckte. Übrigens wurde nicht eine der UFO-Sichtungen von Warminister damals dem britischen Verteidigungs-Ministerium zugetragen. Nichts außer einem ganz großen Happening für die Massen blieb zurück. In Angesicht der ausgegebenen Versprechungen und damit aufgebauten Erwartungen war dies dann doch zu wenig. Dies ist wohl der Grund, warum nach und nach sich auch das öffentliche Interesse an der Sache verlor - während Loch Ness immer irgendwie ´besser´ dastand. Viele der UFO-Jünger aus der Warminister-Zeit verloren ebenso ihre UFO-Interessen und wanderten zu anderen Themen im Bereich des okkulten Glaubens ab, dorthin "where evidence was not required or wanted". Wichtig ist aber, dass der Interessierte so aber die Möglichkeit hat über das ´Warminster Thing´ sehr viel darüber lernen kann wie es in der UFOlogie läuft und "how UFOlogy is constructed and sustained". Übrigens meldete sich 2005 David Holton im ´Warminster Journal´ zu Worte, um auszuführen wie er einst von dem scheinbar unerklärlichen Geräusch von Warminister hörte (ähnlich den modernen ´Brummgeräuschen´ die man hierzulande immer wieder vernimmt) und erlebte wie die Menschen daraus die Legende bildeten, wonach dieser Summton von "einer unsichtbaren übernatürlichen Präsenz" käme. Daraufhin erfand Holton in einem Brief an die Zeitung die Geschichte, wonach er erlebt habe ("ganz ehrlich!"), wie durch eine Sound-Schockwelle ein Entenschwarm über dem Five Ash Lane im nahen Crockerton erfasst und tot vom Himmel fiel, seiner Ansicht nach sei der Verursacher in Wirklichkeit eine unsichtbare Fliegende Untertasse gewesen. Damit bekam durch einen erfundenen Leserbrief die UFO-Story erst Tritt, weil man den Brief abdruckte und daraufhin es eine explosive Reaktion in der Bevölkerung gab: Alles sprach nun von Fliegenden Untertassen, man verlor schnell den komischen Sound aus dem Ohr und sah dafür die Untertassen selbst herumfliegen - was vom Thema her auch mehr hergab und versprach, kurzum: besser zog. Tim Woodman, so sei erwähnt, hatte bereits 1968 in einem unbeachtet gebliebenen Leserbrief erklärt, dass wenn es keinen Mr.Holton geben würde, es auch kein Warminster-Thing gäbe. "Or, if Mr.Holton was to emigrate to Australia tomorrow, then in a year´s time there would probably be the Wagga-Wagga-Thing."

 

´The Times´ schrieb am 31.Dezember 1966 in einem Artikel zur britischen UFOlogie, dass "the whole subject of flying saucers has a music hall air about it." Und schon wieder verloren die Medien ihr Interesse an Fliegende Untertassen bzw UFOs. Es machte sich das gleiche Loch wie Anfang des Jahrzehnts auf und ein weiteres ´Dark Age´ brach an - was Freunde des Fantastischen dazu führen ließ, anzunehmen das es eine Verschwörung gab, um die öffentliche UFO-Diskussion einschlafen zu lassen. In einem Artikel der FSR - jetzt inzwischen unter Charles Bowen, da Girvan im Oktober 1964 an Krebs verstorben war - hieß es dann sogar konkret, dass die Medien aus der Fleet Street "were now part of the conspiracy of silence". Die FSR wechselte jetzt wieder ihr Image. Charles Bowen und Gordon Creighton sorgten dafür, dass die ´neue´ FSR zum bis dahin wohl erfolgreichsten UFO-Magazin in der Historie wurde (mit Höchstauflage von 4.000 Exemplaren) und sich als Kollegen die Herren Dr.J.Allen Hynek, Jacuqes Vallee und John A.Keel an Bord holten. Beide waren Regierungs-Zivil-Beschäftigte gewesen: Sprachgenie Creighton ein Diplomat in Whitehall, der selbst 1941 eine UFO-Sichtung in China als Mitarbeiter der British Embassy in Chungkink hatte und in London ein Stockwerk unterhalb der Nachrichtendienstabteilung des Air Ministry arbeitete, wo man sich auch mit UFO-Sichtungen beschäftigte - er aber nicht wusste. Bowen arbeitete im Finance Department der South African Embassy von London. Sie machten sich für eine neue Richtung stark: Den Fliegenden Untertassen-Landungen und Sichtungen ihrer ´Piloten´, den UFO-Okkupanten. Hintergrund war die Antonio Villas Boas-Geschichte, von der Creighton 1962 erstmals erfuhr. Brasilianische UFOlogen hatten diese Sache jahrelang zur Seite gelegt und für zu abgehoben wegen ihres sexuellen Inhalts gehalten. Creighton als Sammler von Geschichten aus dem südamerikanischen Raum bekam so diese Sache in einem Paket eben nur mit auf dem Tisch - und erkannte jetzt das Potenzial. Bereits in der Oktober 1964-Ausgabe der FSR erschien die Geschichte und wurde dadurch erst überhaupt bekannt. Sieben Jahre nach dem angeblichen Geschehens namens Sex mit Aliens.

