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Astronomie - Über Steine, die vom Himmel fallen

24.10.2017

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Der renommierte deutsche Meteoritenforscher Dieter Heinlein war in der Deutschen Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz zu Gast. Er hatte einige kosmische Steinchen mitgebracht.

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Ein Meteoritenforscher hat in der Raumfahrtausstellung wahre Schätze gezeigt. Weshalb auch Sigmund Jähn davon angetan war. 

Von Eberhard Mädler
erschienen am 24.10.2017

Muldenhammer. Steine, die vom Himmel fallen, wurden am Samstag in der Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz unter die Lupe genommen. Mit Dieter Heinlein hatte der Verein Deutsche Raumfahrtausstellung einen renommierten Wissenschaftler dazu eingeladen. Der Referent ist Leiter des sogenannten Feuerkugel-Netzes beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Er räumte mit landläufigen Irrtümern über Meteoriten auf. "Diese Himmelskörper sind keine brennenden Fackeln, die auf die Erde stürzen. Wenn sie hier niedergehen, sind diese Steine nicht wärmer als 40 bis 50 Grad Celsius, meistens sogar viel kühler", sagte der Fachmann. Nach seinen Worten stammen die Lichtschweife nur von der Reibung mit der Atmosphäre. Die dabei entstehende Hitze habe wegen der hohen Geschwindigkeit, mit der Meteoriten gen Erde unterwegs sind, gar keine Zeit, bis ins Innere solcher Steinbrocken vorzudringen. So seien Meteoriten mit einem Durchmesser von 50 Metern mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100.000 Stundenkilometern unterwegs.

Der 62-jährige Augsburger hat unzählige Meteoriten oder deren Bestandteile aus aller Welt zusammengetragen. Eine Auswahl davon hatte er in den Geburtsort von Sigmund Jähn mitgebracht. Einige dieser kosmischen Steinchen durften die 110 Zuhörer selbst in die Hände nehmen. Auch Sigmund Jähn zeigte sich von jenen "galaktischen Grüßen" angetan.

Jähn und Heinlein kannten sich bisher nur vom Hörensagen. "Für seine 80 Jahre ist er äußerst agil", würdigte der Forscher den Kosmonauten. Der Vogtländer bedankte sich bei dem Bayern mit einer Widmung auf dem Mini-Räuchermännchen im Jähn-Raumanzug, das jeder Referent in Morgenröthe-Rautenkranz bekommt.

Dieter Heinlein berichtete über seine Forschungsreisen zu Meteoriten-Kratern in den USA und Australien. Gut dokumentiert wurde durch den 62-Jährigen auch der spektakuläre Einschlag im russischen Tscheljabinsk, den im Februar 2013 sogar Autofahrer filmten. "So etwas gibt es höchst selten", weiß der Experte.

Doch auch in Deutschland kennt man solche Götterboten. So wurde im Sommer 2002 ein erstes Stück (1700 Gramm) vom Meteorit Neuschwanstein unweit des gleichnamigen Schlosses gefunden. Ein Jahr später wurden zwei weitere Brocken ausfindig gemacht - zirka 1600 beziehungsweise 2800 Gramm schwer. Berührt hatte der "Himmel die Erde" über den Alpen bei Füssen allerdings bereits im Frühling. Daraufhin waren Heerscharen von Hobby- aber auch Berufs-Astronomen im deutsch-österreichischen Grenzgebiet gezielt auf Meteoritensuche ausgeschwärmt.

Vor drei Jahren schließlich war Heinlein auch gefragter Fachmann für drei Landwirte. "Sie brachten mir einen Steinbrocken, der für seine Größe ungewöhnlich schwer war und eine rostbraune Verwitterungskruste trug", so der Physiker. Es handelte sich um ein 1400-Gramm-Stück vom Meteorit Machtenstein, der anno 1956 in Oberbayern gefunden worden ist. Heinlein: "Damals hatte ihn ein Bauer vom Feld aufgelesen, ihn als etwas Besonderes erkannt aufbewahrt." Jahrzehnte lang lag der Stein, der vom Himmel fiel, in einem Gartenbeet, bis er 2014 als echter Meteorit identifiziert wurde.

Quelle: Freie Presse

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