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19.10.2015
Aus dem CENAP-Archiv:
Sigmund Jähn, 1.Deutscher Kosmonaut mit Soyuz-31
Soyuz-31-Besatzung (mit Sigmund Jähn+Waleri Bykowski, Rechts) und "Ersatz-Besatzung" mit Eberhard Kölner und Viktor Gorbatko
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Quelle: CENAP-Archiv
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Update: 13.02.2017
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Siegmund Jähn
Sigmund Jähn - Der erste Deutsche im All wird 80
Er war der erste Deutsche im Weltall. Der Vogtländer Sigmund Jähn ist auch knapp 34 Jahre nach seinem Flug in den Kosmos sehr populär.

Der erste deutsche Raumfahrer, Sigmund Jähn, stammt aus dem vogtländischen Morgenröthe-Rautenkranz. Am 26. August 1978 flog er ins Weltall und umrundete an Bord einer sowjetischen Raumstation die Erde. Nach seiner Rückkehr wurde der stets bescheidene und ruhige Mann zum Medienstar und DDR-Volkshelden - wider Willen. Diese Popularität hält bis heute an. Auch nach seinem Ausflug ins All blieb Jähn der Raumfahrt verbunden.
Vom Buchdrucker zum Kosmonauten
Sigmund Jähn wurde am 13. Februar 1937 als Sohn eines Sägewerkarbeiters geboren. Nach seinem Schulabschluss machte er zunächst eine Buchdruckerlehre, bevor er sich 1955 für eine Laufbahn in der Nationalen Volksarmee (NVA) der Deutschen Demokratischen Republik entschied.
Er schloss die Offiziershochschule ab und wurde einer der ersten Düsenpiloten der DDR-Luftstreitkräfte. Nachdem er sein Abitur nachgeholt hatte, folgte eine weitere Ausbildung an der Militärakademie für Luftstreitkräfte in der Sowjetunion.
Als im Rahmen des "Interkosmos-Programms" erstmals ein deutscher DDR-Kopilot auf einem sowjetischen Raumschiff mitfliegen sollte, kam Jähn in die engere Wahl. Zwei Jahre wurde er im sowjetischen Kosmonautenzentrum "Sternenstädtchen" bei Moskau auf seinen Weltraumflug vorbereitet.
Am 26. August 1978 war es schließlich soweit: Zusammen mit dem Sowjetoberst Waleri Bykowski startete der NVA-Offizier mit der Rakete "Sojus 31" ins All, die einen Tag später an die Orbitalstation "Saljut 6" ankoppelte. Dort führte Jähn zahlreiche wissenschaftliche Experimente durch. Gefragt nach seinen stärksten Eindrücken schwärmte er vom Blick auf die in leuchtendes Blau gehüllte Erde, den Polarlichtern und der Erfahrung der Schwerelosigkeit.
Nach acht Tagen und 125 Erdumkreisungen kehrte die Sojus-31-Besatzung auf die Erde zurück. Bei der unerwartet harten Landung in der kasachischen Steppe erlitt er einen bleibenden Wirbelsäulenschaden, der allerdings auf Anweisung der DDR-Führung verschwiegen wurde.
Volksheld wider Willen

Nach seinem Weltraumausflug wurde Sigmund Jähn über Nacht zu einem der bekanntesten Gesichter des Sozialismus. Es folgten Orden, Ehrenbürgerschaften, Jubelrundreisen und Empfänge. Zahlreiche Schulen und andere öffentliche Einrichtungen in der DDR wurden nach Jähn benannt, in seinem Heimatort wurde ihm eine heute noch existierende Raumfahrtausstellung gewidmet. Jähn selbst war der Rummel nach eigener Aussage eher peinlich. Der zweifache Familienvater blieb bescheiden und erwarb sich damit Sympathie und Respekt - bis heute. Vor einem öffentlichen Auftritt in Berlin-Köpenick im Januar standen seine Fans Schlange am ausverkauften Kino Union. Unterm Arm Jugendweihe-Geschenkbücher mit Jähns Foto und leicht vergilbte Ausgaben der Zeitung "Neues Deutschland".
Der Raumfahrt bis heute verbunden
Nach der Wiedervereinigung wurde der Armee-General zwar entlassen, aber sein Insiderwissen über die russische Raumfahrt war weiter gefragt. Der in Strausberg bei Berlin lebende Jähn arbeitete als Berater für die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die europäische Raumfahrtagentur ESA.
BIOGRAFIE VON SIGMUND JÄHN
Sigmund Jähn war der erste Deutsche im All. Der damalige DDR-Bürger wurde von 1976 bis 1978 in der UdSSR zum Kosmonauten ausgebildet und flog am 26. August 1978 mit Sojus 31 zur Raumstation Saljut 6. Am 3. September 1978 kehrte er mit Sojus 29 wieder zur Erde zurück. Er blieb der Raumfahrt treu und arbeitete nach dem Zusammenbruch des Ostblocks für die ESA und das DLR als Berater.