 

Und von DIESEM Zeitpunkt an wurden auch die UFO-Stories "stranger than ever". Zwei Jahre später wurde im ´Daily Mirror´ die Headline "The kidnappers from outer space" gesetzt, um auf John Fuller´s Buch ´The Interrupted Journey´ und der Entführung von Betty und Barney Hill einzugehen. Eingebettet in diesem Spannungsfeld lag - zur Erinnerung - die Warminster-Angelegenheit. Seitdem die Villas Boas-Geschichte ufologisch-intern bekannt geworden war, hatte sich Bowen darauf spezialisiert Fallmaterial hinsichtlich ´The Humanoids´ aus den Fliegenden Untertassen zusammenzutragen, natürlich aus der inzwischen aufgeblühten internationalen UFO-Literatur. Das Fallmaterial selbst war in der breiten Öffentlichkeit unbekannt geblieben, außer den Kontakt-Fällen wusste niemand etwas von derartigen Geschichten, die bis dahin ufologisch-exklusiv waren. Die FSR gab eine Extraausgabe speziell zum Thema ´The Humanoids´ heraus, die sehr schnell vom ufologischen Publikum aufgekauft worden war und wegen seines Erfolgs in einer erweiterten Version 1969 als Buch erschien und ebenso zum Knüller wurde - und in dieser Gestalt auch erstmals mit diesem Thema das Fuller-Buch unterstützte. Jetzt waren ´wirklich´ die eher-glaubhaften Aliens in der Öffentlichkeit angekommen. Keel lief dabei außer Ruder und kam mit der Theorie auf, dass diese UFO-Insassen "Ultra-Terrestrials" seien, also Kreaturen aus anderen Dimensionen und Parallelwelten. Bowen entwickelte Verbindungen von ihnen mit pschischen Phänomenen und dem Paranormalen. Hynek kam mit den "close encounters of the third kind" daher, die er in seinem Buch ´The UFO Experience´ 1972 konzeptuell beschrieb. Dafür konnten sich auch einige begeistern... Einmal mehr passte alles zusammen. Menschen mit unterschiedlichsten persönlichen Hintergründen richteten neu ihr Interesse auf die UFOlogie. Intern aber blieb die Situation so chaotisch wie immer. Man muss aber auch sagen, dass die Hill-Storie in dieser Zeit keine Rolle spielte - und es auch keine Trittbrettfahrer dazu gab. Die Geschichte war zwar kurz in den Medien gewesen, hatte aber zunächst gar keine Wirkkräfte entfaltet. Auch die Villas Boas-Geschichte verließ nie den ufologischen Raum. Im Gegensatz zu den Kontaktlern ein Jahrzehnt zuvor interessierte sich dafür niemand.

 

