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Raumfahrt - Bienvenue Thomas – Von der ISS zum DLR-Köln

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Nach mehr als einem halben Jahr im Weltall ist der französische ESA-Astronaut Thomas Pesquet zur Erde zurückgekehrt. Die ersten Tage nach seiner Landung wird er im Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) verbringen. Den 39-Jährigen erwarten zahlreiche medizinische Tests und Untersuchungen, deren Ergebnisse unter anderem den Einfluss der Schwerelosigkeit auf seinen Körper dokumentieren.

Bevor Pesquet am 17. November 2016 zur internationalen Raumstation ISS aufbrach, musste er umfangreiche medizinische Untersuchungen absolvieren. Die Tests im DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin dienten vor allem der genauen Dokumentation seiner körperlichen Verfassung vor dem Flug ins All.

Die medizinischen Daten von Astronauten werden weltweit nach identischen Standards erhoben, um verlässliche Vergleichswerte für eine wissenschaftliche Auswertung zu erhalten. Das Ziel der Forschung ist, bessere Informationen über die Auswirkung der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper zu erhalten. Auf dieser Grundlage werden Gegenmaßnahmen für die negativen Effekte der Schwerelosigkeit entwickelt.

Einfluss der Schwerelosigkeit

Astronauten leiden, insbesondere nach Langzeitmissionen, unter dem Verlust von Knochen- und Muskelmasse und einem veränderten Herzkreislaufsystem. Zusätzlich treten bei einigen Astronauten auch Veränderungen an den Augen auf. Noch kurz vor dem Ende seiner Mission auf der ISS hat Pesquet Experimente zur Flüssigkeitsverschiebung im Körper und deren Auswirkungen auf den Druck in Augen und Gehirn durchgeführt.

Thomas Pesquet war rund sechseinhalb Monate auf der Raumstation. Während seines Aufenthalts hat er täglich zwei bis zweieinhalb Stunden seine Muskulatur trainiert, um dem Verlust von Knochen- und Muskelmasse entgegen zu wirken.

In den Tagen nach seiner Rückkehr werden zahlreiche Untersuchungen zeigen, wie effizient dieses Training war. Jede Veränderung der körperlichen Leistungsfähigkeit, im Vergleich zu den vor dem Flug erhobenen Daten, wird aufgezeichnet und anschließend ausgewertet.

Umfangreiche Tests

Als erstes stehen allgemeine medizinische Tests zur Funktion des Herzkreislaufsystems, Fitness, Muskelfunktionen, allgemeinem Gesundheitsstatus sowie eine Augenuntersuchung an. Danach folgen wissenschaftliche Experimente unter internationaler Beteiligung:

• ESA/Europa: Muskel- und Knochenuntersuchung, Untersuchung Gehirn-Strukturen
• NASA/USA: Datenerhebung allgemeiner Gesundheitsstatus, Augen/Herz-Kreislauf, DNA-Tests, Immunsystem
• CSA/Canada: Herz-Kreislauf/Gefäßsystem, Herz-Kreislauf/Blut, Knochen
• JAXA/Japan: Immunsystem, Herz-Kreislauf/Augen

Den Wissenschaftlern steht im DLR-Forschungsgebäude ":envihab" eine besondere Infrastruktur zur Verfügung. Neben Unterkunftsräumen für Astronauten, deren Familie und Betreuer finden sich fast alle Untersuchungseinrichtungen unter demselben Dach. Für radiologische Untersuchungen steht beispielsweise ein PET-MRT zur Verfügung, es gibt einen Bereich für Tests der Fitness und Muskelkraft sowie Analysemöglichkeiten für die erhobenen Laborwerte.

Heimreise ohne Umwege

Die Betreuung und Untersuchung europäischer Astronauten, rund 100 Meter vom Europäischen Astronautenzentrum der ESA entfernt, unmittelbar nach ihrer Landung ist noch relativ neu. Alexander Gerst war im November 2014 der erste ESA-Astronaut, der nach seiner Mission direkt nach Köln zurückkehren konnte. Bis dahin wurden alle westeuropäischen Astronauten bei der NASA in den USA und in Russland untersucht.

"Mit Thomas Pesquet kommt der vierte europäische Astronaut im Rahmen des "Direct Return" zu uns ins :envihab. Er wird dort die erste wichtige Phase der Untersuchungen für die Wissenschaft und den Erhalt der Gesundheit nach dem Raumflug verbringen. Zeitgleich absolvieren gerade mehrere Astronauten Tests im Rahmen ihrer jeweiligen Missionen: Samantha Cristoforetti und Timothy Peake sind zu Tests nach ihren jeweiligen Missionen 2015 und 2016 bei uns. Für ihre Missionen in diesem Jahr sind außerdem der Italiener Paolo Nespoli, der Japaner Norishige Kanai und der Amerikaner Randolph Bresnik zu Voruntersuchungen hier." sagte Professor Jens Jordan, Leiter DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin.

Quelle: DLR

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