Am 13. Juli 1976 bot die damalige UdSSR ihren am Interkosmos-Programm beteiligten Partnerländern den Mitflug eigener Kosmonauten in Sojus-Raumschiffen zur Orbitalstation Saljut 6 an. Die ehemalige Deutsche Demokratische Republik (DDR) schickte am 10. November 1976 vier Kandidaten ins Kosmonautenausbildungszentrum des Sternenstädtchens bei Moskau, darunter auch Sigmund Jähn.
Kosmonautenkarriere
Am 25. November 1976 wurde Sigmund Jähn zusammen mit seinem späteren Double Eberhard Köllner für die Ausbildung zum Kosmonauten ausgewählt. Beide nahmen am 4. Dezember 1976 das Basistraining auf, dass sie ab Januar 1977 mit den ihnen zugewiesenen russischen Kommandanten fortsetzten. Vom 22. August 1977 bis zum 9. August 1978 fand schließlich das missionsspezifische Training statt.
Am 26. August 1978 startete der damalige DDR-Bürger Sigmund Jähn als erster Deutscher ins All. Zusammen mit Kommandant Waleri Bykowski flog er als Forschungskosmonaut an Bord des Raumschiffes Sojus 31 zur Raumstation Saljut 6. In der Station führte Jähn 25 Experimente aus den Bereichen Fernerkundung der Erde, Medizin, Biologie, Materialwissenschaften und Geophysik durch. Bei der Fernerkundung kam auch die in Saljut 6 stationierte DDR-Multispektralkamera MKF-6M zum Einsatz. Am 3. September 1978 kehrten Jähn und Bykowski nach 124 Erdumkreisungen und einer Flugdauer von sieben Tagen, 20 Stunden und 49 Minuten mit dem Raumschiff Sojus 29 wieder zur Erde zurück.
Nach dem Flug
Nach seinem Raumflug wurde Sigmund Jähn Chef des neu geschaffenen Zentrums für Kosmische Ausbildung bei den Luftstreitkräften der Nationalen Volksarmee (NVA) in Eggersdorf bei Strausberg. Die Funktion hatte er bis zum Beitritt der DDR zur Bundesrepublik inne. Daneben promovierte er 1983 am Zentralinstitut für Physik der Erde in Potsdam mit einem Thema zur Fernerkundung der Erde.
Maßgeblichen Anteil hatte Jähn auch an der Schaffung der Association of Space Explorers (ASE), der Internationalen Vereinigung der Raumfahrer. Als Gründungsmitglied von 1985 gehörte er jahrelang deren Exekutivkomitee an.
Am 2. Oktober 1990 wurde die NVA der DDR aufgelöst und Jähn im Range eines Generalmajors aus der Armee entlassen. Danach war er im Kosmonautenausbildungszentrum bei Moskau als freier Berater für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) tätig, ab 1993 auch für die Europäische Weltraumorganisation ESA. Hier betreute er die deutschen und europäischen Astronauten bei den Vorbereitungen für die Missionen Mir-92 (Klaus-Dietrich Flade und Reinhold Ewald), Euromir-94 (Ulf Merbold und Pedro Duque/Spanien), Euromir-96 (Thomas Reiter und Christer Fuglesang/Schweden) sowie Mir-97 (Reinhold Ewald und Hans Schlegel).
Bis 2002 blieb Jähn als ESA-Berater im Sternenstädtchen. Dann ging er in den Ruhestand, wirbt aber bis heute landesweit bei Veranstaltungen, Vorträgen und Foren weiter für den Raumfahrtgedanken.
Persönlicher Werdegang
Sigmund Werner Paul Jähn wurde am 13. Februar 1937 in Morgenröthe-Rautenkranz im sächsischen Vogtland geboren. In seiner Heimatgemeinde besuchte er bis 1951 die Volksschule. Anschließend nahm Jähn im Klingenthal/Vogtland eine Lehre als Buchdrucker auf, die er 1954 erfolgreich beendete. Danach war er kurzzeitig als Pionierleiter an einer Schule in Hammerbrücke/Vogtland tätig.
Am 26. April 1955 trat Sigmund Jähn den DDR-Luftstreitkräften bei. Er absolvierte zunächst die Grundausbildung und wurde 1956 Offiziersschüler an der Fliegerschule der Luftstreitkräfte der NVA in Kamenz, ab Mai 1957 in Bautzen. Nach zweijähriger Ausbildung versah Jähn ab 1958 seinen Dienst als Pilot in einem NVA-Jagdgeschwader. Von 1961 bis 1963 war er dessen stellvertretender Kommandeur für Politarbeit, ab 1965 Leiter für Lufttaktik und Luftschießen.
1966 delegierte ihn die NVA zum Studium an die Militärakademie „Juri A. Gagarin“ der Luftstreitkräfte der UdSSR nach Monino bei Moskau, die Jähn 1970 als Diplom-Militärwissenschaftler verließ. Danach war er bis 1976 im Stab der DDR-Luftstreitkräfte als Inspekteur für die Jagdfliegerausbildung und Flugsicherheit zuständig.
Sigmund Jähn ist verheiratet und Vater zweier Töchter.
Quelle: ESA
Update: 13.02.2017