Britains busiest UFO days. Und dann kam es zum legendären Sommer 1967 mit seinem ´National Skywatch Day´ am 24.Juni zum 20.Jahrestag der Kenneth Arnold-Sichtung - und natürlich mitten im "UFO-Fenstergebiet" Warminster. Doch die totale Hardcore-Geschichte setzte am Morgen des 11.September 1967 ein: Fliegende Untertassen waren gelandet und blieben am Boden liegen! Sechs seltsame Objekte wurden fast gleichzeitig auf einer Linie quer durch die südlichen Gebiete Englands von Clevedon nahe Bristol bis zu der Isle of Sheppney rüber gefunden. Die Untertassen waren zwar enttäuscht klein, aber sie schauten überzeugend aus. Sie schauten graumetallisch aus und waren mehr als einen Meter im Durchmesser, außerdem besaßen sie alle eine aufgesetzte Kuppel - einfach so wie sich jedes Kind und jeder Mann auf der Strasse längst schon eine ´echte´ Fliegende Untertasse vorstellte. Einige der Mini-Untertassen piepsten, andere besaßen aufgesetzte rote und grüne Blitzlichter. Polizei und Militär wurde eingeschaltet - und eine der Untertassen wurde sogar von einem Bomben-Entschärfungsteam der Armee am Fundort in der Luft gesprengt! Dabei setzte sich ein deutlicher Gerucht frei, der als "like a cross between pigswill and porridge" beschrieben wurde. Eine andere Untertasse wurde von einem RAF-Hubschrauber geborgen und weggeflogen, nachdem natürlich vorher der Fundort von der Polizei unzugänglich abgesperrt worden war! Doch die Hoffnungen, dass die Aliens nun gelandet waren - und zwar in einer Art die gar nicht erwartet wurde - zerstoben. Die Objekte waren Teil "of a rag stunt to raise funds for charity". Die ´Raumschiffe´ waren von den Studenten Roger Palmer und Chris Southall vom Farnborough Technical College für jeweils gerade einmal 30 Pfund gebaut und dann bewusst ausgelegt worden. DIESE Geschichte erfuhr sehr große Medienbegleitung - und damit begannen erst die ´busiest UFO days´. UFOlogical action.

 

1967: Ein UFO-Flap setzte ein, und zwar weil nun UFOs von ganz anderer Gestalt als die ausgelutschten Untertassen berichtet wurden: Das "Fliegende Kreuz" - eh ein großartiges Symbol von großer sozialer, weil religiöser Bedeutung in unserer Kultur und Zivilisation! Genau passend in eine Ära, in der England große gesellschaftliche Herausforderungen erfuhr und Auseinandersetzungen erlebte - Stichwort: 68er-Generation! Wie im Fall von früheren (und späteren!) UFO-Flaps die das UFO-Fieber triggerten, gab es auch hier einen Schlüßel-Event aufgrund einer Sichtung von scheinbar glaubwürdigen Zeugen. Hier waren es zwei Polizeibeamte auf Streifenfahrt in den frühen Morgenstunden: PC Clifford Waycott und Roger Willey von der Polizei von Devon. Nach ihrer Sichtung gab die Polizei eine freiwillige Pressekonferenz am nächsten Tag (sonst wäre die Geschichte nie bekannt geworden) und die beiden Beamten beschrieben, wie sie ein unidentifiziertes Flugobjekt am Himmel mit 90 km/h in ihrem ´Panda´-Streifenwagen verfolgten. Das Objekt sei fast eine Stunde lang direkt vor ihnen durch die Windschutzscheibe sichtbar gewesen und sah im Grunde aus wie ein "star-spangled cross radiating points of light from all angles". PC Willey: "Es schien so, als wenn es uns beobachten würde und nicht eingeholt werden wollte. Es schien, als wenn es wüsste, das wir es verfolgen." Auf dieser PK erklärte ihr Vorgesetzter Inspektor Frank Harding: "Wir sind verwirrt, aber wir müssen eine offene Gesinnung behalten." Als das Ministry of Defence etwas später dazu befragt wurde, war man dort zunächst uninformiert ohne Worte demgegenüber geblieben, aber als die Geschichte immer mehr Dynamik in den Medien gewann, nahm man sich der Sache an und stellte fest, dass diese Sichtung auf eine nächtliche Luftbetankungsaktion während einer amerikanischen Luftwaffenübung in der Gegend zurückging. Aber dies dauerte und zwischen entwickelte sich die Story selbstständig weiter: Mit diesem Fall wurde ein zuvor als "nutty topic" betrachtetes Thema übernacht zu einer seriösen Angelegenheit für die Fleet Street transformiert. Als dann die beiden Beamten in der BBC auf dem Bildschirm mit ihrer Beobachtung auftraten, hatte dies Fernwirkungen - allein schon weil diese Sendung eine große "substantial coverage" erfuhr. Etwa 70 Leute berichteten erst daraufhin, in der selben Nacht ebenso das "Fliegende Kreuz" mit seinen bunten Lichtern gesehen zu haben. Da das MoD mit diesen Meldungen ´überschwemmt´ worden war, gab es dort einen radikalen Wechsel in der Einstellung dem UFO-Phänomen gegenüber und man setzte ein Untersuchungs-Team zusammen, welches erstmals hinausschreiten sollte, um zivile UFO-Zeugen auch zu befragen. Zahlreiche Menschen blieben die Nacht auf und beobachteten den Himmel in den frühen Morgenstunden in der Höffung ebenso UFOs zu sehen. Und es klappte: Hunderte sahen nun für sie rätselhafte Lichter am Himmel und einige sahen ebenso "the flying cross" wiederkehren. In kameradschaftlicher Kollegenverbundenheit waren darunter auch nicht wenige Polizisten auf Streifenfahrt in den langweiligen Morgenstunden, die nach den UFOs bewusst Ausschau hielten. Einer der ´besseren´ Fälle soll erwähnt werden: Eine Motorradstreife, die gegen 4 h am 25.Oktober 1967 in Sussex unterwegs war, gab über Polizeifunk plötzlich Alarm wegen einem UFO! Binnen Minuten meldeten zahlreiche Streifenwagen-Besatzungen quer durch den ganzen Landstrich ebenso das UFO auszumachen! Was für eine Sache. Chief-Constable George Terry rief daraufhin ebenso eine PK in Lewes ein, um zu zeigen, dass die Polizei betreffs UFOs nicht zu verschweigen habe und ganz offen ist. Super! Dumm nur, dass das "UFO" nichts anderes als der Planet Venus war! Doch diese Welle von Sichtungen sorgte wieder für eine Serie von Fragen durch Parlamentsmitglieder.

 

Siehe dazu auch: http://www.youtube.com/watch?v=Sio2...

 

Die Fliegenden Untertassen eroberten die neue Popkultur, z.B. über die neue Rockmusik. Der Link zwischen Drogen, der modenren Musik und Fliegende Untertassen wurde am deutlichsten konsolitiert als Barry Miles und Joe Boyd einen der ersten großen Hippie-Klubs in der Londoner Tottenham Court Road eröffneten und ihn "UFO" nannten. Er wurde schnell zu einen angesagten, populären Treffpunkt der Szene unter dem Motto "Space is the place!" Der Journalist Robert Chapman sah ein Thema für sich und nutzte die "flying cross"-Kontroverse als zentrales Thema für ein Buch namens "UFO: Flying Saucers over Britain?" Das Buch erschien ebenso als Artikelserie im ´Sunday Express´, weswegen es sich wie geschnittenes Brot verkaufte und zwei Extraauflagen erfuhr. Und dies hatte unerwartete Folgen: Aufgrund genau dieses Buches produzierten die BBC wie auch das ITV-Network nun mehrere unkritische bzw hilflose TV-UFO-Sendungen. Damit wurde das Thema weiter belebt und den Veteran-Skywatchers liefen Horden von neuen Rekruten zu - und zwar aus der neuen "hippie underground movement"! Damit kam eine neue Generation auf, die parallel einher aber ebenso "for the greatest expansion of interest and belief in Fortean phenomena" sorgte, dies vermischte sich einmal mehr bis zur Unkenntlichkeit. Es war genau jene Zeit, als die Hippies sich den östlichen Glaubensrichtungen wie Buddhismus und Hinduismus hingaben, um sich von den "Alten" abzukapseln und neue Wege zu gehen - aber um hauptsächlich Inspirationen und neue Vorstellungen zu empfangen, weil es um exotische Sachen handelte. Genau dies passte in die Psyche der "flying saucer culture" Englands, weil es unter den Flying Saucerers längst schon entspreche ´Denkrichtungen´ und ´Offenheiten´ gab! Kurzum: Es gab eine neuerliche nahe Begegnung des britischen Gesellschafts- und Kultur-Untergrund mit der UFOlogie. Schon seit Mitte der 60er Jahre waren die Untertassen-Ideenwelten unter den "post-beatniks" und "modern mystics" aufgegangen und machten somit den Kern des englischen Untergrunds aus. Die ganze Hippie-Subkultur Englands wurde von einem Hintergrundsummen im Glauben an Fliegende Untertassen erfüllt - zur selben Zeit als LSD London ´eroberte´ und die pschodelische Ära begann (übrigens: niemand hat sich bisher Gedanken darüber gemacht, ob Alien-Begegnungen wie z.B. den einsamen Entführungserfahrungen eine Art psychodelisches Erlebnis sind). Und zwar, wie Hippie-Kulturforscher John Mitchell in seinem Buch "The Flying Saucer Vision" schrieb, als Gegenpol zum gesellschaftlich-gepflegten "extremly rationalistic materialismus". Hierzu wurde Glastonbury als spirituelles Zentrum revitalisiert. Schon immer hat wohl die Untertassen-Konzeption nichts weiter als einen heimlichen Aufstand gegen den rationalen Materialismus symbolisiert und erfährt daher esoterische Dimensionen im Hintergrund. Quasi genauso wie junge Menschen in ihrer Phase der Pupertät, wo sie sich von den ´Alten´ abnabeln und zu Rebellen derer ´Welt´ werden. Viele naive Kindlichkeiten in der Denkenswelt von UFOlogen lassen darauf schließen.

 

Pink Floyd´s erstes Album ´The Piper At The Gates Of Dawn"war eine Huldigung an diese Zeit und ihre musikalische ´Expedition in den Deep Space" mit dem Song ´Astronomy Domini´ sagt dazu alles aus. Ihr zweites Album ´A Saucerful of Secrets´ absorbierte die Untertassen-Subkultur völlig im Mischmasch von Ideen über Fliegende Untertassen und den Geheimnissen die man innerhalb unseres Verstand entdecken könne. Nochmals: ´Space was the place!" damals. The Rolling Stones zeigten gleichsam ein Interesse an den Saucers und John Mitchell war mit ihnen auf einer Mission in Stonehenge unterwegs, weil man dort besonders gut Untertassen beobachten konnte. Marianne Faithful begleitete sie dabei und Stones Rhythmus-Guitarist Brian Jones wurde dort inspiriert. Mitchell schrieb später über ihn: "Like a lot of peole at the time, myself inclueded, he was convinced there was a mystic link between druidic monuments and flying saucers. Extraterrestrials were going to read these signs from their spaceship windows and get the message. It was the local credo: Glastonbury, ley lines and intelligent life in outher space..." Man kann leicht erkennen, dass der 20 Jahre später ansetzende Kornkreis-Hype an der selben Stelle nur die Fortsetzung der Hippie-UFO-Szene in gewisser Weise war. Keith Richard´s von den Stones erklärte dem ´Melody Maker´ vom 15.Juni 1969 bereits, selbst dort UFOs gesehen und Dinge erlebt zu haben, die man sonst wohl kaum glauben könne. Auch David Bowie flirtete damals heftig "with the idea of the aliens", woran er sich später in seinem Song ´Starman´ rückerinnerte. Als er noch in Beckenham lebte, stieg er immer wieder in der Abenddämmerung auf´s Dach hinauf und fuchtelte mit einer großen, eingeschalteten Stabtaschenlampe in der Hand in den Himmel gerichtet umher (und hielt sich dabei an der Fernsehdachantenne fest). Er hoffte so Außerirdische auf sich aufmerksam zu machen. Er gab es aber auf, als ein unten vorbeifahrender Radfahrer ihn dann mal fragte: "Könnt ihr so BBC2 empfangen?" Im Februar 1975 berichtete die Zeitschrift ´Cream´ sogar über seine Verwicklung in die "UFO-Forschung": "I used to work for two guys who put out a UFO magazine in England and I made sightings each night for about a year." Er bezog sich dabei auf das ´18:15 Uhr"-UFO welches geraume Zeit über dem südlichen London für Aufregung sorgte, weil es immer pünktlich erschien: ein auffallend-helles Licht, welches einige Zeit am Himmel stand, um dann plötzlich beizudrehen und irgendwo in der Ferne herabzukommen. Dieses UFO-Licht war geraume Zeit ein Kultgegenstand unter den Jugendlichen in der Gegend dort. Die Erwachsenen sagten aber, dass das UFO in Wirklichkeit nurmehr eine Linienmaschine ist, die am Himmel herbeikam und dann auf dem nahen Flughafen landete...

Quelle: CENAP-Archiv

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